Auge um Auge (German Edition)
noch ihre Boxershorts an und springen in den Pool. Derek folgt mit einer Arschbombe hinterher, und Ashlin und Rennie fassen sich an den Händen und springen ebenfalls hinein.
Sobald sie im Wasser sind, setzt Alex sich auf einen der Liegestühle. Zwar nicht direkt neben mich, aber auf jeden Fall näher, als mir lieb ist. Nun setze ich doch noch Rennies Sonnenbrille auf, damit man mir meinen Ärger nicht ansieht.
Mom muss das Platschen gehört haben, denn sie kommt auf die Terrasse hinaus. Sofort rufen Reeve und PJ im Chor: »Hi, Mrs. Cho!«
»Hi, Jungs!« Dann bemerkt sie Alex. »Alex! Wie geht’s?« Sie liebt Alex.
Er steht auf, ganz der Gentleman, der zu sein er stets vorgibt. »Hi, Mrs. Cho. Haben Sie eine neue Frisur? Sieht gut aus.«
Mom strahlt mich an, als wollte sie sagen: Wow, hat der Junge nicht was?
O ja, der hat was ... und zwar auf dem Kerbholz.
»Stimmt. Schön, dass du’s bemerkt hast, Alex«, sagt Mom.
Ich erwarte die ganze Zeit, dass er versucht, Blickkontakt mit mir aufzunehmen, aber er sieht überall anders hin statt zu mir. Vielleicht ist er immer noch sauer auf mich. Oder sein schlechtes Gewissen rührt sich.
Mom geht zurück ins Haus, und alle kommen aus dem Wasser.
Wie ein König verlangt Reeve: »Jemand soll mich mal abrubbeln.«
»Lil«, sagt Rennie, »du hast doch sicher Handtücher für die Jungs, oder?«
»Ehrlich gesagt, nein«, antworte ich. »Unsere Haushaltshilfe ist gerade beim Waschen. Das Einzige, was ich anbieten könnte, wäre ein Geschirrtuch. Oder Papiertücher. Tut mir leid.«
Ashlin und Rennie werfen sich Blicke zu. PJ guckt ganz traurig und fängt an zu zittern. Ich verdrehe die Augen und werfe ihm mein Handtuch zu.
Jetzt strahlt er mich an. »Danke, Lil.«
»Ja, wirklich, vielen Dank«, sagt Reeve.
Ashlin leiht Derek ihr Handtuch, und auch Rennie hält Reeve ihrs hin, doch er lehnt ab. Stattdessen streift er sich mit den Händen das Wasser von den Bauchmuskeln und schnappt sich seine Sachen. »Gastfreundschaft ist wohl ein Fremdwort hier. Bist du so weit, Alex?«
»Jep.«
Ich gehe zum Tor und mache auf. »Tschüss dann«, sage ich.
Reeve macht das Friedenszeichen in meine Richtung und geht kopfschüttelnd hinaus.
Seit wann ist Reeve Tabatsky eine Autorität in Benimmfragen? Ich hab selbst gesehen, wie er sich Essen aus dem Müll geholt hat. Das war zwar bei Alex zu Hause, aber trotzdem.
Die anderen Jungs folgen Reeve nach draußen, Rennie und Ashlin gehen ins Haus, um sich umzuziehen.
Ich lehne mich gegen den Zaun. Und so kommt es, dass ich eine Unterhaltung von der anderen Seite mitbekomme. Alex ist noch nicht losgefahren, sein Wagen steht noch immer in unserer Einfahrt.
»Mein Gott – Cho kann so zickig sein«, höre ich Reeve sagen. »Glaubst du, sie weiß, dass Nadia bei dir übernachtet hat?«
Mir bleibt die Luft weg.
»Ausgeschlossen. Nadia hat ihr geschworen, dass sie bei dieser Janelle geschlafen hat. Sie würde es ihr niemals sagen.«
»Das kannst du nur hoffen«, sagt Derek.
»Sag mal, was bringt dir das eigentlich? Ich sag dir, halt dich weiter an DeBrassio. Die weiß, wer sie ist und was sie kann. Respekt.«
Alex lässt den Motor an. »Ich weiß schon, was ich tu.«
Rennie kommt von hinten und legt mir eine Hand auf die Schulter.
Ich zucke zusammen. »Hey – wo ist Ash?«
»Auf dem Klo. Hör mal, Lil, ich weiß nicht, wie ich es dir sonst sagen soll – aber du musst dich dringend zusammenreißen.«
»Wie meinst du das?« In meinem Kopf herrscht ein einziges Chaos. Nadia hat bei einem Jungen übernachtet. Und zwar nicht bei irgendeinem, sondern bei Lindy. Von dem ich dachte, er sei ein Freund. Jemand, der so etwas nie tun würde. Keine Ahnung, wie ich so naiv sein konnte. Jungen – man kann ihnen einfach nicht über den Weg trauen. Keinem von ihnen.
»Diese Jungs sind unsere Freunde, und du gibst ihnen nicht mal ein Handtuch? Heute ist Mittwoch, das heißt, Carlota ist nicht einmal hier. Ich wollte dich vor den anderen nicht bloßstellen, aber ehrlich.« Sie sieht sich um, dann spricht sie mit gesenkter Stimme weiter. »Lil, werd endlich mal wieder locker, sonst merken die anderen noch, dass was nicht stimmt.«
Ich kann einfach nicht klar denken. Ich lehne mich wieder an den Zaun, er hilft mir, mich aufrecht zu halten. »Du hast ja recht«, bringe ich hervor. Ich werde sagen, was sie hören will, bloß damit sie den Mund hält.
Doch den Gefallen tut sie mir nicht. Ihre Augen leuchten auf einmal auf. »O mein Gott! Ich hab
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