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Auge um Auge (German Edition)

Auge um Auge (German Edition)

Titel: Auge um Auge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han , Siobhan Vivian
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doch nicht gedacht!
    Ashlin klatscht. Sie sieht nicht enttäuscht aus, vermutlich, weil sie nie im Ernst daran geglaubt hat, dass sie gewinnen könnte. Neben ihr steht Rennie, ihr Blick ist völlig leer, traurig und leer. Nadia kommt an den Bühnenrand gelaufen, sie hüpft auf und ab, jubelt mir zu und schreit meinen Namen. Ich strecke eine Hand aus und berühre mit zitternden Fingern das Diadem auf meinem Kopf.
    Wie aus dem Nichts steht Reeve plötzlich neben mir. Er packt mich, hebt mich hoch und wirbelt mich im Kreis herum, als wären wir Eisläufer. Ich winde mich, kreische, er soll mich runterlassen, doch bei all dem Klatschen und Rufen hört er mich wahrscheinlich nicht einmal.
    Die übrigen Mitglieder des Homecoming-Court verlassen jetzt die Bühne, Rennie als Letzte, und ich bleibe allein mit Reeve zurück. Ich schaue, ob ich Kat oder Mary in der Menge erkenne, vielleicht kann ich so dahinterkommen, was hier eigentlich gespielt wird, aber nun dimmt jemand das Licht, und die Musik setzt ein. Ein langsamer Song.
    Reeve zieht mich fest an sich. Ich versuche, ihn wegzuschieben, aber er hält mich nur noch fester im Arm. Ich sehe ihm ins Gesicht, seine Pupillen sind total geweitet, er schwitzt.
    »Ich hab für dich gestimmt«, sagt er.
    Ich muss mich wohl verhört haben. Seine Stimme klingt völlig fremd, verträumt und wie aus weiter Ferne.
    »Warum bist du so gemein zu mir, Cho?«
    »Bin ich doch gar nicht«, sage ich.
    Er streckt eine Hand aus und berührt mein Haar. Ich zucke zurück. »Dein Haar ist so weich. So, so weich. Scheiße, wahrscheinlich sollte ich das nicht sagen.«
    Reeve dreht mich herum, sodass ich wieder in die Menge blicke. Vom Parkett aus beobachtet uns Alex. Er sieht angespannt aus, lässt uns nicht aus den Augen.
    Reeve dreht mich im Kreis herum, immer wieder und immer schneller. Endlich entdecke ich Mary in der Menge. Sie beißt sich auf die Unterlippe, umschlingt ihren Oberkörper mit den Armen.
    »Mein Herz klopft so schnell«, sagt Reeve. Er atmet schwer. Die Leichtigkeit von eben ist aus seiner Stimme verschwunden, stattdessen klingt sie jetzt tiefer, angestrengter, auch wenn er mich weiter anlächelt.
    Sein Herz rast in der Tat, es schlägt so schnell, dass ich es fast höre. Ich fühle es durch sein Jackett hindurch.
    Ich lehne mich zurück. Reeves Blick wird unstet, die Augen wirken auf einmal wässrig. Er macht mir Angst. Ich glaube, er weiß nicht einmal mehr, wo er ist, geschweige denn, wer ich bin. Er hält mich so fest, dass ich kaum Luft bekomme. Mir wird schwindlig, gleich falle ich in Ohnmacht. Dieses Mal wirklich.
    »Ich seh dich auf einmal nur noch ganz verschwommen«, sagt Reeve und tastet wie blind nach meinem Gesicht.
    »Reeve«, sage ich. »Hör auf.«
    »Vorhin ... da hast du mich nach Ren und mir gefragt. Jetzt will ich dich was fragen. Was ist mit dir und Lindy? Was seid ihr?«
    »Wir sind Freunde«, sage ich ihm und schlucke angestrengt. »Das ist alles.«
    Ich erwarte irgendeine bissige Bemerkung von ihm – wie immer, wenn es um Alex und mich geht. Doch dieses Mal ist es anders. Dieses Mal hebt er mein Kinn. Seine Finger zittern, und dann küsst er mich, mit offenem, warmem, feuchtem Mund. Ich versuche, ihn wegzuschieben, doch seine Hand liegt fest in meinem Nacken und lässt nicht los.
    Ich habe nur einen einzigen Gedanken – Rennie. Sie wird mich umbringen.
    Mit aller Kraft stoße ich Reeve fort. Er stolpert einige Schritte rückwärts, gerät endgültig aus dem Gleichgewicht, und ich habe Angst, dass er über den Bühnenrand fällt.
    Der DJ stellt die Musik leiser, und unten im Saal wird es auf einmal ganz still. Reeve schüttelt den Kopf, so als würde er versuchen, wieder zu sich zu kommen. Er tut ein paar Schritte auf mich zu, doch seine Arme und Beine scheinen seinem Gehirn nicht mehr zu folgen. »O nein«, stöhnt er. Er dreht sich um und starrt in die Menge, so als suchte er jemanden, und nähert sich mit kleinen Schritten dem Bühnenrand.
    »Tut mir leid«, sagt er und schützt die Augen mit einer Hand vor dem grellen Scheinwerferlicht. »Tut mir leid, Alex.«
    Plötzlich erstarrt er. Alle Farbe weicht aus seinem Gesicht. Er flüstert etwas.
    »Big Easy.«

37 MARY  Big Easy. Big Easy. Big Easy. Es ist völlig egal, wie hübsch ich heute Abend aussehe. Ein Schwein mit Lippenstift bleibt immer noch ein Schwein. Ich bin Big Easy.
    Und ich bleibe Big Easy. Für immer.
    Ich stecke noch immer in meinem Homecoming-Kleid, das sehe ich, doch es fühlt sich

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