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Auge um Auge (German Edition)

Auge um Auge (German Edition)

Titel: Auge um Auge (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han , Siobhan Vivian
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Arm aus, um mich aufzuhalten. »Du kannst da jetzt nicht rein, Kat.«
    »Aber meine Freundin ist noch da drin.«
    Er wendet sich ab, lenkt die Ströme von Schülern, fordert sie auf, sich möglichst weit vom Gebäude zu entfernen. Ein paar Meter entfernt sehe ich Coach Christy, die humpelnd umhergeht und festzustellen versucht, wer verletzt ist.
    Der Rettungswagen fährt vor, mit Blaulicht und Sirene. Die Sanitäter laufen eilig in die Halle, und nur Minuten später bringen sie Reeve auf einer Trage heraus.
    Soweit ich sehen kann, bewegt er sich nicht.
    Mädchen weinen, Mädchen, die ihn kaum kennen. Aber ich kenne ihn. Ich weiß, dass er eine Schellfischallergie hat. Ich weiß, dass er eine Narbe an der linken Schulter hat, weil seine Brüder ihn mal aus ihrem Baumhaus geworfen haben. Ich weiß, dass er eine ganze Woche lang geweint hat, als seine Katze überfahren wurde. Ich kenne ihn, und ich bin die, die ihm das hier angetan hat. Ich habe den Stein ins Rollen gebracht.
    Rennie drängt an allen vorbei. Sie ist absolut hysterisch und versucht, mit in den Rettungswagen zu steigen, doch die Sanitäter lassen sie nicht. Weinend sinkt sie am Straßenrand in sich zusammen.
    Reeve ist so schwer gestürzt.
    Ich darf gar nicht daran denken. Ich will nicht daran denken, denn es kann doch gar nicht sein. Wir haben ihm doch bloß Ecstasy gegeben, nicht irgendwelchen harten Stoff. Du lieber Himmel, E gilt doch als Partydroge. Also was zum Teufel ist mit ihm passiert? Was war da drinnen los?
    Ich habe keine Ahnung, wo Lillia und Mary sind oder ob ich auf sie warten sollte. Dann sehe ich sie, Lillia. Alex führt sie durch die Menge. Sie halten sich ganz fest an den Händen.
    Ich blinzle.
    Als sie Rennie am Boden entdeckt, lässt Lillia Alex’ Hand los. Sie läuft zu ihr hinüber und hilft ihr auf. Sie fallen einander in die Arme, beide weinen. Alex telefoniert mit jemandem.
    Der Rettungswagen fährt mit gellender Sirene wieder ab. Etliche Schüler stehen noch in Grüppchen herum, doch die Jungs aus der Footballmannschaft brechen schon auf. Sie springen in ihre Autos und setzen sich an die Spitze einer Karawane, die den Parkplatz verlässt.
    Eine Limousine biegt mit großem Tempo in die Ringstraße ein. Alex wechselt schnell ein paar Worte mit dem Fahrer, der den Kopf zum Fenster herausstreckt. Dann macht Alex den Mädchen Zeichen, und sie laufen zu ihm hinüber. Auch Ashlin ist jetzt dabei, sie hält Nadia an der Hand. Alle steigen ein, und die Limousine prescht davon.
    Ich drehe mich um und blicke zur Schule zurück. Da sehe ich Mary. Sie stolpert zur Tür heraus, weiß wie die Wand.
    »Mary!«, schreie ich. Sie wendet den Kopf, sieht mich aber nicht.
    »Mary!«

40 MARY  Alles um mich herum dreht sich. Ich komme mir vor wie auf einem rasenden Karussell. Zu viele Menschen, zu viel Lärm. Alles vibriert. Ich setze einen Fuß vor den anderen, bewege mich ohne Ziel und Zweck, folge einfach dem Sog der Menge. Wie in Trance fühle ich mich. Ich muss stehen bleiben und mich an eine Wand lehnen.
    Aber auf einmal steht Kat vor mir, und nun dreht sich nichts mehr. Ich starre auf das Blut, das ihr in einer dünnen Spur übers Gesicht läuft. Auch ihr habe ich also wehgetan.
    »Ist alles in Ordnung mit dir, Mary?«
    Ich beginne zu zittern. Man kann Ereignisse nicht unbegrenzt oft dem Zufall zuschreiben – irgendwann muss man der Wahrheit ins Gesicht sehen. An dem Tag, als alle Spinde gleichzeitig zuknallten, war es ganz windstill. Als Rennie von der Pyramide fiel, hatte sie keinen falschen Schritt getan. Und nun das heute Abend, die Lichter, die alle mit einem Schlag erloschen, die Überspannung.
    Das war ich.
    Kat drängt mich: »Komm, wir müssen hier weg.«
    Sie greift nach meinem Arm, doch ich weiche zurück. Nein, ich gehe nicht weg. Ich gehe nirgendwohin. Nicht solange ich nicht weiß, ob es Reeve gut geht oder nicht.
    Kat verliert langsam die Geduld mit mir, das sehe ich ihr an. »Mary, wir müssen gehen. JETZT !«
    »Es war meine Schuld, Kat. Ich war das.«
    »Halt den Mund, Mary. Es war ein Zufall. Reeve muss auf irgendwas allergisch reagiert haben.«
    Ich presse die Lippen aufeinander und kämpfe gegen die Tränen an. »Du blutest. Ich hab dir wehgetan.«
    Kat schüttelt ungläubig den Kopf. »Soll das ein Witz sein? Mary, das war eine Überspannung. Oder so was Ähnliches. Ist ja auch egal. Bitte! Ich flehe dich an, lass uns hier weggehen, okay? Wir müssen uns unauffällig verhalten und versuchen, Lillia zu

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