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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Madea
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Lachen drang noch zu ihr, dann vernahm sie nur noch die aufdringlichen Geräusche der Nacht und des Waldes. Als Zac hinter ihr die Lippen öffnete und einatmete, wusste sie bereits, was er sagen wollte. Ihr Gehirn drehte sich wie in einem Strudel aus unerlebten Erlebnissen, doch sie wusste instinktiv, dass sie momentan nicht mehr zurück in ihr sicheres Zimmer durfte, obwohl sie alles dorthin zog, ja förmlich zerrte. Sie brauchte einen klaren Kopf zum Nachdenken. Leise Tränen rannen ihr über die Wangen. Sie drehte sich reflexartig zu Zac herum. »Gehen wir«, flüsterte sie. »Ich folge dir.«
     
    *
     
    Anja blickte wie in Trance ihr Spiegelbild an, ohne es wirklich zu sehen. Ihre Hand mit dem Handy rutschte vom Ohr, ihr Arm baumelte schlaff aus. Fast all ihre Kraft wich schlagartig aus ihrem Körper. Wie betäubt ließ sie sich auf einen Sessel sinken. Tränen kullerten ihr über die Wangen.
    Nun war er da, der Moment, vor dem sie sich so lange gefürchtet hatte. Die Sonderkommission hatte die Suche nach ihrem Sohn eingestellt.
    Ihre letzte Hoffnung zerplatzte wie eine Seifenblase, nachdem sie monatelang Städte durchkämmt und unzählige Aktionen gestartet hatte, jedem Hinweis gefolgt war und ein Detektiv und mehrere Organisationen das Handtuch geworfen hatten. Es hatte hier und da ein paar Spuren gegeben, die allesamt im Sande verliefen. Florian war wie vom Erdboden verschluckt.
    Anja fuhr sich zittrig über die Augen. Erst, als ihre Zähne knirschten, bemerkte sie, wie fest sie die Kiefer zusammenpresste, während sie immerzu den dämlichen Ausknopf auf dem Mobiltelefon drückte. Diese miesen Heuchler! Alles hatten sie ihr versprochen. Und nichts davon gehalten. Ihr Sohn war weiterhin verschwunden. Aber er lebte. Bei allem, was ihr heilig war – sie wusste es. »Ihr könnt nicht aufhören«, flehte sie im Takt ihres Daumens. »Flo lebt! Ihr könnt nicht aufhören.«
    Als die Tränen endlich versiegten, spülte eine reinigende Ruhe durch sie hindurch, vermischt mit einer zorngeschürten Sturheit. Nun hatte sie niemanden mehr – niemanden, der ihr mehr sagen konnte, was sie zu tun und zu lassen hatte. Keine Kriminalpolizei mit : »Bitte mischen Sie sich nicht ein« oder Uwe: »Lass das die Profis machen« . Sie mochte ihre beiden Bekannten, die fast zu Freundinnen geworden waren, die sie unterstützten, doch dieses ständige »Behalte ihn in liebevoller Erinnerung, aber du musst wieder an dich denken« . Oder noch besser: »Du musst ihn vergessen, um selbst wieder leben zu können« .
    Sie hasste es, dass ihr alle sagen wollten, was sie tun musste oder was angeblich gut für sie war. Es gab nur eines auf der Welt, was sie wirklich musste. Flo finden! Auch wenn Florian für andere nichts Besonderes war, eben nur eines von unzähligen vermissten Kindern auf der Welt, für sie würde er es immer sein. Immer! Ob er lebte oder nicht. Aber er lebte. Sie fühlte es. Nein, mehr noch, sie wusste es. Seit seiner Geburt bestand eine sehr tief gehende Verbindung zwischen ihnen, mehr, als sie von anderen Müttern her kannte. Oder sie täuschte sich, und ihre Angst um ihren Sohn flüsterte ihr das ein. Aber scheiß drauf. Scheiß auf Uwe. Scheiß drauf, was andere sagten, was sie musste. Ihr Herz verkümmerte – ohne Florian. Ihr Kind, ihr Baby. Er war doch noch so jung. Gerade erst dreizehn war er jetzt geworden. Er brauchte sie. Er brauchte seine Mutter.
    Langsam stand sie aus dem Sessel auf. Zorn und Verzweiflung verrauchten, unterlagen dem eisernen und unbrechbaren Willen einer Mutter. Endlich wusste sie, was sie zu tun hatte. » Zorro, pack deinen Kram ein. Wir fliegen nach Amerika.«
    Flos schwarzer Chihuahua mit den tarnfarbenen Pfoten schlief eingerollt ihr gegenüber und verschwand beinahe in dem Muster des seidigen Sesselstoffes. Der Hund hielt es nicht für nötig, den Kopf zu heben. Ein Viertel eines schwarzen Auges zeigte sich, bis sich das Lid wieder senkte.
    »Ach, du willst Flo also nicht mit mir suchen gehen?« Sie stemmte die Hände in die Hüften. Beinahe erschrak sie, weil sie die Hüftknochen spürte, als fiele ihr jetzt erst auf, dass sie seit Flos unerklärlichem Verschwinden vor über einem Jahr kaum noch etwas gegessen hatte. Vielleicht erwachte sie wirklich gerade erst aus ihrer Starre. »Dann gehe ich eben allein.«
    Zorro hob den kleinen Kopf und legte ihn schräg. Eine enorme Reaktion des Hündchens auf sie, denn der Winzling war sturer als jeder Esel. Wahrscheinlich dachte Flo damals in

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