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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)
Autoren: Stephanie Madea
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war und nicht einer, der sie vielleicht mit schlimmen Erlebnissen in ihrer Vergangenheit konfrontierte.
    Als Kind hatte er sich einfach für ein Sensibelchen gehalten. Ältere betitelten ihn so, und er übernahm den Begriff. Er mochte es eben nicht, wenn man ihn anfasste, und zuckte wie unter einem Schlag zurück, selbst wenn ein Klassenkamerad ihm nur die Hand auf die Schulter legte. Kratzige Baumwolle fühlte sich auf seiner Haut an wie Schmirgelpapier und Wind wie ein Orkan. Er bewegte sich, seitdem er denken konnte, mit äußerster Umsicht. Wenn er irgendwo gegenstieß, zog er sich nicht unbedingt einen blauen Fleck zu, aber der Aufprall löste einen solch unvorstellbaren Schmerz aus, der ihn beinahe in Ohnmacht fallen ließ. Für Kinder auf dem Schulhof ein gefundenes Fressen.
    Wenn er jetzt zurückdachte, dann wunderte es ihn nicht mehr, dass seine Eltern niemals mit ihm zu einem Arzt gegangen waren. Wahrscheinlich hätten dann schon viel früher zweifelhafte Leute oder kriminelle Organisationen ein Auge auf ihn geworfen, weil das Wissen um seine Andersartigkeit rascher an die Öffentlichkeit geraten wäre. Seine Eltern hatten vermutet, dass er die hypersensible Haut seiner Mutter geerbt haben könnte, obwohl sie als Kleinkind noch beinahe normal auf Berührung reagierte.
    Mit sieben Jahren bekam er einen intensiven Schub dieser Empfindsamkeit. Seine Eltern nahmen ihn aus der Schule, weil er es dort nicht mehr aushielt. Er litt immer mehr unter den Hänseleien, Beschimpfungen und Provokationen der anderen Kinder. Eine harmlose Prügelei könnte für ihn tödlich enden. Seine Mutter offenbarte ihm schweren Herzens, dass er ihre Gabe geerbt hatte. Zac war ein Taktiler. Er besaß einen äußerst feinen Tastsinn auf allen Ebenen.
    Hätte er es nicht am eigenen Leib gespürt, hätte er Mom ausgelacht. Aber es entsprach der Wahrheit. Kein Zauber, keine Science-Fiction. Er war kein Alien, kein im Labor gezüchtetes Monster, man konnte ihn nicht einmal als reines Kristallkind bezeichnen. Er war einfach ein Kind, das seinem Gegenüber mit kristalliner Einfühlsamkeit einen Spiegel vorhalten konnte. Durch eine äußerst zarte Berührung konnte er den Nebel der Selbsttäuschung lüften, dem anderen die Augen öffnen.
    Unter anderem.
    Seine Tiefensensibilität war so ausgeprägt, dass er Berührungen, Temperaturen oder Oberflächen jeglicher Art um ein Vielfaches deutlicher spüren konnte – und noch einiges mehr, wie sich erst später herausstellen sollte.
    Der Trigeminus, ein Nerv der Sinneswahrnehmung, war bei ihm so außergewöhnlich entwickelt, dass er bei völliger Windstille den Windstoß verspüren konnte, den ein in hundert Metern vorbeifahrender Omnibus verursachte.
    Er spürte minimale Erdbeben durch feinste Vibrationen und nahm Temperaturschwankungen von einem zehntel Grad wahr.
    Kein Wunder also, dass sich seine Eltern mit ihm in die Einsamkeit zurückgezogen hatten. Für die Wissenschaft wäre er ebenso ein gefundenes Fressen gewesen wie für die Mitschüler. Nur aus anderen Motiven heraus. Ein automatischer Erdbebenvorhersager oder Temperaturanzeiger. Ein Tsunamiwarnwesen oder ein exakter Vulkanausbruchweissager.
    Aber wo es sinnvolle Einsatzmöglichkeiten gab, waren auch diejenigen nicht weit, die mit dem Missbrauch solcher Fähigkeiten Geschäfte machten. Wie er am eigenen Leib schmerzlich erfahren musste, gab es Menschen, die ihn als Versuchsobjekt haben wollten – koste es, was es wolle. Wofür genau, wusste er bis heute nicht. Seine Sensitivität ließ sich außer Zweifel auch als Waffe verändern. Vielleicht forschte Max Mayderman an einer Krankheit, die er der Welt unterjubeln konnte, wogegen nur er das Heilmittel besaß. Er wäre nicht der Erste, der nach der Weltherrschaft strebte.
    Und seit über zwei Jahren hatte Max ihn.
    »Piri?«
    Views schwache Stimme schreckte ihn aus seinen tiefen Gedanken. Sie fragte nach ihrem Freund, nach dem Computer, der sie seit Jahren unter Kontrolle hielt. Er hasste den Namen Piri. Anders konnte er nicht über diese Art von Manipulation denken, seitdem er es geschafft hatte, sich aus dieser Beeinflussung zu befreien. Er warf der schnarchenden Frau einen Blick zu. »Ich bin bei dir, View. Zac. Erinnerst du dich?«
    Views geschlossene Lider wölbten sich, als bewegten sich ihre Augen unter ihnen. Er wusste immer noch nicht, weshalb sie die Linsen trug. Was war das Besondere an ihrem Blick, an ihren Augen? Wie gern würde er sie nur einmal ohne die Linsen sehen. Nur
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