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Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)

Titel: Auge um Auge - Moonbow #1 (German Edition)
Autoren: Stephanie Madea
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den Kopf gerettet. Glaubte sie zumindest. »Entschuldigen Sie.« Sie lächelte die Frau an. »Ich muss mich beeilen. Vielen Dank für Ihre freundliche Hilfe.«
    »Gern«, sagte die junge Frau skeptisch. Sie schulterte den Rucksack und verschwand in der Menge, die sich im Großen und Ganzen nicht die Bohne für die Szene interessiert hatte. Zum Glück.
    Eleonore wankte aufrecht und unauffällig zu einem Automaten und zog sich eine Dose Cola und ein wabbliges Sandwich. Drei Straßenecken weiter bog sie in einen düster wirkenden Laden mit roten Blinklichtern an den vielen Regalen, schlich über einen langen Flur bis zur letzten Kabine und schloss die Tür hinter sich. Mit einem erleichterten Aufseufzen ließ sie sich auf den weichen Sitz nieder und legte eine Münze in das kleine Schubfach neben dem durch eine Jalousie blickdichten Fenster. Hier würde sie hoffentlich niemand stören. Der Rollladen fuhr hoch und ein junges, kaum bekleidetes Mädchen begann, sich zu sanfter Musik zu rekeln.
    Eleonore schaltete die Gedanken ab, dass Joy genau an so einem Ort gelandet sein könnte, öffnete die Dose und trank gierig. Nachdem sie das Thunfischsandwich verdrückt hatte, warf sie weitere Münzen ein, lehnte sich an und schloss die Augen.
    Ruhe. Nur ein wenig Ruhe brauchte sie. Die Telefonate mit Alejo wühlten sie derart auf. Bereits Tage vorher konnte sie vor Anspannung kaum etwas essen. Das hatte sie nun davon. Beim nächsten Mal würde sie nicht so leichtsinnig mit ihrer Gesundheit umgehen.
    Eine Träne rann ihr die Wange hinab. Es sollte kein nächstes Mal geben. Sie liebte Alejo zu sehr, um sein Leben auch noch zu riskieren. Ihm allein verdankte sie ihr Leben. Er hatte sie damals gerettet, vor vier Jahren, als ihre Welt noch in Ordnung gewesen war. Sie, die Geliebte eines pensionierten Hauptmannes und Grandma – mit Leib und Seele.
    O Joy, wo bist du nur?
    Seit vier Jahren wusste sie, dass sie niemals wieder etwas laut aussprechen durfte. Sie war zu einem Schatten geworden. Zu der toten Person, die sie gewesen wäre, hätte Joy Alejo und sie nicht zufällig mit einem harmlosen Anruf, der auf seinem Anrufbeantworter gelandet war, gewarnt. 7:05 Uhr. Und hätte Alejo ihr nicht die Waffe gegeben, mit der sie den auf sie angesetzten Killer hatte überraschen können.
    Leider hatte sie ihn nicht getötet. Er war fort, als Alejos Kollegen und die Feuerwehr bei ihrer brennenden Wohnung eintrafen. Die örtlichen Zeitungen berichteten von einem vorherigen Schusswechsel in der ausgebrannten Wohnung. Einen zweiten Artikel hatte Alejo etwas später geschrieben und den Schmierblättern zukommen lassen. Darin wurde ihr Tod vermeldet. Alejo hatte sie für tot erklären und ein Berichterstattungsverbot verhängen lassen und ihr damit sicherlich nochmals das Leben gerettet. Seitdem hatte niemand mehr ernsthaft nach ihr gesucht – hoffte sie zumindest.
    Es hätte nach dem Kampf in ihrer Wohnung auch nicht viel gefehlt, und sie wäre an den Verletzungen gestorben, doch das war sie nicht. Niemals wieder würde sie den ohrenbetäubenden Schuss vergessen, mit dem sie ihr Leben hatte verteidigen müssen.
    Das leise Herunterrattern des Rollladens verriet das Ablaufen ihres eingeworfenen Geldes. Sie schlug die Augen auf und zwang ihren Rücken zu einer geraden Haltung.
    Der Auftragsmörder ihres geliebten Sohnes und ihrer Schwiegertochter und der skrupellose Entführer ihrer Enkelin Joy dachten , sie wäre tot. So musste es bleiben. Sie war Joys einzige Chance. Aber was brachte das? Es schmerzte sie unsäglich, so hilflos dem Ganzen gegenüberzustehen. Eigentlich lief sie nur vor einem diffusen Verfolger davon, hielt sich auf dem Laufenden, folgte mal hier, mal da seltsamen Spuren.
    Sie konnte sich nur zu gut denken, weshalb man die Kleine entführt hatte. Ihre Gabe war in der Ausgeprägtheit bestimmt einzigartig. Deshalb hatten ihr Augenarzt Dr. Filippo, ihre Eltern und sie beschlossen, sie mit einer Lüge zu schützen. Sie hatten Joy niemals die volle Wahrheit erzählt, sie im Unklaren gelassen, bis sie alt genug sein würde, um die Bedeutung ihrer Gabe zu verstehen. Doch zu einem Aufklärungsgespräch war es nicht mehr gekommen. Vorher war Joy entführt worden. Sie betete jeden Tag dafür, dass Joy stark genug war, all dem Bösen zu begegnen und nicht daran zu zerbrechen.
    Eleonore stand auf. Sie würde weder Jorge noch seine Frau enttäuschen und schon gar nicht Joy.
     
    *
     
    Zac hätte sich niemals dazu hinreißen lassen dürfen, die
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