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Auge um Auge

Auge um Auge

Titel: Auge um Auge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Siobhan Vivian , Jenny Han
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Reihe.
    »Ähm – ich trainiere eigentlich gerade«, sage ich.
    »Jetzt!«, blafft er mich an und geht mit großen Schritten zur Tribüne. Ich sehe Ashlin an und ziehe eine Grimasse.Sie zuckt mit den Schultern und läuft zur Rennbahn hinüber zu den anderen Mädchen.
    Ich folge Alex zur Tribüne, stelle mich vor ihn und sage, so zickig ich kann: »Was gibt’s, Coach?«
    Mit leiser, drängender Stimme fragt er: »Was hast du eigentlich für ein Problem mit mir?«
    Ich starre ihn an. Ich hatte erwartet, dass er mich zur Rede stellen würde, weil ich keine Runden laufen wollte. »Ich hab kein Problem mit dir, Coach«, sage ich, aber ich freue mich, dass er gemerkt hat, dass ich sauer auf ihn bin. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Hör endlich auf, mich Coach zu nennen! Ich hab gedacht, wir seien Freunde, aber neuerdings verhältst du dich so, als würdest du mich hassen. Ich kapier’s einfach nicht.«
    Ist Alex wirklich so blöd? Vermutlich sollte ich den Mund halten, aber ich schaff’s einfach nicht. Ich sehe mich um, ob auch niemand mithört, dann sage ich: »Du willst mein Freund sein? Dann hör mir zu: Ruf meine Schwester nicht mehr an. Sprich nicht mal mehr mit ihr.« Alex öffnet den Mund, als wollte er sich verteidigen, doch ich mache immer weiter. »Komm nicht mitten in der Nacht und bring sie dazu, sich aus dem Haus zu schleichen. Gib ihr keinen Alkohol auf Partys und ...«
    »Das hast du alles völlig falsch verstanden! Ich hab ihr keinen Alkohol gegeben.«
    » Hallo! Ich hab ihr Top gefunden. Und ich weiß, dass sie in der Nacht bei dir geschlafen hat. Sie ist vierzehn, das ist doch pervers!«
    Mit offenem Mund sieht Alex mich ungläubig an. Dann richtet er sich hoch auf. »Pervers? Ich will dir mal sagen, wie es wirklich war. Zuerst mal: Von mir hat sie keinen Alkohol bekommen. Sie und ihre Freundinnen haben sich heimlich Rum in ihre Cola getan, und als ich sie dabei erwischt habe, war Nadia schon völlig blau. Während du dich auf irgendeiner anderen Party amüsiert hast, habe ich ihr Erbrochenes weggewischt und dafür gesorgt, dass sie nicht wegging, weil ich nicht wollte, dass deine Eltern davon erfahren!« Sein Adamsapfel hüpft auf und ab, die Hände sind zur Faust geballt. »Ihre Freundinnen sind alle gegangen, also musste sie bis zum nächsten Tag bei mir bleiben. Ich bin die ganze Nacht wach geblieben und habe aufgepasst, dass sie nicht an ihrem eigenen Erbrochenen erstickt. Bitte schön, gern geschehen.«
    Ich verschränke die Arme. »Aber wenn das stimmt – wieso warst du dann nachts heimlich mit ihr unterwegs? Nach dem ersten Schultag? Versuch nicht, es zu leugnen. Ich hab gesehen, wie du sie abgesetzt hast.«
    »Weil sie mich unter Tränen angerufen hat! Du solltest auf keinen Fall erfahren, dass sie in der Nacht betrunken war. Ich musste ihr versprechen, dass ich dir nichts verrate. So wichtig ist ihr, was du von ihr denkst!« Er atmet genervt aus, schüttelt den Kopf. »Ich hab ihr gesagt, dass du jedes Recht hast, sauer zu sein, und dass ich sie von jetzt an auch im Auge behalten würde. Und sollte ich sie noch einmal beim Trinken erwischen, dann würde ich dafür sorgen, dass du davon erfährst.«
    Ich sage nichts, sondern schaue nur zurück zum Platz, wo die Mädchen immer noch ihre Runden laufen. Ich zittere.
    »Wie konntest du das je von mir glauben, Lillia, ich fasse es nicht. Du und ich, wir sind doch schon seit der Neunten befreundet! Unsere Familien sind befreundet! Nadia ist praktisch auch meine kleine Schwester. Nie würde ich sie so sehen!«
    Er streicht sich die Haare aus der Stirn. Seit die Sonne nicht mehr so intensiv scheint wie im Sommer, sehen seine Haare weniger blond aus, sondern wieder leicht kupferrot. Außerdem sind sie länger. »Das ist doch ... ich weiß nicht ... krank!«
    »Es tut mir so leid.« Ich weiß nicht, was ich sonst sagen soll.
    »Schon okay. Mach dir keine Gedanken.«
    Ich verspüre das plötzliche Bedürfnis, ihm alles zu beichten. Mich wirklich zu entschuldigen, aber ich kann nicht. Weil ich nicht allein in der Sache drinstecke, sondern mit Kat und Mary. Ich hab sie dazu gebracht, für nichts und wieder nichts den Kopf hinzuhalten.
    Ich bebe jetzt am ganzen Körper, weil mir kalt ist und weil mir ganz schlecht ist beim Gedanken an das, was ich getan habe.
    Alex macht einen Schritt auf mich zu. Er zieht den Reißverschluss seiner Windjacke auf, schlüpft heraus und legt sie mir um die Schultern. Sie duftet frisch gewaschen.
    »Alles wieder gut?«, fragt

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