Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)

Titel: Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Duprée
Vom Netzwerk:
nur wollt, aber lasst
mich am Leben!“
„Das wirst du“, bestimmte der Richter, „ zur Rechten des
großen Gottes.“
Ein Schrei verhallte in der Finsternis. Aber niemand konnte
ihn hören.

    Ruckartig zuckte Willet zusammen. Um ein Haar wäre er
vom Tisch gefallen. „ Will ! “
Er packte Vells Arm und starrte sie an. Erst nach Momenten
entspannte sich sein Gesicht und allmählich sein ganzer
Körper.
„ Verdammt !“, murmelte er und, „ Wasser .“
„ Ich hole dir welches. Aber bleib so liegen, verstanden?“ Vell griff eine leere Flasche und sah sich um. Auf dem Boden
lagen überall Scherben. Und durch die verstaubten Fenster
fiel bereits Tageslicht.
„ Draußen im Hof“, faselte er.
„Nicht bewegen. Ich bin gleich wieder da.“
Vor der Tür war es taghell. Der kleine Innenhof schien
menschenleer. Nur ein Schwarm grauer Tauben tummelte
sich um einen alten Steinbrunnen. Der Zulauf war klar und
sickerte schwach in das vermoderte Becken. Sie füllte die
Flasche auf und brachte sie wieder ins Haus.
Willets
rechter
Arm
zitterte.
Das
Wasser
trank
er
vollständig aus. Dann fiel er zurück auf den Tisch und kniff
die Augen zusammen.
„ Wie geht es dir? Bist du verletzt?“
„Mir?“, fragte Vell , „ich bin fast gestorben vor Angst!“ Willet drehte den Kopf um sie anzusehen.
„ Aber nur fast.“ Seine Finger waren kalt, genau wie ihre. Und
seine Augen vertraut und schwarz.
Vell kamen die Tränen. Alle Sorge schien jetzt von ihr
abzufallen.
Sein
Herzschlag
war
langsam,
wie
ein
beruhigendes
Klopfen.
Er war am Leben.
Auf einmal hörte sie von oben ein Poltern.
Willet hatte es auch vernommen
Es kam von der Treppe. Kurz darauf knarrten die Stufen.
*
    Wie sie bereits vermuteten, war es der Hausherr.
Bleich wie ein Gespenst betrat er die staubige Küche und
blickte sich um.
„ Guten Morgen“, murmelte er.
Im Tageslicht wirkte sein Gesicht noch zerfurchter, und er
sah aus wie eine wandelnde Leiche.
„ Sieh einer an, wenn das keine Überraschung ist.“
Er holte sich einen Stuhl herbei und setzte sich neben
Willet.
„ Wie geht es dir, Junge, hast du Schmerzen?“
„Phillip. Ich bin froh dich zu sehen .“
„ Das kann ich auch sagen“, erwiderte der Alte, „ aber du bist
zäh wie ein Ochse .“ Sein Gesicht formte eine Art Lächeln
und er klopfte ihm auf die Schulter. „ Und nun lass uns
deinen Arm ansehen. Deine hübsche Freundin könnte uns
solange einen Weingeist holen.“
„Schon wieder?“, protestierte Vell , „aber es gibt jede Menge
Ratten dort unten!“
Phillip lachte und reichte ihr die Laterne. „Dann nimm die
hier, wenn sie Licht sehen haben sie Angst vor dir.“ „ Ich versuch‘s mir zu merken“ , fauchte sie.
Wenn sie es jetzt tat, dann nur für Willet!
Und nicht, weil dieser alte Kerl zu faul dafür war!
Die Lampe nahm sie trotzdem mit. Vielleicht brauchte sie ja
eine Verteidigungswaffe.
*
    „ Nun, sag schon“, stieß der Alte seinen Patienten an, „ woher
kennst du die Kleine?“
Willets Antlitz wurde daraufhin ernst.
„ Du hast keine Ahnung“ , erwiderte er, „ Iman würde mich
dafür umbringen.“
Das
anstehende
*
    Mittagessen
bestand
aus
einer
Art
Haferbrei. Phillip hatte ihn in einer Schüssel zusammen
gerührt und sie aßen aus kleinen Holzschalen. Vell hatte
noch nie zuvor etwas Merkwürdigeres gegessen, doch aus
Höflichkeit beschloss sie, weiter zu kauen.
„ Seit wann isst du dieses Zeug?“, unterbrach
Willet das
Schweigen.
„Seit ich keine Lust mehr auf Ratten habe“, lachte Phillip , „ diese verfluchten Biester fressen mir noch die Haare vom
Kopf .“
Vell musste husten, und presste ihre Hand vor den Mund.
„ Nichts für jeden Magen, was?“, fragte er erheitert, „ aber
gekocht schmecken sie gar nicht so übel.“
„Wir werden dir nicht lange zur Last fallen“, versicherte
Willet, „nur so lange es nötig ist.“
„Dir bleibt auch nichts anderes übrig“, entgegnete Phillip,
„ du musst dich ausruhen und wieder zu Kräften kommen. Das
heißt, wenn unser Gast nichts dagegen hat?“
Vell schüttelte den Kopf und schob sich einen weiteren
Löffel in ihren Mund. Zum Glück hatte sie genug Hunger
und ganz bestimmt keine Lust auf Ratten.
„ Na schön“, freute sich Phillip, „ auf dem Dachboden steht
noch ein
altes Bett.
Dort könnt ihr
fürs
erste schlafen.
Ansonsten seid ihr beide auf euch gestellt, aber das weißt du
ja, Junge.“
„Sicher“, erwiderte Willet. Es ging ihm schon besser. Doch
es lag eine merkwürdige Stille im

Weitere Kostenlose Bücher