Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
sie ihm in die Eingeweide
Neues Blut. Neue Masken.
Vell konnte sie sehen. Sie kamen aus der Dunkelheit. Sie
versuchte bis zum nächsten Gebüsch zu kriechen. Doch
etwas griff nach ihr. Sie schrie. Bevor sie merkte, dass die
Gestalt keine Maske trug.
Willet half ihr auf und zog sie weiter. Er hob das Tempo an,
doch die Verfolger waren nicht abzuhängen. Wie Wölfe
jagten sie ihnen nach und schleuderten ihre Klingen. Vell
konnte einen Dolch ihn ihrem Nacken fühlen. Auch das
Surren.
Scharf bohrte er sich in nacktes Fleisch und blieb darin
stecken.
Doch
es
war
nicht
ihr Hals,
sondern
Willets
Unterarm.
Noch mehr Blut, Willets Blut. „ Schneller!“
Unterwegs
zog
er
die
Klinge
aus
seinem Arm
und
beschleunigte nochmals das Tempo. Sobald er sie losließ,
würde sie hinfallen. Dann war alles vorbei. Vell konnte
kaum atmen. Aus weiter Ferne sah sie plötzlich ein großes
Tor. Das Ende des Parks. Der einzige Ausweg. Oder doch
nicht?
Dort stand eine Gestalt und versperrte ihren Weg.
Es war….der Perückenmann! In seiner Hand hielt er eine
gespannte Armbrust.
„ Sieh
einer an.
Ein
romantischer
Spaziergang
zu später
Stunde.“
„Bitte!“, rief Vell, „ sie sind hinter uns her!“
„Das bin ich auch. Also lauft, schnell, schnell, bevor ich mir es
anders überlege.“
An seidenem Faden
Die Gassen
verzweigten
sich
und wollten
nicht
enden.
Willet riss sich das blutige Hemd vom Körper und wickelte
es um seinen Arm. Doch es war absehbar, dass es die
Blutung nicht stoppen würde. „ Es hat eine Hauptader
erwischt. Ich werde bald das Bewusstsein verlieren .“
„ Nein“, widersprach Vell , „ wir brauchen einen Arzt.“
„Es gibt einen, am anderen Ende des Hafens .“
„Dann müssen wir dorthin! Bitte, du musst es versuchen!“ Auf den Straßen wurde es zunehmend einsamer.
Willets Verband hatte sich dunkelrot verfärbt
und Vell machte sich Sorgen, dass er es nicht rechtzeitig
schaffen würde. Doch Willet blieb hartnäckig. Alles, was ihn
trieb,
war
sein
eiserner
Blutverlustes
erreichten
alleinstehendes Haus.
Die
Außenfassade
war
verschlossen.
Wille.
Trotz
seines
starken
sie
schließlich
ein
altes,
eingefallen
und
die
Fenster
Mit letzter Kraft lehnte er sich gegen die Hauswand und
Vell hämmerte gegen die Eingangstür. „ Aufmachen! H ier
braucht jemand Hilfe!“
Doch nichts passierte. Kein Laut auf den Dächern
und
Straßen. Als wäre die Gegend ausgestorben. Auch Willet
schwieg.
Zu
ihrem
Entsetzen war
er
bereits zu
Boden
gesunken.
„ Verdammt! Ist hier irgendjemand!“
Ihre Stimme hallte über den Hof.
Aber niemand antwortete. Nirgends brannte ein Licht und
die Tür blieb verschlossen.
Vell
rüttelte
am
Türgriff.
Sie
war
verzweifelt,
ohne
Hoffnung. Als sie auf einmal ein Schlurfen hörte.
Es kam aus dem Haus!
„ Ich bin hier! hier draußen!“
Sie hörte Schritte. Eine Treppe knarrte. Mit klopfenden
Herzen stand sie vor der Tür und wartete.
Sie sah Licht. Es kam durch ein Fenster.
Nach einigen
Momenten drehte sich ein Schlüssel. Die Tür öffnete sich
und das Gesicht eines älteren Mannes spähte hindurch.
„ Was willst du ?“, fragte er mürrisch.
„ Hier braucht jemand Hilfe ! Schnell, ihr müsst euch beeilen! “
„ Tut mir leid. Aber ich bin nicht mehr im Dienst.“
„Aber er wird verbluten!“, rief sie , „bitte!“
„Mein Beileid“, erklärte er und schloss die Tür.
Bevor sie zufiel stellte Vell ihren Fuß dazwischen. „Er liegt hier! Vor eurem Haus!
Wenn er dort stirbt, ist es ganz allein eure schuld!“ Sein Gesicht erstarrte. Erneut öffnete er die Tür und kam
raus. „ Wo ist er?“, fluchte er zornig.
„Hier!“
Das Licht seiner Laterne fiel auf Willet.
Er war inzwischen bewusstlos.
„ Bei den Göttern , ich kenne den Jungen.“
Er kniete sich neben ihn und tastete nach dem Puls.
„ Du musst mir helfen, ihn rein zu tragen“, entschied er,
„ schnell, wir nehmen ihn an den Armen.“
Sie packten Willet an den Schultern und schleiften ihn über
die Türschwelle. Der Boden war von Staubs bedeckt. Und
die Türen strotzten vor Spinnweben. Eine davon stieß er
auf.
„ Hier rein!“, befahl er. Zusammen schleppten sie ihn in die
Küche. Dort fegte der Alte die Flaschen vom Tisch und
hievte den Verletzten hinauf.
„ Das hätten wir“ , keuchte er, „ jetzt geh in den Keller und hol‘
mir Weingeist.“
„Weingeist?“
„Ja, mach schnell und nimm Licht mit.“
Vell griff die Laterne und rannte damit in den Flur. Eine
kleine Bodenluke führte nach unten.
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