Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
Raum. Ein Schweigen das
niemand brach. Auch Phillip wirkte irgendwie angespannt. „Ich geh dann mal“, entschied er, „ ich muss mich ausruhen.“ .
Die Flasche Weingeist aber nahm er mit sich.
*
„ Wie lange lebt er schon hier?“
„Eine Weile“, entgegnete Willet, „ er verlässt so gut wie nie
das Haus.“
„Warum nicht?“
„Er war früher mal Arzt, sogar ein ziemlich guter. Aber dann
kam die Pest und hat ihm seine Familie genommen. Seitdem
trinkt er, um zu vergessen.“
„ Tut mir leid.“
„Schon gut, er hat es nie groß erwähnt.“
Willet hatte die Schüssel aufgegessen und stellte sie leer auf
den Tisch.
„ Komm her. Ich muss dir etwas zeigen .“
„Was denn? “
Doch er wartete, bis sie sich neben ihn auf den Tisch gesetzt
hatte. Dann holte er etwas aus seiner Hosentasche. Es sah
aus wie ein faustgroßer Kieselstein.
„ Das? “
„ Ja, hauch ihn an. “
„ Aber wieso?“
„ Na los, ich will etwas wissen.“
Ungläubig blickte Vell auf den Stein.
Ihr warmer Atem hüllte ihn ein und wärmte die geöffneten
Hände. Doch dann, fing der Stein plötzlich zu glühen an.
Zu leuchten! Er pulsierte und warmes Licht breitete sich
aus.
Kurz darauf war es wieder verschwunden.
„ Oh mein Gott! Hast du das eben gesehen?“
„ Ja und ich weiß nicht, was es ist.“
„Woher hast du ihn?“
„Unter der Residenz des Grafen befindet sich eine Art
Kultstätte. Ich hab ihn nur durch Zufall gefunden.“ „ Das ist unglaublich! Denkst du er kann noch mehr?“
„Wer weiß, ich hatte keine Zeit, das heraus zu finden.“ Fasziniert spielte Vell mit dem Stein und drehte ihn hin und
her. „ Was willst du nun damit anstellen?“
„Wird sich zeigen“, erwiderte Willet , „morgen Mittag treffe
ich mich mit dem König. Dann sehen wir weiter.“
„Mit dem König? Aber erst gestern warst du so gut wie tot!“ „ Ich weiß, aber es geht nicht anders.“
„Dann lass mich an deiner Stelle gehen!“, bat sie , „ich kann
auch mit ihm sprechen!“
„ Nein , diesmal nicht. Der Tod verfolgt mich, egal, wo ich
hingehe! Und wenn ich es nicht beende, dann wird alles noch
schlimmer.“
„ Wie meinst du das?“
„Ich muss fort von hier, dieses Land verlassen. Und du hast
ein anderes Leben verdient, ein besseres, ganz gleich, wie du
dich entscheidest.“
„ Wie ich mich entscheide ?“
Gebannt sah sie ihn an und erstarrte.
Sie hatte nie an die Zukunft gedacht, nicht einen Moment
und sein neuer Gesichtsausdruck machte ihr Angst.
Aber er war gar nicht mutig. Er war nicht mal gelassen.
Das sah sie in seinen Augen.
Dabei wurde ihr klar, dass es diese Entscheidung gar nicht
mehr gab. Sie würde ihm folgen, egal wohin.
Still suchte sie seine Hand und legte ihre hinein.
Ihr Herz aber raste. Sie wusste, dass es ein Bündnis war, von
nicht absehbarer Tragweite und Willet wusste es auch.
Drachen
Die Nachmittagssonne brannte auf den Königspalast nieder.
Und eine rundliche Gestalt spurtete in der Hitze die Stufen
zu ihm hinauf.
Sie keuchte unter der Last ihres Leibes. Hanora lief, als wäre
der Teufel hinter ihr her, vorbei an den königlichen Wachen
und die prunkvollen Gänge entlang.
Doch sie war nicht die erste, die den großen Thronsaal
betrat. .
König Ethnagard war von großer Statur. Ein langer Bart
umrahmte sein
markantes
Gesicht
und strenge Augen
blickten auf Hanora herab.
„ Vergebt mir, Hoheit. Verzeiht meine Fehlbarkeit und lasst
mich nicht in Ungnade fallen.“
Sie fiel auf die Knie.
„Erhebt euch,
Gräfin , ich
habe
wenig
Zeit,
euren
Reuegelöbnissen zu lauschen. Wir haben die Übereinkunft
getroffen, dass wir im Zuge unendlicher Gnade über euren
Fehltritt hinweg sehen werden . Und das habt ihr vor allem
ihrer Majestät zu verdanken.“
„Gewiss“, wimmerte Hanora.
„ Was nun von Interesse ist, von übergeordnetem Interesse,
wie ich betonen möchte, ist der Aufenthaltsort des Numen.
Aus erster
Quelle ist mir
bekannt,
dass
ihr
eingeschaltet habt und ich will wissen, wer das ist!“ „ Es war mein Fehler“ , winselte Hanora, „ er
Kontrolle geraten! “
jemanden
ist außer
„Hatte ich meine Frage nicht genau formuliert? Oder muss
ich euch erst zum Sprechen bringen!“
„Es handelt sich um Willet Northgod, eure Majestät. Er ist
sehr
gefährlich,
eine regelrechte Bedrohung,
möchte ich
sagen. Ich beabsichtigte, ihn an euch auszuliefern, zusammen
mit seiner Komplizin.“
„ Eine Komplizin?“
„Sie ist die Tochter seines verstorbenen Mentors, des Syrers
Gilmen Na
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