Augen der Nacht (Dunkelmond Saga) (German Edition)
stellte er klar, „ erst, wenn ich es für angebracht
halte!“
Vell erstarrte
„Was ?“
„Was soll das?“, wollte sie fragen. Doch der Gedanke war
wieder weg.
Stille lag zwischen ihnen und die Wut schwand aus seinen
Augen.
Dann wand er plötzlich den Kopf.
„ Was ist ?“, fragte sie.
Wie gebannt starrte er in die Finsternis.
„ Still “, zischte er.
Sie wusste zwar nicht was er hatte, aber die Ungewissheit
war schlimmer
Das Feld blieb ruhig. Die Gräser schaukelten sanft im Wind.
Und sie hörte das Zirpen der Grillen. Aber dann, nur wenige
Momente später, vernahm sie es auch. Erst ganz leise, dann
immer lauter. Was auch immer es war, kam näher. Und sie
hörte Geräusche, die dumpf den Boden erschütterten.
„ Runter von der Straße“, befahl er, „ schnell .“ Er griff ihren
Arm und zog sie in das hüfthohe Gras. Nach mehreren
Metern kauerte er sich auf die Erde und zerrte sie neben
sich auf die Knie.
„ Was war das?“
„ Keine Ahnung“, erwiderte er. Er bewegte sich nicht und
spähte in Richtung Straße.
Doch die Geräusche wurden lauter.
Plötzlich erfüllte ein Wiehern die Nacht.
Vell sah Pferde im Mondlicht. Dann eine Kutsche und viele
Reiter. „ Bleib unten“, mahnte der Umhangträger und zog sie
ins Gras
Aber das war leichter gesagt, als getan. Sie hörte jetzt einen
schrillen
Pfiff.
Gleich
darauf
einen
weiteren.
Pferde
wieherten
und die Räder
des
Gefährtes
kamen
zum
Stillstand.
Der Umhangträger hielt sie fest. Sein Atem blieb dabei ganz
ruhig und er verharrte so reglos wie zuvor.
Auf
einmal
vernahm
sie
auch
Stimmen.
Vell
wollte
verschwinden, sich in Luft aufzulösen. Stattdessen breitete
sich etwas Großes über sie. Es war warm und schwarz. Sein
Umhang!
„Bleib wo du bist!“, mahnte er, und keinen Laut, verstanden!“ „ Was?... Nein!“ Sie wollte ihn bitten, ihn anflehen. Doch das
Gras hatte ihn
bereits verschlungen. Sie sah
in
alle
Richtungen.
Aber da
war
nichts mehr, nur noch
weite
Finsternis.
Sie versuchte jedes Geräusch zu deuten, jedes Knacken,
jedes Rascheln. Dabei hatte sie das Gefühl, dass sich ihr
Gehör tatsächlich schärfte. Sie vernahm plötzlich auch das
Zirpen der Grillen, das Summen der Nachtfliegen und ein
leises Flüstern, das sich näherte.
„ Ich hab was gesehen “, hörte sie eine kräftige Stimme, „ dort
drüben.“
„ Sei vorsichtig“, antwortete eine zweite, „ du weißt wieso.“ Ängstlich lugte Vell aus dem Umhang und spähte über das
Gras. In der Nähe konnte sie den Atem der Männer hören.
Und ein Schatten formte sich jetzt zu einer großen Gestalt.
„ Verdammt! “, rief der Riese, „ hier liegt jemand! “
„ Wer ist es?“ , knurrte jemand. Es war ein kleinerer Schatten,
der neben ihm lief..
„Es ist Loref.“
„Ist er hinüber?“
„Nein. Verfluchter Mistkerl, muss hier irgendwo sein.“ Der Kleinere stapfte durchs Gras, als würde er etwas suchen.
„Bitte!“, flehte Vell, „bitte geht weg!“
Doch stattdessen kamen sie direkt auf sie zu. Die Schatten
wurden größer und sie erkannte jetzt zwei Gestalten. Die
eine war riesig. Die andre klein. Und beide trugen dunkle
Kapuzenumhänge.
„ Dort“, flüsterte der Zwerg, „ direkt vor uns.“
Velura zitterte. Sie hörte Schritte im Gras. Sie kamen auf sie
zu. Panisch stürzte sie aus ihrem Versteck und rannte los.
„ Ha!“, rief der Riese, „ bleib stehen !“ Blind vor Angst lief sie
über das Feld durch die Finternis. Doch der Riese hetzte ihr
nach.
„ Warte!“, rief er, „ ich krieg dich!“
Vell rannte, so schnell sie konnte. So schnell ihr Fuß es
zuließ, aber das war nicht schnell genug.
Denn der Riese holte sie ein und griff sie grob an den
Haaren.
„ Wen haben wir denn hier?“ rief
er
laut, „ ein
kleines
Kaninchen wie ich sehe.“
Velura schrie.
Aber das bärtige Gesicht über ihr lächelte.
Er zog ihren Kopf an seine Brust und setzte eine Klinge an
ihren Hals. „ Du wolltest uns wohl davon hoppeln, was? “
Aus den Augenwinkeln
erkannte sie jetzt
vier
weitere
Gestalten. Wie Geister kamen sie aus der Nacht, um ihr und
dem Riesen Gesellschaft zu leisten.
„ Hör zu!“, rief der Hüne in die Dunkelheit, „ ich habe hier
was nettes gefangen ! Also komm raus, oder ich zieh ihr das
Fell über die Ohren !“
Einige Schrecksekunden lang starrte Vell in die Finsternis.
Sogar die Kapuzenmänner wirkten beunruhigt. Doch nichts
bewegte sich, kein Grashalm. Es blieb vollkommen still.
„ Ich warte !“, brüllte der Riese, „ wo bist du verdammt
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