Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
nehme an, das heißt, dass du dich entschieden hast?«
Die Enttäuschung in seiner Stimme versetzte mir einen Stich. »Du hattest recht.«
Zachary legte den Deckel wieder auf die Schachtel. »Nur kann ich mich leider gar nicht darüber freuen, dass ich recht gehabt habe.« In der Küche ertönte ein durchdringendes Pfeifen, das rasch lauter wurde. »Darf ich dir eine Tasse Tee anbieten?«
Ich schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht bleiben.«
Er ging in die Küche, um den Herd abzuschalten. Als er zurückkam, blieb er im Türrahmen stehen. »Ähm … womit hatte ich eigentlich recht?«
»Als du gesagt hast, dass er ein Stück von mir mitnehmen würde, wenn er geht.«
Zachary nickte mitfühlend. »Und ganz besonders durch die Art, wie er gegangen ist.«
Ich blickte in den dunklen Flur, der vermutlich zu den Schlafzimmern führte. Zachary hatte mir versprochen, dass wir allein in der Wohnung sein würden, und ich vertraute ihm. »Ich glaube, ich kann Logan zurückholen.«
Er sah mich traurig an. »Ich weiß, dass du das glauben willst, aber …«
»Es hat schon einmal geklappt.«
Zachary sah mich einen Moment lang an, dann griff er nach einem Schlüsselbund, der im Flur auf einem Tischchen lag, öffnete die Wohnungstür und schob mich in den Hausflur hinaus. Wortlos zog er mich hinter sich her und schloss ein paar Meter weiter eine nicht gekennzeichnete Tür zu einem hell erleuchteten Raum auf. Eine Waschmaschine dröhnte. Daneben summte ein Trockner, in dem es rumpelte, als würde sich darin ein Paar Turnschuhe überschlagen.
»Warum ist die Waschküche bei euch abgeschlossen?«, fragte ich.
»Damit die Leute aus dem Nachbargebäude nicht unsere Geräte benutzen, nehme ich an.« Zachary lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme. »Mein Vater und ich kommen immer hierher, wenn wir etwas Wichtiges zu besprechen haben. Wir sind uns ziemlich sicher, dass das DMP unser Apartment abhört.«
Wir standen so dicht nebeneinander, dass wir uns auch über das Rattern der Maschinen hinweg verständigen konnten, ohne schreien zu müssen. Ich erzählte ihm alles: was in der Nacht passiert war, in der ich vom Dach gefallen und Logan wegen meines Anhängers (und weil ich mit ihm Schluss gemacht hatte) zum Schatten mutiert war, vom Besuch der beiden DMP -Agenten bei mir und Dylan, ihrer Drohung, Logan in Gewahrsam zu nehmen, und schließlich von dem, was am Freitag im Green Derby geschehen war.
Zachary hörte mir, einen Fuß gegen die Wand gestemmt, zu. Als ich fertig war, sah er mich ernst an. »Jeder Post-Shifter in dem Pub hat mit eigenen Augen gesehen, dass Logan wirklich zum Schatten mutiert ist«, sagte er. »Wenn du es schaffen würdest, ihn wieder zurückzubringen, würden bestimmt viele Menschen Hoffnung schöpfen. Aber einigen anderen würde es eine Heidenangst einjagen. Fest steht jedenfalls, dass sich dadurch alles verändern würde.«
»Ich weiß.« Ich umklammerte meine Krücken noch ein bisschen fester, um dem Impuls zu widerstehen, ihn zu berühren. »Und deswegen geht es mir dabei letztendlich nicht nur um Logan.«
Zacharys Blick wurde sanft. »Aber es beginnt mit ihm. Er braucht dich.«
»Mir ist klar, dass ich ihn nicht retten kann, und ich kann ihn auch nicht ändern. Aber vielleicht kann ich ihm die Kraft geben, sich selbst zu ändern.«
»Indem du an das Licht in ihm glaubst.«
Ich hätte ihn so gerne umarmt. »Danke, Zachary. Dafür, dass du es verstehst. Es wirklich verstehst.«
»Ich bin bloß aufmerksam und ziehe meine Schlüsse.« Er schob die Hände in die Taschen seines grauen Kapuzenshirts. »Aber du hast nicht vor, wieder mit ihm zusammen zu sein. Als seine Freundin, meine ich.«
Ich blinzelte überrascht. »Woher weißt du das?«
»So, wie ich auch wusste, dass es nicht vorbei war, als ich dich im Krankenhaus besucht habe. Damals konntest du mir nicht in die Augen sehen, als du seinen Namen gesagt hast. Aber jetzt kannst du es.«
Wie war es möglich, dass er mich so gut kannte? Das war beinahe Angst einflößend.
»Stimmt. Aber ich kann im Moment mit niemandem zusammen sein. Falls du nicht weiter warten willst, habe ich dafür absolutes Verständnis. Du hast ja neulich selbst gemeint, dass du kein verdammter Heiliger bist.« Ich versuchte seinen Akzent nachzumachen, um es weniger dramatisch klingen zu lassen.
»Irgendetwas sagt mir, dass ich auch gar nicht die Geduld eines Heiligen brauchen werde.« Er lächelte, wurde aber schnell wieder ernst und legte seine Hand auf
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