Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
mich
verlassen. Dann beerdigen Sie den dreisten Gelddiebstahl und alles was darauf
hindeutet auf nimmer wiedersehen“.
Wollte Wolff nur seinen Laden sauber halten oder
waren edlere Motive der Quell seiner argumentativen Winkelzüge? Wollte er
möglicherweise das Angedenken der hinterbliebenen Familienmitglieder
beschützen? Hanson war sich nicht sicher.
Wolff räusperte sich verlegen: „Einen kleinen
Wermutstropfen, Dag, muss ich Ihnen noch verabreichen. Voß ist wieder im Spiel.
Ich hatte eben einen Besuch vom General, der will Voß nicht vom Fall ablösen,
will ihn gleichsam als Bewährung in den Ermittlungen belassen und ihn in die
Provinz versetzen, wenn er versagt“.
Dieser Arsch wird wieder alles durcheinander
bringen, wollte Hanson sagen, entgegnete aber: „Mit Voß kehrt wieder das Chaos
zurück“.
Wolffs verlegene Mine war Antwort genug. Hanson
war enttäuscht, wusste aber, dass Voß fortan lammfromm sein würde.
„Seine Feinde, Dag, sollte man besser in der
Nähe haben, umso besser lassen sie sich kontrollieren“.
Kapitel 28
Kiel, Polizeipräsidium, Dienstag, 18.04.1995,
17.25 Uhr
Vor Hansons Büro unterhielt sich Haller mit
einem uniformierten Kollegen. Wie hineingeschissen steckte er in seiner
ungebügelten und schmuddeligen Uniform. Eine rotzfreche Provokation auf die
gesamte polizeiliche Disziplin, urteilte Hanson verärgert. Jutta Einemann und
Peters standen etwas abseits. Pelka balancierte zwei Aktenordner unter dem Arm
und schien wie angenagelt in seiner Bürotür zu stehen. Alle waren aufs Äußerste
gespannt und lauschten den Ausführungen des Polizisten.
„Chef, ich glaube wir sind einen kleinen Schritt
weiter“. Mit seinem Kinn deutete Haller auf den Polizisten. „Das ist
Polizeihauptmeister Buchnier. Er und sein Kollege haben in der letzten Woche in
der Hopfenstraße einen BMW überprüft, der von einem Typ gefahren wurde, der
unserem Verdächtigen auf dem Fahndungsbild zum Verwechseln ähnelt“.
In Hanson flammte ein Gefühl der Hoffnung auf.
„Mensch, Juri, kleiner Schritt, das ist doch wohl die Untertreibung
schlechthin. Dieser Durchbruch kann die Entscheidung bringen“.
Triumphierend und beifallheischend blickte der
Schutzmann in die Runde und stemmte seine Hände fast bis zu den Ellenbogen in
die Hosentaschen. Er schien vor Stolz zu platzen und setzte neu an, um Hanson
die nächtliche Überprüfung haargenau und in epischer Breite zu erzählen.
Geduldig hörte Hanson bis zu den Schlussausführungen zu.
„Und wie lauten die Personalien der Person?“
„Personalien?, die kenne ich nicht, die hat mein
Kollege notiert und der ist seit dem 25.März in den Hochalpen im Wintersport.
Kommt nächsten Montag zurück, Herr Hauptkommissar“.
Wintersport ... ? Wintersport ...! Mist,
verdammter!! Hanson wusste nicht, worüber er mehr erschrocken war. Über die
Tatsache, dass er seinen eigenen gebuchten und teuer bezahlten Winterurlaub
wegen dieser Mordserie völlig vergessen hatte, oder dass die Personalien des
Überprüften nicht sofort greifbar waren. Hanson spürte die gleiche
Enttäuschung, die er schon viel zu oft in seiner Dienstzeit hat spüren müssen,
wenn kurz vor einem Ziel alle Hoffnungen zerstoben. Dieser polizeiliche
Neandertaler war keine große Hilfe. Enttäuschungen über polizeiliches
Unvermögen waren an der Tagesordnung. Sie gehörten zum täglichen Dienstbetrieb
dazu. Aber diese Unfähigkeit war eine Katastrophe. Viele Kollegen waren einfach
überlastet, überlastet durch den Wechseldienst und der Tatsache, dass die
Wachen personell mehr und mehr ausgedünnt wurden und sich die Arbeitsdichte bei
immer weniger Personal ständig erhöhte. Und dann, die miese Besoldung, kein
Wunder, dass viele Kollegen kurz vor der inneren Kündigung standen oder sie
bereits vollzogen hatten. Verdiente doch ein junger Polizist kaum mehr als ein
Sozialhilfeempfänger mit gleichem Familienstand, wenn er überhaupt soviel in
seinem Portemonnaie hat.
„Haben Sie den Verdächtigen wenigstens
INPOL-überprüft?“
„Wollte mein Kollege gemacht haben. Zu diesem
Zweck, glaube ich, hatte er sich doch die Personalien notiert und über Funk die
Anfrage gehalten. Leider war INPOL ausgefallen, das System hatte sich mal
wieder abgemeldet“.
„Soll das heißen, eine INPOL-Abfrage ist nicht
gestartet worden?“
„Ja“.
Mist, die Katastrophe wuchs sich zu einem
Desaster aus, dachte Hanson verärgert. „Wann genau war das, Datum und Uhrzeit
bitte?“
„Vor ungefähr
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