Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
sicherer Entfernung beobachten,
sonst geraten Sie in schweres Wetter. Das ist ein Befehl, ist das klar?“
„Keine Angst, Chef, ich bin vorsichtig“.
„Angst sollten SIE haben und sich gestatten,
wenn Sie diesem Typ zu nahe kommen. Der ist brandgefährlich. Halten Sie sich
von ihm fern. Glauben Sie mir Jutta, ich weiß wie verzweifelt man zu weilen
ist, wenn einem durch Befehl die Hände gebunden sind und man vor Tatendrang
überschäumt. Und noch etwas, Ihr Habitus hat zu viel eines polizeilichen
Gebarens. Der spürt und riecht Polizisten in seiner Nähe. Besser ist, Sie vergessen,
dass Sie Kriminalbeamtin sind, nur dann werden Sie erfolgreich sein. Noch
etwas, Jutta, wenn Sie glauben verbrannt zu sein und es die kleinsten Hinweise
gibt, Ihre Tarnung könnte aufgeflogen sein, lassen Sie die Zielperson fallen,
wie eine heiße Kartoffel und machen in Berlin Ferien“.
„Ferien? Ach, wenn ich das nur könnte, Chef“.
„Jutta, was ich sagen will ist, dass es für Sie
gefährlich wird, sollten Sie als Polizistin erkannt werden. Wenn Sie das Gefühl
haben verbrannt zu sein, halten sie sich von ihm fern.
Kapitel 29
Kiel, Polizeipräsidium, Freitag, 21.04.1995,
10.40 Uhr
„Hagen, wir sind auf der Zielgeraden. Gestern
Abend hat mich Jutta aus Berlin angerufen. Sie hat mit der Autovermietung
Kontakt aufgenommen und den BMW-Fahrer identifiziert. Es ist ein gewisser Kurt
Schüßler aus ..., na“, Hansons Finger trommelten auf seinem Schreibtisch, „na,
sag schon, wo kommen diese Sänger her?“
„Finsterwalde?“
„Genau, Finsterwalde. Ob dort geboren oder
wohnhaft, weiß ich nicht. Die Handyverbindung war nicht so pralle. Fest steht
aber, dass laut INPOL eine Person mit genau diesen Personalien vermisst wird.
Vermisst seit wenigen Jahren nach einer Studienfahrt nach St. Petersburg. Das
hat Jutta mit Unterstützung der Berliner Kollegen bereits recherchiert“.
„Tüchtiges Mädchen“.
„Es kommt noch dicker, Hagen. Dieser Schüßler
logiert lustig und sehr lebendig im Hotel Ambera, in der Berliner Innenstadt,
nahe dem KADEWE, auf großem Fuß, unter dem Namen Wagner, wenn ich Jutta richtig
verstanden habe“.
„Entweder will sich dieser Schüßler vor seiner
Familie verbergen oder ...“
„Quatsch, Schüßler ist tot. Mit seinen
Personalpapieren ist ein Agent oder was auch immer ausgestattet worden, der
hier den Sellin oder Röder geführt hat“.
„Genau das wollte ich sagen“.
„’tschuldigung, Hagen.
„Macht nix“.
„Apropos Sellin oder Röder. Wie weit ist es denn
mit dem Personenfeststellungsverfahren dieser beiden Namen gediehen? Welches
ist von den beiden Personalien der rechtmäßige Name?“
„Dag, du wirst es nicht glauben. Zu beiden
Personalien gibt es ordnungsgemäße Papiere, wie Geburtsurkunden, Reisepässe und
Ausweise“.
„Was, wie kann das denn angehen?“
„Ganz einfach, für einen Strolch, der die Risse
in unserem System kennt“.
„Ich bin gespannt, erklär’s mir“.
„Die administrativen Prozeduren in Kasachstan
funktionieren dort weder in der Praxis noch in der Theorie. Ein Röder ist vor
Jahren aus Balkasch als deutschstämmiger Spätaussiedler über Friedland in
unsere Republik eingereist und hier mit offenen Armen empfangen worden. Du
weißt, es gibt keine Rechtsgrundlage, solche Leute bei der Einreise
erkennungsdienstlich zu erfassen. Keine Bilder und keine Fingerabdrücke bei der
Ankunft. Alles kein Problem, wenn es sich um rechtschaffende Neubürger handelt.
Aber Röder, wie du ja weißt, Dag, stand als Mörder vor Gericht und ist von uns
erkennungsdienstlich behandelt worden. Dieses Verfahren wurde eingestellt und
seine Fingerabdrücke wurden nach fünf Jahren dem Reißwolf überantwortet. Um
sich eine neue Identität zu verschaffen, er konnte ja nicht ahnen, dass seine
Fingerabdrücke bei uns nicht mehr existierten, reiste er wieder nach Kasachstan
und kaufte sich dort neue Papiere. Ist dort ganz normal, kommt im Jahr zigmal
vor. Gegen ein üppiges Bakschisch bekommt dort jeder jedes amtliche Dokument.
Jetzt konnte Röder mit neuen Papieren als Sellin erneut als Spätaussiedler
wieder einreisen und wiederum die Hände für die Gelder der Eingliederungshilfe
aufhalten. Tja, so einfach läuft das“.
„Traurig, wie sich dieses Gemeinwesen bescheißen
lässt“.
„Dag, ärgere dich nicht, eine höhere Instanz hat
interveniert, eine gerechtere Strafe hätte ihn sonst nie ereilt.
„Okay, zurück zu Schüßler oder wie der Kerl
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