Aurum & Argentum (German Edition)
dunkelblau. Dazu auch noch diese lange Mähne, ein güldenes Diadem, ein Schleifchen, eine Perlenhalskette, Armringe, ein Fußkettchen aus Blüten und aufdringlich pinkfarbene Sandaletten. Pink – was war das überhaupt für eine Farbe und warum nur liebten Mädchen sie so sehr? Flux mochte das einfach nicht verstehen und überhaupt, er war schließlich auch kein Verhaltensforscher.
Gertenschlank war die Kleine auch nicht, dicke Tränen kullerten über ihre Pausbäckchen.
„ Ach Kleolein, es würde dir sicher gefallen. Du könntest endlich Einhörner sehen.“
Ungläubig starrte sie ihren Vater an: „Wirklich?“
Er nickte feierlich und ihr Blick wanderte zu ihrer Mutter, sie nickte zwar auch, hatte aber noch Bedenken. Konnte sie ihre Tochter wirklich diesem bunten Haufen anvertrauen? Dafür musste sie mehr über die Knaben wissen als das, was sie ihr erzählten. Schließlich konnten viele Wesen lügen, ohne rot zu werden, die einzige Möglichkeit, um ganz sicher zu gehen, war ein „Blick in die Tiefe“. Orion verstand ihre Besorgnis voll und ganz, er hatte nichts dagegen, dass sie sich persönlich von seinen noblen Absichten überzeugte. So kam es, dass die Feenkönigin leise ein paar Zauberformeln sprach, sich mit Feenglanz die rechte Hand bepuderte und sie dann auf die Stelle von Orions Brustkorb legte, unter der sein Herz schlug. Sie schloss die Augen, konzentrierte sich und sah ihm tief in die Seele hinein.
„ Unsere Tochter wird gut bei ihm aufgehoben sein“, verkündete sie anschließend und fuhr dann der Reihe nach fort. Bei Flux fand sie ebenfalls nichts Bedenkliches und bei Calep störte sie sich nur wenig an seinem Übermut. Absichtlich hätte aber auch er nie etwas getan, das ihrer Tochter oder seinen Freunden schadete. Zum Schluss kam Leon an die Reihe. Clarissa wurde ganz verlegen, in solche Reinheit hatte sie noch nie geblickt und sie erst recht nicht bei einem Kentaur vermutet.
„ Was sagst du nun, Schatz?“, fragte der König, seine Frau nickte stumm, sie hatte nichts mehr einzuwenden. Die Entscheidung lag nun bei Kleopatra, sie überlegte lange hin und her.
„ Werde ich wirklich Einhörner sehen?“
Flux winkte ab: „Wir sind jedenfalls schon mehr als einem begegnet.“
Diese Aussicht reizte die kleine Fee sehr.
„ Dann komme ich mit!“, verkündete sie, es dauerte aber noch einige Zeit, bis sie aufbrechen konnten. Schließlich musste die kleine Dame noch ihre Sachen packen und davon hatte sie bergeweise. Sie schleppte alles Nötige und Unnötige heran, das in Leons Packtaschen verschwand. Sie veränderten zwar nicht ihre Größe, nahmen aber eindeutig an Gewicht zu.
„ Muss das sein?“, fragte Flux, als Kleopatra auch noch ein Ballkleid anschleppte.
„ Ja, das muss sein!“
Endlich hatte sie fertig gepackt und war abreisebereit, die Verabschiedung von ihren Eltern und den anderen Feen beanspruchte aber noch ihre Zeit. Weil es immer später wurde, murmelten bald einige Feen etwas von wegen, ob sie die Nacht nicht hier verbringen mochten, doch Caleps Meinung war eindeutig. Er winkte einmal mit der Hand, kehrte sich um und verschwand zwischen den Sonnenblumen, Flux folgte ihm schnurstracks. Orion machte eine höfliche Verbeugung und setzte sich ebenfalls in Bewegung. Leon zögerte noch ein wenig, der Neuzuwachs konnte sich von ihren Eltern einfach nicht trennen. Als er jedoch auch verschwand, riss sich Kleopatra endlich los.
„ Wartet gefälligst auf mich!“, sie verkleinerte sich auf etwa fünfzehn Zentimeter Körpergröße und schwirrte aufgeregt hinterher wie eine dicke Hummel.
„ Mach es gut, meine Süße! Komm gesund zurück! Und nimm dich in Acht vor dem Augurey!“, rief ihr Vater ihr nach.
Ihre Mutter schniefte und trocknete sich mit einem Spitzentüchlein die Tränen. „Hoffentlich weiß Morgana auch ganz genau, was sie tut.“
Kapitel XI
Der Dschungel
„ Wartet auf mich!“
Calep rollte mit den Augen: „Hier gibt es keine Extrawurst für niemanden!“
Die Fee verzog das Gesicht. „Ich bin Vegetarierin!“
„ Das ist eine Redensart, Pummelchen!“
Nun wurde sie auch noch ganz rot im Gesicht: „Für dich immer noch Prinzessin Kleopatra, Ziegenohr!“
„ Kinder!“, warf Orion ein, doch keiner hörte auf ihn, missmutig schüttelte Calep mit dem Kopf: „Was hat sich Morgana nur dabei gedacht? Wie kommt sie nur auf die Schnapsidee, so eine verzogene Göre auszuwählen?“
„ Ich bin nicht verzogen! Und ich will endlich ein
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