Aurum & Argentum (German Edition)
euch etwas anbieten?“, fragte Clarissa sanft. Die Jungen nahmen auch Platz, Calep ließ jedoch die Arme übellaunig verschränkt.
„ Ein Willkommenstrunk wäre angemessen. Dies ist Nektar, der Trank der Götter.“ Die Feenkönigin machte eine schwungvolle Handbewegung, glitzernder Staub wirbelte durch die Luft und sogleich stand vor jedem ein stilvolles Trinkgefäß mit einer güldenen Flüssigkeit, ein honigweinähnlicher Trank, aber alkoholfrei natürlich. „Dazu reichen wir Ambrosia, es ist ebenfalls göttlichen Ursprungs.“ Nun verteilte der König seinen glitzernden Feenglanz und auf edlen Tellern erschien eine goldene Speise. „Möge uns ein langes Leben und ewige Jugend beschert sein.“
Edel war diese Zwischenmahlzeit allemal, aber nicht wirklich nach Caleps Geschmack. Er bevorzugte etwas Handfestes und nicht solch mystischen Götterfraß, die kleine Kleopatra konnte hingegen nicht genug bekommen und verlangte mehrfach einen Nachschlag.
„ Unsere Tochter wurde auserkoren, doch was bedeutet dies?“
„ Also, als wir Calep trafen, nahmen wir ihn mit und bei Orion war es genauso“, erzählte Leon wahrheitsgetreu.
Die Königin machte ein entsetztes Gesicht. „Ihr wollt doch nicht unsere Tochter einfach so mitnehmen?“
Ihr Mann ergriff ihre Hand, um sie zu beruhigen. „Eigentlich ist nichts gegen eine Reise einzuwenden, aber ihr müsst das verstehen, wir wissen noch nicht einmal, welches Ziel sie hat.“
„ Genau wie wir“, kam es von Flux.
„ Aber wir haben Vermutungen“, warf Orion blitzschnell ein, „vielleicht sollen wir nach dem Stein der Weisen suchen.“
„ Oder einem Goldschatz!“
„ Bestimmt geht es um eine gefangene Prinzessin.“
Leon traute sich nicht, seine Vermutung zu äußern, Orion übernahm es für ihn: „Sicher ist, dass Reisen bildet und man innerlich daran wächst.“
Die Herrscher nickten zustimmend. „Aber wer ist mit dem Feind aus der Prophezeiung gemeint?“
„ Es könnte sich um jemanden handeln, der den Stein der Weisen für seine Zwecke missbrauchen will.“
„ Oder um einen Schatzdieb!“
„ Unsinn, dahinter steckt das Ungeheuer, das die Prinzessin verschleppt hat und das ich besiegen werde! Hundertprozentig!“, gab Calep an.
Leon zuckte nur unbeholfen mit den Schultern: „Ich weiß nicht … möglicherweise unser innerer Schweinehund?“
„ Wie?“, Calep konnte nicht an sich halten und lachte laut los, synchron mit Kleopatra.
„ Haltung bewahren, junge Dame“, mahnte ihr Vater, das nutzte aber nicht viel.
„ Reizende Idee“, fand hingegen die Königin, „eine Reise, an der man innerlich wächst und sein widerspenstiges Unterbewusstsein überwindet.“
„ Was hältst du davon, Kleo?“
Erschrocken starrte sie ihren Vater an: „Ich soll mit denen mitgehen?“
Ihre Mutter war genauso überrumpelt, „Vittorio, hältst du das wirklich für eine gute Idee?“
„ Was soll ich mir anmaßen?“, fragte er zurück. „Morgana ist diejenige, der diese Idee gefällt. Soll ich mich etwa gegen die höchste Herrscherin stellen?“ So hatte es seine liebe Ehefrau noch nicht gesehen. Er hatte vollkommen Recht, sie durften nicht vergessen, wer dies vorherbestimmt hatte. „Morgana höchst persönlich hat uns die Ehre mit ihrem Besuch erwiesen. Wie könnten wir es erklären, wenn wir uns ihr widersetzten?“ Fragend sah er zu seiner Tochter. „Was hältst du davon, Kleo? Möchtest du nicht einmal mehr sehen von der Welt?“
Mit einem Ruck erhob sich das Feenkind und stampfte mit dem Fuß auf. „Nein, das möchte ich nicht! Ich will hier bleiben und endlich einen Hund bekommen! Dazu noch einen Feendrachen und ein Pony!“
„ Typisch“, dachte sich Flux, eine andere Antwort hätte ihn auch sehr verwundert. So eine Reise war nichts für Mädchen, schon gar nicht für so ein verwöhntes Exemplar.
Ihre Fühler zuckten vor Wut: „Ich will nicht! Ich will nicht! Ich will nicht!“ Sie drehte sich herum und zeigte ihnen die kalte Schulter.
„ Aber Kleolein“, versuchte sie der Vater umzustimmen, „es ist eine Ehre, von Morgana auserwählt worden zu sein.“
Böse funkelte sie ihn mit ihren grünen Augen an. „Ich werde mir nur mein Kleid schmutzig und meine schönen Flügel kaputt machen …“
Tröstend nahm ihre Mutter sie in den Arm.
„ Schön?“, fragte sich Flux, das war wohl Geschmackssache. Für ihn waren diese so genannten Flügel viel zu extravagant: außen knallig violett, dann pink, hellblau und ganz in der Mitte
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