Aurum & Argentum (German Edition)
Einhorn sehen!“
Sie hatten gerade erst vor wenigen Minuten das Sonneblumenfeld verlassen.
„ Wenn du so schreist, bekommen sie Angst“, bemerkte Leon, missmutig sah ihn Kleopatra an, was wusste er schon davon?
„ Ich mag nicht mehr fliegen!“, jammerte sie und fiel immer weiter zurück.
Vor lauter Verzweiflung zog sich Calep die Ohren lang, „Das halte ich nicht aus!“ Flux fühlte mit ihm und versuchte nicht auf das Gezeter zu reagieren. Doch es wollte einfach nicht aufhören, zwar verwandelte sich Kleopatra nun in ein Pünktchen aus rosafarbenem Licht, um so energiesparender voran zu kommen, ermüdete aber dennoch immer mehr.
„ Wenn ihr mich zurücklasst, dann gehe ich zu meinem Papi und der wird euch alle in Kröten verwandeln!“ Seufzend hielt die versammelte Mannschaft an. Hin- und herschlingernd holte sie das Lichtpünktchen wieder ein, es flog zu Flux’ Kopf, wurde wieder zu der kleinen Fee und diese ließ sich keuchend auf seinem Haar nieder. Entnervt kniff Flux die Augen zu, was sollte das werden, wenn es fertig war? „Bis ich ein würdiges Edelross bekomme, wirst du mich tragen. Das ist natürlich nicht so standesgemäß wie ein pastellrosafarbenes Traumpferd mit goldenen Hufen und Pfauenschwanz oder ein Pegasus. Mir wäre sogar ein Schimmel recht, wenn er denn ein Diadem aus blauen Diamanten auf dem Kopf trägt und pinke Schleifchen in der Mähne.“
Flux’ Ohrspitzen färbten sich zusehends rot, doch das schreckte Kleopatra nicht ab, im Gegenteil, hingerissen rang sie die Hände: „Wenn du böse wirst, bist du ja noch süßer.“ Sie kicherte albern und Flux fügte sich ächzend seinem Schicksal.
„ Ich könnte dich tragen“, bot Leon an, doch er schien für die Diva nicht einmal zu existieren.
Die Reise musste so oder so weitergehen, entlang einem Pfad, durch ein Tal zwischen mächtigen Bergen. Nachts bekam Kleopatra das Zelt für sich allein und am dritten Tag nach der Abreise aus dem Feendorf, erreichten sie die ersten Ausläufer eines Dschungels.
„ Ich habe Hunger!“, quengelte das Prinzesschen.
„ Schon wieder?“, Flux konnte nur staunen, für ihre Größe hatte sie jedenfalls einen Riesenappetit. Das Einzige, was sie wirklich zufrieden stellte, waren Spalten des goldenen oder silbernen Apfels. Wortlos reichte ihr Leon eine Zwischenmahlzeit, wurde ansonsten aber strickt von ihr ignoriert. Für sie schien einzig und allein Flux zu existieren und das machte ihn nicht gerade glücklich.
„ Wo ist denn nun mein Einhorn? Ihr habt es versprochen!“ Seit drei Tagen ging das schon so.
„ Ich vermisse Beelzebub“, ächzte Calep, „der war nicht einmal halb so anstrengend.“
„ Habe Geduld“, bat Orion und biss den Schnabel zusammen, denn Kleopatra hatte ihm schon wieder eine Feder ausgerupft, sie brauchte sie, um mit bonbonrosa Tinte in ihr Tagebuch zu schreiben.
„ Wenn ich heute kein Einhorn sehe, dann schreie ich!“
Die Jungs warfen sich hilfesuchende Blicke zu, ihnen klang noch das Gebrüll vom gestrigen Tage in den Ohren.
„ Wenn du das tust, setzen wir dich aus!“, drohte Calep und die kleine Diva hielt die Luft an, bis sie fast platzte.
„ Wenn mich ein Augurey frisst, wird mein Vater euch dafür verantwortlich machen! Dann wird er euch in eklige Nacktschnecken verwandeln und euch einem Oger zum Fraß vorsetzen!“
„ Ach ja?“, war Calep entnervt. „Weißt du was? Deine hohlen Drohungen machen uns überhaupt keine Angst!“
„ Das werden wir ja noch sehen!“, drohend schwang die Kleine ihren Zauberstab.
„ Kinder!“, brüllte Orion.
„ Können wir uns nicht vertragen?“, klagte Leon.
„ Nein!“, sein Kumpel blieb abrupt stehen. „Ich ertrage das nicht mehr! Entweder geht sie – oder ich!“
„ Du, Ziegenfuß“, bestand Kleopatra.
„ Ach, soll dich doch der Augurey holen!“, keifte Calep zurück.
„ Was ist das eigentlich?“
Orion war sehr froh über die Frage und erläuterte es Leon, während sich die anderen drei fetzten. Bei dem so genanten Augurey handelte es sich um einen großen grünen Vogel mit einem kahlen Kopf, dessen Hauptnahrung Schmetterlinge und Feen waren. „Kein Wunder, dass sie sich fürchtet.“
Ein markerschütternder Vogelschrei ließ alle zusammenfahren.
„ Der Augurey!“, kreischte Kleopatra und versteckte sich in Flux’ Gürteltasche. „Er will mich holen!“
Rasch und gar nicht dumm packte der Elf die Gelegenheit beim Schopfe und verschloss den Beutel sorgfällig. Als sich der Schreck gelegt
Weitere Kostenlose Bücher