Aurum & Argentum (German Edition)
schien. Nur wenige Minuten später saß der kleine Racker im flacheren Uferbereich und planschte, dass es eine Freude war. Viele interessante Blubberblasen stiegen dort auf, wo sich Flux im Freistiltauchen übte, und Leon beobachtete aus dem Augenwinkel heraus zwei weitere Gäste am Badeteich. Reinecke machte nicht viel Federlesen und platzte mitten hinein in die Badegesellschaft, Calep hingegen zögerte ein wenig. Vielleicht hatte er ja inzwischen eingesehen, dass seine Vorverurteilung nicht angebracht war.
„ Ich denke, das könntet ihr gebrauchen“, der Hobgoblin streckte seine Hand aus, in der er ein Stück violette Lavendelseife hielt, eine weitere Mitgift von Morgana.
„ In der Tat“, reagierte Leon beiläufig und griff danach, doch statt der Seife packte er Caleps ganze Hand und mit Schwung zog er den Hobgoblin zu sich in den See.
„ Sehr komisch!“, entgegnete Calep, als er bis zum Hals im Wasser steckte. „Das hat man nun davon! Man reicht dem Kentaur den kleinen Finger und der nimmt den ganzen Hobgoblin!“
Leon sah nicht so aus, als würde ihn diese Rede sonderlich beeindrucken, und Flux kullerte nur mit den Augen: „Nun mach doch nicht so einen Aufstand! Du bist doch nicht aus Zucker! Oder hast du Angst deine Zartbitterschokoladenfarbe zu verlieren?“ Mit ausgestrecktem Finger zeigte der Elfenknabe auf den planschenden Kobold. „Nicht einmal Beelzebub stellt sich so an!“
Leon spitzte die Ohren: „Wer?“
Flux hielt den Kopf schräg und sah ihn wissend an: „Was du einmal angeschleppt hast, das willst du doch immer behalten und wenn er schon da bleibt, dann braucht er auch einen Namen.“
Die Idee an sich war gar nicht so verkehrt, aber die Wahl gefiel dem Kentaur nicht so recht.
„ Sehr passend“, sah Calep das ganz anders, „er ist wirklich ein ‚Herr der Fliegen’ …“
Der grüne Bengel streckte ihm für diese Gemeinheit die Zunge heraus und im Übrigen hatten sich die schwirrenden Brummer längst verzogen.
„ Also ich weiß nicht“, Leon konnte das nicht überzeugen, doch Flux schenkte ihm seinen unwiderstehlichen „Bitte-Bitte-Blick“.
„ Na schön“, sein Bruder gab sich geschlagen. Ihm erschien der Name des obersten Dämons zwar nicht sonderlich passend, aber auf der anderen Seite hatte diese Bezeichnung hier im Laufe der Zeit sowieso an Bösartigkeit verloren. In den Märchen war aus dem Dämon eine ziemlich harmlose Witzfigur geworden, der einen Besessenen in Gestalt einer Fliege verließ, wenn er ausgetrieben wurde.
„ Beelzebub also“, Calep war damit offensichtlich höchst zufrieden, „einen Namen hat er nun. Aber was machen wir jetzt mit ihm?“
Leon demonstrierte Calep das kurz anschaulich, indem er ihm mit der Seife ordentlich den rot leuchtenden Schopf wusch. Der kleine Kobold fand das zum Schreien komisch, doch nur so lange, bis er an der Reihe war.
Von dem lauten Getobe wachte der Mantichora kurz auf, er hob den Kopf, gähnte und musste lächeln. Seine Wunden begannen bereits zu heilen und dennoch wusste er, dass bald die Zeit gekommen war, ‚lebe wohl’ zu sagen. Er hatte in den letzten Tagen so viel erlebt, wie schon lange nicht mehr, doch er war nicht mehr der Jüngste und tief in seinen Knochen spürte er, dass er für solche Abenteuer längst zu alt war.
Er legte das Haupt wieder auf seine Vordertatzen und döste, als die Knaben zurückkehrten.
„ Erst der Spaß, dann die Arbeit“, Reinecke seufzte, er hatte sich so sehr geschüttelt, dass sein Fell noch immer abstand und er wie ein aufgeplusterter Haarball aussah. Mit viel Geschick und Zungenspitzengefühl versuchte er sich den Pelz nun wieder in Form zu lecken. Da er sehr viel Fell besaß, war er damit nun eine ganze Weile beschäftigt und irgendwie beneidete er für einen kurzen Augenblick Beelzebub, der ja kein einziges Härchen am Leibe trug. Der kleine Kobold schnupperte ein wenig argwöhnisch an seinen Armen und Beinen, der ungewohnte Fliederduft schien ihm nicht recht zuzusagen. Leise brummelnd setzte sich Calep neben ihn und kramte einen Kamm aus seiner Gürteltasche. Er nahm es Leon noch immer übel, dass er ihm ein unfreiwilliges Bad beschert hatte. Seine rote Mähne stand in alle Richtungen ab wie Stroh und wollte sich heute unter keinen Umständen bändigen lassen.
„ Ich sehe ja aus wie ein aufgeplatztes Sofakissen!“, beschwerte er sich, als er sich in einer Schale mit Wasser begutachtete. Flux konnte nur leise kichern, denn er stellte keinen großen Unterschied
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