Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)
Nach allem, was Sie erlebt haben, ist das kein Wunder. – Warum spannen Sie nicht mal so richtig aus und fahren vier Wochen weg? Fliegen Sie nach Miami, amüsieren Sie sich. Oder nach Acapulco. Wenn Sie es ruhiger mögen, suchen Sie sich irgendeinen anderen Ort. Auf jeden Fall sollten Sie mal woanders hingehen, lockerer und entspannter werden, sich amüsieren. – Überlegen Sie mal, was Sie in den letzten Jahren hatten. Sie haben geschuftet wie eine Wilde und erlebten verschiedene Schicksalsschläge. Das bleibt nicht in den Kleidern hängen.«
»Ich kann doch nicht wegfahren, jetzt wo die Erntezeit vor der Tür steht. Das ist nicht Ihr Ernst, Sheriff.«
»Doch, Phoebe. Wie ich gehört habe, kümmert sich Ted Addams hingebungsvoll um dich. Er würde die Farm bestimmt solange verwalten Arbeitskräfte einstellen und auch die Ernte einbringen. Ich sehe da kein Problem.«
»Aber ich, ich gehe nämlich nicht weg, Sheriff. Von Ihnen verlange ich, dass Sie mich beschützen. Es gehört zu Ihren gesetzlichen Aufgaben, Straftaten aufzuklären und Übeltäter zu fassen.«
»Wie soll ich das verstehen?«
Die junge Frau hatte sich vergaloppiert. Wenn sie vom Sheriff verlangte, dass er ihren toten Bruder der Anschläge überführte und unschädlich machte, würde er sie für verrückt erklären. Phoebe wechselte ihre Taktik. Sie schluchzte ins Telefon, was ihr nicht sehr schwer fiel.
»Es spukt auf der Starr-Farm, Sheriff. Warum glaubt mir denn keiner? Ich will mich von dem Spuk nicht von meiner Farm verjagen lassen. Können Sie das nicht begreifen?«
»Ich komme heute Nachmittag mal vorbei.«
Damit verabschiedete sich der Sheriff. Phoebe ging ihrer täglichen Arbeit nach. Dabei musste sie immer wieder an den Spuk denken, den sie erlebt hatte. Ihr Liebeskummer trat dabei in den Hintergrund, worüber sich Phoebe jedoch nicht freuen konnte.
Am Nachmittag, wie angekündigt, fuhr Sheriff Delgado mit seinem Streifenwagen, einem Oldsmobile Cutlass, vor. Der Dienstwagen des Sheriffs war zwei Klassen besser als die Fahrzeuge seiner Deputys. Delgado wuchtete im Farmhof seine zweihundertzehn Pfund Lebendgewicht aus dem Fahrersitz. Mit watschelndem Gang kam der schwergewichtige Mann auf die Farmerin zu.
Delgado hatte eine Spiegelglassonnenbrille auf. In der Halfter an seinem Gürtel steckte ein schwerer Colt Police Python, ein Schießeisen, mit dem man ein Nashorn erschießen konnte. Der fünfzackige Sheriffstern an Delgados Brust funkelte in der Sonne.
»Möchten Sie ein Glas frische Limonade?«, fragte Phoebe den Sheriff, nachdem sie ihn begrüßt hatte. »Es ist Selbstgemachte aus Stachelbeeren.«
»Nach dem alten Familienrezept deiner Mutter«, erwiderte der Sheriff. »Da sage ich nicht nein.«
Im Haus trank er erst mal die Limonade, wischte sich mit der Bandanna den Schweiß vom Specknacken und der Stirnglatze und kam dann zur Sache.
»Phoebe, ich will nur dein Bestes.«
»Nein, danke, Sheriff«, antwortete die junge Frau halsstarrig. »Das behalte ich lieber für mich.«
»Es wäre wirklich besser für dich, wenn du mal ausspannen würdest. Immer hier auf der Farm, das ist doch auf Dauer kein Leben für ein hübsches junges Mädchen. Jetzt ist dir auch noch dein Bräutigam weggelaufen. Du erlebst lauter Katastrophen.«
Der Sheriff war bestens informiert. In seinem County hustete kein Floh, ohne dass er es mitbekam.
Phoebe sagte ihm klipp und klar, dass sie nicht weggehen und die Farm nicht im Stich lassen wollte.
»Himmel, A... ähem, und Zwirn, Phoebe!« Dem Sheriff riss der Geduldsfaden. »Ich verstehe dich nicht. Warum denn bloß nicht?«
»Ich lasse mich nicht verjagen. Weder in Gutem, noch in Bösem. Das ist die Starr-Farm, und ich bleibe darauf.«
»Na gut, Phoebe, wie du willst. Aber dann muss ich dir den Amtsarzt vorbeischicken, damit er dich mal auf deinen Geisteszustand hin untersucht. Das Gesetz besagt, wenn jemand in einem geistigen Ausnahmezustand sich selbst oder andere gefährdet, muss er in eine Fachklinik eingewiesen werden.«
»Aha, Sie wollen also auf eine Zwangseinweisung hinaus! Sie wollen mich aus dem Verkehr ziehen und in eine geschlossene Anstalt stecken, Sheriff!«
Phoebes grüne Augen funkelten wütend. In ihrem Jeanskleid stand sie vor dem Sheriff, als ob sie ihm im nächsten Moment das Gesicht zerkratzen wollte.
»Du brauchst dich nicht aufzuregen, Phoebe«, versuchte Delgado, sie zu beschwichtigen. »Das ist auch in deinem Interesse. Wenn der Amtsarzt feststellt, dass du geistig
Weitere Kostenlose Bücher