Aus dem Jenseits verfolgt (German Edition)
Phoebe, dass sie so giftig gewesen war. Aber ihr ehemaliger Verlobter hatte sie derart enttäuscht und verletzt, dass sie nicht anders konnte. Niedergeschlagen kehrte Phoebe ins Schlafzimmer zurück.
Kaum lag sie im Bett, als es am Fensterladen kratzte. Phoebe zog die Bettdecke bis unter die Augen. Sie fragte sich, was das war. Um an ihr Fenster zu gelangen, wäre schon eine Leiter nötig gewesen. Das Kratzen wiederholte sich.
Dann wurde geklopft. – Tock. Tocktock. Tock.
Phoebe hielt es nicht länger im Bett. Sie stand auf, ging ans Fenster und öffnete es langsam. Dann war der Laden dran. Phoebe hatte große Angst vor dem, was sie sehen würde, wenn sie den Fensterladen aufstieg.
Denn gerade kratzte es wieder wie lange Fingernägel oder Krallen.
Dann rief eine Stimme: »Phoebe!«
*
Es war Randys Stimme. Phoebe bekam sofort eine Gänsehaut. Ihre Haare sträubten sich. Sie war ganz allein mit dem Spuk auf ihrer Farm. Jetzt bereute sie, dass sie sich darauf eingelassen hatte. Doch wer A sagte, der musste auch B sagen. Phoebe musste handeln, oder sie würde für den Rest Lebens eine zittrige Person sein, die vor jeder Entscheidung zurückschreckte.
Sie stieß die zwei Fensterläden auf und beugte sich hinaus.
»Grab, was ins Grab gehört!«, rief sie einen Bannspruch aus einem Roman, den sie irgendwann mal gelesen hatte. »Toter ins Totenreich. – Hebe dich hinweg, unreiner Geist! Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.«
Phoebe wünschte sich, sie hätte jetzt ein Kruzifix gehabt.
Sie schaute sich um – rechts, links, nach oben zum vorragenden Dach und über den Farmhof. Die Farmerin erschrak. Denn bei den verkohlten Überresten der Scheune lag eine halbnackte Frauengestalt. Deutlich erkannte Phoebe die blonden Haare. Genauso hatte Sue-Ann Nolan dagelegen, als Phoebe sie fand.
Die junge Frau öffnete und schloss die Augen mehrmals. Doch das Bild blieb. Phoebe strengte ihre Augen an.
Es musste Sue-Ann Nolan sein. Eine übernatürliche Kraft hatte ihre Leiche, wie sie damals gewesen war, zurückgezaubert. Die Farmerin bekreuzigte sich. Endete dieser Alptraum denn niemals? Keine Macht der Welt hätte sie dazu gebracht, jetzt in den Hof hinabzugehen, zu der Leiche und dem Geist, der zweifellos draußen lauerte und sie verfolgte.
»Weiche, Spuk!«, stammelte Phoebe. »Weg! Weg!«
Die Leiche bewegte sich. Sie winkte Phoebe zu. Die Farmerin, der sich die Haare sträubten, hatte den Eindruck, sie würde sie anlächeln.
Deutlich hörte sie die Stimme von Sue-Ann Nolan: »Juchhu, Phoebe, es ist gar nicht so schlimm, tot zu sein. Willkommen im Reich der Toten!«
Phoebe knallte Läden und Fenster zu, lehnte sich mit dem Rücken gegen die Hand und presste die Hand auf das wild schlagende Herz. Wenn das so weiterging, kriegte sie vor lauter Aufregung noch einen Herzschlag oder erlitt einen Nervenzusammenbrach. Zunächst konnte Phoebe keinen klaren Gedanken fassen.
Was würde noch alles auf ihrer Farm geschehen?
Es kratzte wieder am Fenster.
Und die hohle Männerstimme rief: »Phoebe, hörst du mich? Hier spricht dein Bruder. Ich bin wieder da aus dem Totenreich.«
Phoebe hielt es nicht länger aus. Sie wollte Hilfe herbeitelefonieren. Doch als sie am Telefon schon die ersten Ziffern von Bill Jacksons Nummer gewählt hatte, hielt sie inne und drückte die Gabel nieder.
Nein, Bill würde sie nicht anrufen, und wenn es sie das Leben kostete. Sie suchte die Nummer vom Sheriffs Office heraus und wählte sie.
»Deputy Larger«, meldete sich eine Männerstimme.
»Hier spricht Phoebe Starr von der Starr-Farm. Schicken Sie schnell jemand her. In Hof meiner Farm liegt eine Leiche. – Ist Sheriff Degado im Office?«
»Er ist weder hier, noch kann ich ihn jetzt erreichen. Ich gebe sofort über Funk die Nachricht raus, Miss Starr. Behalten Sie die Nerven. Bald trifft Hilfe ein. – Wissen Sie, wer die Ermordete ist und wer sie umgebracht hat? Sind der oder die Mörder noch in der Nähe?«
»Nein, das kann ich jetzt nicht sagen. – Vergeuden Sie keine Zeit mit Reden mit mir, sondern schicken Sie jemand! Es ist ganz dringend.«
»Okay. Bleiben Sie am Apparat.«
Phoebe wartete. Sie schaute dabei immer wieder zum Treppenaufgang und zum Ende des Korridors, wo ein Fenster war. Jeden Moment erwartete sie, angegriffen zu werden. Bisher hatte sie immer nur Randys Stimme gehört und den stinkenden kalten Hauch gerochen. War der Geist unsichtbar? Es hatte den Anschein.
Endlich meldete der Deputy sich
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