Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)
braucht?
„Wie, Du kennst PEKiP nicht? PEKiP ist das Prager-Eltern-Kind-Programm und eine ganz tolle Sache. Jeder macht es. Ohne PEKiP geht es einfach nicht. Aber lass dir das genauer von unserer PEKiP- Gruppenleiterin erklären, ich geb` Dir ihre Nummer.
Als ich später die sagenumwobene PEKiP- Gruppenleiterin anrufe, meldet sich ein sonniges Stimmchen:
„Ja hier Christina-Anna Winschelruth-Eggermann.“
Ich muss mich ziemlich beherrschen, um nicht laut los zu prusten und schildere der Frau mit dem Doppel-Doppelnamen mein Problem.
„ Ja, toll, Du interessierst Dich also für PEKiP. Also PEKiP ist eine ganz tolle Sache. Unentbehrlich für die Entwicklung deines Kindes.“
„Und was ist PEKiP nun genau?“ erlaube ich mir nochmals dazwischen zu fragen.
„ PEKiP ist einfach alles: PEKiP ist beobachten, PEKiP ist zuhören und voneinander und miteinander lernen. PEKiP ist Entwicklungen wahrnehmen. PEKiP ist sein Kind in seiner Entwicklung und Eroberung der Welt zu unterstützen. PEKiP ist krabbeln, PEKiP ist stillen, PEKiP ist füttern. PEKiP ist auch anziehen, PEKiP ist jedoch auch ausziehen. PEKiP ist wickeln und PEKiP ist schmusen......“.
Nach etwa 5 Minuten des Vortrages versuche ich verzweifelt das Gespräch abzukürzen, in dem ich der Angerufenen zu vermitteln versuche, dass ich noch einen wichtigen Termin habe.
Unermüdlich fährt sie fort:
„.....PEKiP ist auch Termine zu haben, PEKiP ist essen und trinken, PEKiP ist müde sein.......“
Nach weiteren 10 Minuten bin ich überzeugt und flehe Christina-Anna Winschelruth-Eggermann verzweifelt an, mir doch ein Anmeldeformular für PEKiP zuzuschicken. Koste es, was es wolle.
„Oh je, stöhnt sie, “in der wievielten Schwangerschaftswoche bist Du? Ich bin die nächsten 2 Jahre komplett ausgebucht. Vielleicht, wenn noch jemand abspringt, denn PEKiP ist kein Zwang, PEKiP bedeutet auch mal keine Zeit zu haben, PEKiP ist, sich mal richtig gehen zu lassen, PEKiP ist Freude am Leben, PEKiP ist Lebenslust PEKiP ist............“
Nach weiteren 7 Minuten fallen mir die Augen zu und der Telefonhörer aus der Hand. Zufrieden rolle ich mich auf dem Wohnzimmerteppich zusammen, denn endlich weiß ich, was PEKiP ist. PEKiP ist überall und jederzeit einschlafen, wenn es öde ist.
S chwangerschaftsleiden
Schief grinst mich die saure Gurke auf dem Dessertteller an.
„Willkommen im Club“.
„Aber ich habe doch meinen Mitgliedsbeitrag noch gar nicht gezahlt...“ versuche ich dem herannahenden Unheil zu entgehen.
Zu spät.
Anna M. Pawel-Dubielzic lächelt mich verschwörerisch an, während sie auf mich zuspringt, beide Hände ergreift und mich umarmt.
Was habe ich bloß getan, um zu dieser Ehre zu gelangen. Wenige Minuten später werde ich es erfahren.
Anna M. führt mich zur Mütterecke, dem Teil meines Stammcafés, den ich ohne Lizenz noch nie betreten durfte. Doch jetzt ist alles anders.
Dort werde ich erwartungsvoll von Tina und Tini, Hanni und Nanni, Heidi und Peter empfangen.
„Endlich, wir hatten gedacht, du willst noch in deinem Job versauern.“
Tina, schwanger und dank modernster Technik bereits Mutter von Zwillingen spricht aus, was alle schon seit langem denken.
Hannah, Ex-Schwangere, die seit Jahren versucht diesen Zustand durch Zeugung eines Geschwisterkindes für ihren Satansbraten Marvin-Finn wiederherzustellen, bringt es auf den Punkt.
„Was, du arbeitest noch? Weißt du, was du dir und deinem Kind damit antust? Unverantwortlich. Ich habe mich bei Marvin-Finn bereits unmittelbar nach der Empfängnis krankschreiben lassen. Was da bei der Arbeit alles passieren kann. Man muss doch auch an die Gesellschaft denken.“
Genau und an den großzügigen Arbeitgeber, der den Lohn fortzahlen darf und die Stelle während der Mütterzeit nicht besetzen darf und an die Sozialversicherung und überhaupt. Davon abgesehen plane ich eigentlich, weiter zu arbeiten. Klar, ein paar Wochen wird man sich vermutlich zwecks Herausholen des Babys und Wartung usw. frei nehmen müssen. Aber aufhören zu arbeiten? Niemals. Davon abgesehen habe ich bis zur Entbindung noch etwa 6 ½ Monate. Soll ich bis dahin etwa rosa oder blaue Söckchen stricken?
Kurz werden meine Gedankengänge durch die Kellnerin unterbrochen, die unsere Bestellung aufnehmen möchte. Gedankenlos ordere ich einen Milchkaffee, werde aber von Nanette, schwanger im 5. Monat, sofort eines besseren belehrt.
„In deinem Zustand Koffein, wie rücksichtslos.“
„Nein“, spricht
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