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Aus den Augen (T-FLAC) (German Edition)

Aus den Augen (T-FLAC) (German Edition)

Titel: Aus den Augen (T-FLAC) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cherry Adair
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erledigt.
    Kanes staubige schwarze Galabija umwogte ihn wie die Schwingen eines Raben, während er um den Wagen zu ihr herumkam. Er spielte immer noch seine Rolle, obwohl sie beide in der Tiefgarage alleine waren. AJ bemerkte seine Schuhe. Abgelaufen und alt wirkten sie so substanzlos, zerbrechlich und benutzt wie er selbst. Er sah arabisch aus, sprach amerikanisch und war gefühllos wie ein Roboter.
    Kurz gesagt, der perfekte T-FLAC-Agent.
    »Beweg dich«, sagte er und wies zum Lift auf der anderen Seite der verwinkelten und fast vollbesetzten Garage.
    AJ streckte hinter seinem Rücken den Mittelfinger aus, doch verkniff sich eine schlagfertige Retourkutsche und schloss zu ihm auf. Sie drückte den Aufzugknopf und zwinkerte, während sie an die Wand gelehnt auf den Lift warteten, Feuchtigkeit in ihre ausgetrockneten, müden Augen. Verdammt, sie wäre fast im Stehen eingeschlafen. Sie stemmte sich von der Wand weg. »Wann brichst du nach Fayum auf?«
    »Du kommst eh nicht mit.«
    Die Tür ging auf, sie ging rein, und er folgte ihr. »Habe ich etwa ›wir‹ gesagt? Ich habe es schon die ersten zwölf Mal verstanden. Lass es gut sein, okay. Die Nachricht ist angekommen.«
    Er drückte den Knopf für das Stockwerk. Elf, registrierte sie geistesabwesend, während die Kabine sich mit einem Gerumpel in Bewegung setzte, das sie nicht gerade vertrauenerweckend fand. Toll. Erst die große Chance vertun und dann bei einem Liftabsturz in einem rattenverseuchten Hotel sterben. Einfach perfekt. Sie würde als die größte Null, die je die Schwelle der Akademie überschritten hatte, in die T-FLAC-Geschichte eingehen.
    Gabriel würde zur Sicherheit seinen Nachnamen ändern müssen.
    »Manchen Leuten muss man es mehr als einmal sagen.«
    AJ hörte, während sie gepresst antwortete, ihre Backenzähne mahlen. »Also, zu denen gehöre ich nicht.« Er konnte sie bereden, bis er so alt war, wie er aussah. Wer als Erster in Fayum war, konnte Raazaq erledigen. Sie würde dafür sorgen, dass sie die Erste war. Sobald er sie am Flughafen abgesetzt hatte, würde sie aufbrechen. Er brauchte gar nicht zu wissen, dass sie sich seinem Befehl widersetzt hatte, bis Razaaq erledigt war.
    Es war riskant, einen direkten Befehl zu ignorieren. Aber auf der anderen Seite würden die Oberbefehlshaber bei T-FLAC sehen, dass sie Initiative ergreifen konnte und erfreut sein, sobald sie Raazaq ausgeschaltet und ihren Job erledigt hatte.
    Der Lift war langsamer als eine Schnecke, und er ruckelte und stockte alle paar Meter, als sei er zu müde für die Reise. Seite an Seite standen sie in Richtung der Tür. AJ warf ihm durch die Wimpern verstohlene Blicke zu. Sein normalerweise schon verschlossener Gesichtsausdruck war wegen der Schminke noch unergründlicher.
    Was dachte er? Nichts Gutes, aus dem Zug um sein Kinn zu schließen.
    Vor ein paar Jahren war Kane während einer Operation für zwei Monate im Gefängnis gelandet. Sein persönlicher Bericht war bedauerlicherweise unter Verschluss. Die Akten enthielten nur die blanken Fakten. Sechs Männer waren nach Libyen gegangen, fünf im Einsatz getötet worden. Kane war für zwei Monate im Gefängnis, dann ist er nach Hause zurückgekehrt.
    Ende der Geschichte.
    Ihm das in Erinnerung zu rufen und mit dem in Zusammenhang zu bringen, was ihr gerade widerfahren war, würde ihn vielleicht ein wenig erweichen. Ihn daran erinnern, dass auch er einmal verletzlich gewesen war.
    »Ich schätze, ich hatte Glück.« AJ schlurfte nach hinten und lehnte sich an die Kabinenwand, während sie aufwärts ruckelten. »Gott sei Dank, sind sie nicht mehr dazu gekommen, mich zu foltern. Du bist gerade noch rechtzeitig gekommen.«
    »Es wäre wohl nicht erfreulich geworden«, sagte Kane lakonisch und machte sich nicht die Mühe, sie anzusehen.
    Richtig. »Nicht erfreulich«, so ließ sich das auch sagen. Sie zitterte beim Gedanken an die Schmerzensschreie, die sie dort drin mitangehört hatte. Natürlich folterte man sie jetzt nicht, aber verflucht unwohl war ihr trotzdem. »Du bist in Libyen in Gefangenschaft geraten, nicht wahr?«
    »Ja.«
    Okay. So brachte sie auch kein Gespräch in Gang. Der Mann war so verschlossen wie eine Muschel. Sie hatten ihn in diesem Höllenloch von Al Jawf monatelang gefoltert. Während ihres zweiten Monats auf der Akademie hatte sie über den Akten gebrütet, zwischen den Zeilen gelesen, sich eingefühlt und mit Magenschmerzen darüber nachgedacht, wie unmenschlich Menschen zu Menschen waren. Wie hatte

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