Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
schon auf euer Kommen und keine Sorge, mein Sohn, wenn ich dein Silvanubis je besuchen sollte, wirst du es sein, der mich hinüberführt.
Deine dich liebende Mutter
Bei dem Gedanken an die Nachricht seiner Mutter musste Alexander unwillkürlich schmunzeln. Irgendwann würde er ihr alles zeigen. Sie würde sich ausgezeichnet mit Bridget verstehen …
»Du kannst es noch nicht sehen, Alex«, riss ihn Noah aus seinen Gedanken. »Wir müssen die Tannen erst umrunden, dann liegt der alte Kasten direkt vor uns.« Er warf ihm einen skeptischen Blick zu. »Bist du dir sicher, dass du dort hinein möchtest? Noch können wir umkehren.«
Alexander presste die Lippen aufeinander, er war sich sicher. »Lass uns weiterreiten, Noah.«
Alter Kasten. Der Ausdruck passte ausgezeichnet. Waren sonst alle Häuser hier aus Holz, so war dieses Gebäude aus Stein gebaut und größer als jedes Haus, das Alexander je gesehen hatte. Riesig und düster ragte es turmhoch vor ihm auf. In seinem Nacken kribbelte es unangenehm. Große Steinquader reihten sich aneinander, vereinzelt waren vergitterte Öffnungen zu sehen. Ein eisernes Fallgatter versperrte den Eingang, an dessen Seiten vier Wachen positioniert waren. So hatte er sich immer eine mittelalterliche Burg vorgestellt. Rechts neben dem Tor befand sich ein kleines Haus aus Holz. Ein Blockhaus mit Reetdach, so wie viele Häuser hier. Noah sprang aus dem Sattel, zurrte die Zügel seines Pferdes an der eigens für diesen Zweck dort angebrachten Holzstange fest und deutete Alexander an, es ihm gleichzutun. Mit federnden Schritten lief er auf das Haus zu und öffnete die Tür, ohne anzuklopfen.
»Sei gegrüßt, Johann.«
Der schmale, alte Mann mit dem langen weißen Bart und ebenso schneeweißen schulterlangen Haaren versank beinah hinter dem riesigen Schreibtisch. Er richtete sich langsam auf seinem Stuhl auf, ließ sich Zeit, die Füße vom Tisch zu nehmen und grinste. Seine nussbraunen Augen funkelten übermütig, als er Noah begrüßte.
»Sei ebenfalls gegrüßt, Noah. Deine Besuche häufen sich in letzter Zeit.« Sein Blick streifte Alexander, als er fortfuhr. »Soll ich den auch für dich in Verwahrung nehmen?«
Nun war es Noah, der schmunzelte, als er Alexanders erschrockenes Gesicht sah. »Nein, nein, Johann. Darf ich vorstellen, das ist Alexander. Er ist vor einiger Zeit von drüben gekommen. Er war dabei, als wir Kyra gefasst und seine Freundin gerettet haben.«
Mit einem Satz war der alte Mann auf den Beinen, umrundete mit erstaunlicher Geschwindigkeit den überdimensionalen Schreibtisch und streckte Alexander seine mit Altersflecken übersäte Hand entgegen.
»Sei gegrüßt, mein Sohn. Nicht nur deine Freundin hast du gerettet. Silvanubis auch, so ganz nebenbei. Ich freue mich außerordentlich, deine Bekanntschaft zu machen.« Er wies auf zwei altersschwach aussehende Stühle. »Setzt euch doch. Was kann ich für euch tun?«
Der Stuhl knarrte verdächtig, als sich Noah vorsichtig setzte. »Alexander möchte mit der Magierin sprechen.«
Johann zupfte mit seiner rechten Hand an seinem Bart und sah Alexander nachdenklich an. »Soso. Bist du dir sicher?«
Alexander schluckte und nickte dann entschlossen. »Ja … ich bin mir sicher. Es ist wichtig … für mich.«
Der alte Mann war bereits an der Tür und wartete darauf, dass sie ihm folgten. Im Hinausgehen drehte er sich um.
»Über Langeweile kann sie sich heute wirklich nicht beklagen. Ihr seid schon der zweite Besuch, der Kyra heute sehen will.«
Noah warf Alexander einen überraschten Blick zu. »Der zweite? Hast du jemanden zu ihr gelassen, Johann? Ich dachte, wir hätten ausgemacht, dass sie keinen Besuch empfangen darf.«
Der alte Mann winkte ab. »Das hatten wir auch. Du musst dich nicht sorgen, Noah, wir haben auch niemanden zu ihr gelassen. Dieser Kerl hat mir nicht gefallen. Er sah ziemlich heruntergekommen aus. Recht kräftig, ein sonnengegerbtes Gesicht, das er offensichtlich seit längerer Zeit nicht mehr gewaschen hat. Ich hab ihn gleich wieder vor die Tür gesetzt, so gestunken hat er. Seine Augen, fast schwarz, sage ich euch. Er hat behauptet, er sei Kyras Cousin und wolle sich davon überzeugen, dass es ihr gut ginge. Tz, tz, tz …« Johann machte einen vielsagenden Gesichtsausdruck. »Er ist ziemlich laut geworden, als ich ihn fortschicken wollte, und ich musste tatsächlich die Wachen rufen, um ihn loszuwerden. Er hat mir einen Brief gegeben für Kyra.« Johann schüttelte sich, der
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