Aus der Asche - Silvanubis #2 (German Edition)
Naomis Hand, »euch danken?«
Edmund machte eine wegwerfende Handbewegung. »Nicht der Rede wert. Außerdem bin ich in zwei, drei Tagen wieder da. Ich bringe Eva deine Nachricht, übernachte dort und mache mich am nächsten Morgen wieder auf den Rückweg.« Er griff ins Regal und legte einen Bogen Papier und einen Kohlestift auf den Tisch. »Nimm das Papier mit hoch zu Anna. Lass dir Zeit mit dem Brief. Morgen früh werde ich aufbrechen.«
»Danke, Edmund. Du hast was gut bei mir.« Er deutete ein Kopfschütteln an. »Ich … ich weiß nicht, womit ich eure Freundschaft verdient habe. Ich bin froh hier zu sein, trotz allem.« Alexander griff nach Papier und Stift und drehte sich um. »Eine Bitte habe ich allerdings, Edmund. Weder meine eifrige Mutter noch meine Schwester sollen dich auf dem Rückweg durch die Passage begleiten. Sie würden furchtbar geschwächt sein, wenn sie hier ankommen, und ich glaube, noch mehr Verletzte oder Kranke kann ich nicht verkraften. Richte ihnen aus, dass ich sie mit Anna besuche, sobald ich kann.«
Edmund nickte und Alexander sprang leichtfüßig die Treppe hinauf. Seine Müdigkeit war wie fortgeblasen …
Kapitel 23
Freundschaftsdienst
» H inter den Tannen, dort, wo der Weg nach links abbiegt, Alex.«
Noah w ies mit dem Zeigefinger in nord westliche Richtung und Alexander richtete sich im Steigbügel auf. Sie waren noch nicht einmal zwei Stunden unterwegs und sollten bald da sein? Es machte ihn ein wenig nervös, Kyra in seiner, wenn auch nicht unmittelbaren, Nähe zu wissen. Für seinen Geschmack konnte gar nicht genug Distanz zwischen ihm und der Magierin liegen. Dennoch hatte er darauf bestanden, ihr einen Besuch abzustatten. Er musste verrückt sein … Alexander hatte lange mit sich gerungen, Anna in sein Vorhaben einzuweihen. Doch Anna überraschte ihn. Sie hatte ihn scharf ins Auge gefasst, genickt und die Hände vor der Brust verschränkt.
»Verstehe. Grüß sie von mir, aber pass auf dich auf, Alex.«
Das war alles gewesen. Mehr sagte sie zu dem Thema nicht. Verdutzt hatte Alexander sie angesehen. Eigentlich hatte er erwartet, dass sie eine Erklärung von ihm verlangen würde, warum es ihm so wichtig war, Kyra zu besuchen, ihr gegenüberzustehen. Alexander war froh, dass sie nicht gefragt hatte, denn er hätte es nicht erklären können. Er verstand es selbst nicht, doch er wusste, er würde erst dann zur Ruhe kommen, wenn er Kyra ein letztes Mal ins Gesicht gesehen hatte. Schließlich hatte Anna ihn geküsst und ihre Finger auf seine Lippen gelegt. Danach hatten sie nicht mehr darüber gesprochen.
Eine Woche war es her, dass sie Kyra besiegt und Anna gerettet hatten. Es ging ihr täglich besser und gestern hatte Anna das erste Mal das Bett verlassen. Sie war einige Male im Zimmer auf und ab gelaufen, hatte am offenen Fenster gestanden und die warme Sommerluft gierig in sich aufgesaugt. Nach zehn Minuten brach ihr dann der Schweiß aus und sie war nur mit Alexanders Hilfe in der Lage gewesen, die wenigen Schritte bis zum Bett zurück zu bewältigen. Es würde noch lange dauern, bis Anna auch nur annähernd zu ihrer alten Form zurückgefunden haben würde, geschweige denn in der Lage wäre, gemeinsam mit ihm die Passage zu betreten. Edmund hatte Wort gehalten und Alexanders Brief an Eva überbracht. Alexander hatte nicht lange gebraucht, um die Nachricht zu verfassen.
Liebste Mutter, liebstes Schwesterherz,
mir geht es gut. Die Gefahr ist vorüber, aber Anna muss sich noch ein wenig erholen. Edmund wird euch alles berichten. Sobald es Anna besser geht, kommen wir euch beide besuchen.
Ich freue mich schon auf euch,
Alex
Er hatte Edmund Anweisungen gegeben, seiner Mutter zwar von den Geschehnissen der vergangenen Wochen zu erzählen, sich aber aufs Wesentliche zu beschränken. Es reichte, dass sie wusste, dass er verletzt, aber jetzt wieder ganz bei Kräften war und dass Anna noch ein wenig brauchen würde, bis sie kräftig genug für einen Besuch wäre. Drei Tage später war Edmund tatsächlich wieder zurückgekehrt, mit einer ebenso kurzen, aber herzlichen Antwort.
Mein lieber Alex,
ich wusste, dass ich mich nicht sorgen musste (leichter gesagt als getan). Bestell Anna gute Besserung und lass sie wissen, dass das Sonneneck jetzt jeden zweiten Tag von einer ständig wachsenden Kinderschar besucht wird. Bauer Carlson, seine Frau, Lisa und ich wechseln uns mit der Aufsicht ab. Was für eine Freude für alle! Ich freue mich
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