Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
Prof. Klaus Püschel, anhand von Fotos der Schädelnähte gefolgert, dass es sich eher um eine jüngere Person handeln müsse. Da ich von Knochen nichts verstehe, halte ich mich aus dieser Diskussion vorläufig heraus. Denn es gibt ja auch noch andere Spuren in diesem Fall …
Beim KGB
Schwirrt Ihnen schon der Kopf? Gut. Dann folgen Sie mir jetzt ins KGB ( Komitet gossudarstwennoi besopasnosti pri Sowjete Ministrow SSSR , Komitee für Staatssicherheit; heute FSB: Federalnaja sluschba besopasnosti Rossijskoj Federazii, Bundesagentur für Sicherheit der Russischen Föderation). Denn dort, endlich und zum ersten Mal in dieser Untersuchung, herrschte angenehme Klarheit.
Die Agenten hatten für uns alles ordentlich vorbereitet – kistenweise standen die letzten Gegenstände aus dem Führerbunker auf einer langen Tischreihe im schönsten Besprechungsraum, der verfügbar war. Die hellblauen Raffgardinen und die braunen Ohrensessel werde ich nie vergessen. Es sah wirklich aus wie in einem Spionagefilm aus den 1970er Jahren.
Während unser Kameramann, kurzzeitig gewandet in die Uniform Goebbels’, Erinnerungsfotos für zu Hause schoss, nahm ich mir die Zähne vor, die bereits herausgelegt worden waren. Sie waren in einem erbärmlichen Zustand. Das lag aber nicht an der Lagerung, sondern daran, dass Hitlers Gebiss eine einzige Ruine war. Noch nie im Leben habe ich etwas Derartiges gesehen. Der Großteil der »Zähne« bestand aus damals hochertigen, für heutige Vorstellungen aber plumpen, Metallkonstruktionen. Dass Hitler nicht lispelte, ist ein Wunder, denn eine der Brücken war so massiv, dass sie in der Tat eher einer Eisenbahnbrücke als einer kieferchirurgischenMeisterleistung glich. Und doch war das Ganze die solide Arbeit eines außergewöhnlich guten Zahnarztes.
Hugo Blaschke, »oberster Zahnarzt« bei der Dienststelle Reichsarzt-SS, hatte von 1907 bis 1911 in London und Philadelphia Zahnmedizin studiert und war dann nach Berlin übergesiedelt. Zu seinen Patienten gehörten Himmler, Goebbels und eben auch Hitler. Dieser hatte allerdings ein derart verfallenes Gebiss, dass Blaschke trotz seines großen Könnens zu recht brachialen Mitteln greifen musste, um die Zähne noch halbwegs intakt erscheinen zu lassen. In den 1930er-Jahren gab es noch keine Zahn-Implantate, und auch eine Vollprothese aus Kautschuk mit einvulkanisierten Keramikzähnen stand noch nicht zur Debatte, da in Hitlers Kiefer noch einige letzte Zähne saßen.
Das für uns Gute daran war, das neben den Brücken auch komplette Zahngalerien aus Metall standen. Sie wurden mit einer dünnen Lage Zahnmaterial verblendet, sodass man auf Fotos nicht erkennen konnte, dass das Gebiss des Führers das eines Eisenbeißers war. Da Metall in Röntgenbildern dunkel erscheint, war nun die Frage, ob ein Röntgenbild von Hitlers Kopf aufzutreiben war.
Wir hatten Glück: Der britische Geheimdienst überließ uns Röntgenbilder, die im September und Oktober 1944 nach dem Attentat vom 20. Juli angefertigt worden waren. Woher er die Röntgenbilder hatte, weiß ich nicht. Wie schon mehrfach betont, glaubeich Geheimdienstmitarbeitern ohnehin kein Wort. In diesem Fall ist der Ablauf aber nachvollziehbar, wenn man alle Puzzleteile zusammensetzt. Dabei ergibt sich, dass die Röntgenaufnahmen vermutlich aus einer Suchaktion im Führerbunker stammen, wo Hitlers Leibarzt Theo Morell ein Büro direkt bei den Zimmern von Eva Braun und Adolf Hitler unterhielt.
Schon drei Tage nach Hitlers Tod, am 2. Mai 1945, wurde ein Kommando unter Oberstleutnant Iwan Issajewitsch Klimenko, dem Leiter einer Abwehrabteilung, auf der Suche nach verwertbarem Material zum Ableben Hitlers dort fündig und barg die ersten Leichen aus dem Hof des Führerbunkers. Dabei könnten die Röntgenaufnahmen aufgetaucht sein. Es dauerte nicht lange, bis man auch Hitlers Leiche erkannt hatte. Der Spiegel berichtete dazu 1968:
Am 5. Mai 1945 gaben die Abwehrleute zu Protokoll: »Die Leichen lagen in einem Bombentrichter, drei Meter vor dem Eingang zum privaten Luftschutzbunker Hitlers, und waren mit Erde überschüttet.« In Holzkästen (183 Zentimeter lang, 55 Zentimeter breit, 53 Zentimeter hoch) wurde das Ehepaar zur Identifizierung und Obduktion geschafft.
Als am 8. Mai 1945 die Wehrmacht die Waffen niederlegte, lag ihr Oberbefehlshaber im Leichenschauhaus der Kliniken von Berlin-Buch auf einem sowjetischen Seziertisch. Stalingradkämpfer und gerichtsmedizinischer Chefexperte der 1. Weißrussischen
Weitere Kostenlose Bücher