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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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an einem Schreibtisch im Moskauer Staatsarchiv. Könnte es sich nicht um die DNA unserer Archivarin handeln? Sie hatte den Schädel Hunderte Male angefasst. Dass sich dabei ihre DNA übertragen hat, ist leicht einzusehen, zumal der Schädel stets ohne Handschuhe angefasst worden ist. Während unserer gesamten Untersuchung war ich der Einzige, der Latexhandschuhe trug – sowohl im Staatsarchiv als auch später beim KGB.
    Wenn die Schädelnähte allerdings wirklich die einer jüngeren Person sind, kann es tatsächlich nicht Hitlers Schädel sein – Archivarinnen-DNA hin oder her. Doch leider wird auch hier gestritten. Die forensische Knochenkundlerin Marylin London, der ich die Nähte auf stark vergrößerten Bildern in Washington zeigte, meinte, die Nähte sähen doch eher wie die einer älteren Person aus. Mit dieser Erklärung kann ich leichter leben als mit der, dass die Person zwischen dreißig und vierzig Jahre alt gewesen sein soll. Denn dass Hitler am Ende seines Lebens stark vorgealtert war, ist bekannt.
    Der »Führer« nahm deshalb große Mengen Aufputschmittel zu sich, die heute als illegale Droge »Crystal Meth« (damals Pervitin) bekannt sind. Er litt zudem an Schüttellähmung und ließ sich regelmäßig mit mehreren Substanzen, darunter dem starken Schmerzmittel Eukodal, fit spritzen. Das ist ein medikamentöser Hammer, den Hitler angeblich gegen seine Darmkrämpfe benötigte. Das Mittel sollte ab 1915 eigentlich als harmloserer Ersatz für das stark süchtig machende Morphin dienen. Doch schon zwei Jahre nach Einführung des Eukodal (Dihydrooxy-Codeinon-Hydro-chlorid) bemerkte man, dass es nicht nur Schmerzen linderte, sondern auch die Stimmung verbesserte. Es wirkt also ähnlich wie Heroin.
    Setzt man Eukodal ab, kommt es zu Entzugserscheinungen, vor allem zu Angstzuständen und quälenden Erstickungsgefühlen. Diese sind derart unangenehm, dass man sich das Mittel wie jede andere Droge immer wieder beschafft und der Suchtkreislauf einsetzt,wenn man nicht einen regelrechten Entzug durchführt. Das Medikament kann man spritzen oder als Tabletten schlucken. Für Hitler war beides möglich. Sein Leibarzt versorgte ihn mit aufputschenden »Täfelchen« und »Vitamin«-Spritzen.
    Das war jedoch noch nicht alles. Eukodal wurde in deutschen Militärlabors teils mit Kokain und Pervitin gemischt und besonders bei der Luftwaffe, seltener auch in U-Booten, von den Besatzungen verwendet, wenn Durchhalten unbedingt notwendig war. Es ist also gut möglich, dass Hitler ebenfalls derartige Mischungen verwendete. In welcher Menge, ist aus den wenigen verbliebenen Papieren nicht erkennbar. Dass Hitler reines Kokain erhielt, ist zumindest für die Zeit nach dem Attentat gut belegt: Erwin Giesing, Facharzt für Hals-, Nasen-, Ohrenkrankheiten, reiste nach dem Anschlag aus dem nahegelegenen Kriegslazarett Lötzen an. Da durch die Bombenexplosion Hitlers Trommelfell verletzt war und schmerzte, pinselte er nach eigener Aussage vom 22. Juli bis zum 7. Oktober eine Kokainlösung etwa sechzig Mal in Nase und Rachen des »Führers«. Das habe Hitler »zunehmend als anregend und wohltuend« empfunden. Kein Wunder: Kokain stillt nicht nur Schmerzen, sondern macht einen Menschen auch froh und cool – bis der Absturz und die nächste Einreibung kommen.
    Als Giesing Hitler zum ersten Mal sah, machte der auf ihn »den Eindruck eines gealterten, verbrauchten und erschöpften Mannes«. Hitlers linke Hand zitterte und helles Licht störte ihn, sodass er seine Augen mit dem Schirm seiner Uniformmütze schützte. Bei Bahnfahrten blieben fortan die Jalousien geschlossen. Hitler kapselte sich mehr und mehr von seiner Umwelt ab. Er war verbittert, alterte merklich und verbrauchte seine letzten Reserven dafür, sich noch Auswege aus dem sicheren Untergang zu erträumen. Er hatte zudem schwere Darmkrämpfe, und auch seine Zähne, auf die wir gleich noch kommen, waren völlig hinüber. Hitlers Mundgeruch war bei seinen MitarbeiterInnen und Generälen bekannt und gefürchtet.
    Zum Ende des Krieges war der Führer ein Wrack. Dass neben seinen übrigen Organen auch die Schädelknochen vorgealtert seinkönnten, ist vorstellbar. Dumm nur, dass sich meine Kollegen und Kolleginnen noch nicht einigen können, ob das Fragment von einer jungen oder einer alten Person stammt. So hatten der 2009 verstorbene Ostberliner Rechtsmediziner Prof. Otto Prokop und der Direktor des Instituts für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf,

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