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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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Da Eva Hitler im Alter von dreiunddreißig Jahrenstarb und ihre Leiche nahe an der Hitlers lag, könnte es sich also um den Schädel von Hitlers Gattin handeln. Oder aber um eine ganz andere Person – vielleicht ist es auch eine sowjetische Fälschung.

    Doch eines haben wir herausbekommen, und das ist fast zum Lachen: Als Jean-Paul Mulders und Marc Vermeeren sich 2010 mit viel Mühe und einigen Tricks die DNA von Hitlers Verwandten besorgten, stellten sie dabei auch einen Teil der Erbsubstanz sicher, der Informationen zur ethnischen Herkunft trägt.
    In dieser Erbsubstanz lag die sogenannte Haplogruppe E1b1b. Sie ist in Westeuropa selten. Am häufigsten findet man sie unter Äthiopiern, Somali, Einwohnern Eritreas und bei nordafrikanischen Berbern, beispielsweise in Marokko, und bei Arabern. Sie ist dort teils so häufig, dass sie als typisches genetisches Merkmal dieser Menschen gilt. Sie alle haben eine deutlich erkennbare Hautbräunung. Aber auch unter sephardischen Juden aus Marokko, Spanien und Portugal findet man dieses DNA-Merkmal häufiger und regelmäßiger als im restlichen Europa. Die Haplogruppe kommt auch sehr oft im Nahen Osten vor, von wo aus sie sich über den Balkan nach Europa verbreitete. Das heißt nichts anderes, als dass die Familie der Hitlers, Hüttlers und Stuart-Houstons entfernte, aber dennoch deutliche nordafrikanische oder nahöstliche Wurzeln hat. Und das ist, angesichts des schäumenden Hasses der damaligen undheutigen Nazis gegen andere »Völker«, »Rassen«, Hautfarben und überhaupt alles ihnen Fremde schon wirklich komisch.
Das DNA-Phantom
    Kaum hatte das Team berichtet, dass der Schädel von einer Frau stammen musste, begann mein Handy permanent zu klingeln. »Waren Sie nicht damals und gerade erst wieder in Moskau und haben sich alles angesehen?«, fragten JournalistInnen aus vielen Ländern. Ich war verblüfft und dachte noch einmal gründlich nach (was, wie Sie noch öfters sehen werden, nicht meine Stärke ist). Sogar der Leiter des Staatsarchivs der Russischen Föderation Sergei Mironenko hatte als Kommentar zur Moskauer Ausstellung »Der Untergang des Dritten Reiches« im Jahr 2000 klar und deutlich festgestellt, dass es sich »bei den hier ausgestellten Knochen nicht einfach um irgendwelche Teile handelt, die auf der Straße herumlagen, sondern um ein Knochenstück, das in der Grube lag, in der Hitler begraben wurde«.
    Sollte er gelogen haben? Warum? Dass der Führer längst tot war, war vollkommen klar, und auf ein Ausstellungsstück mehr oder weniger kam es auch nicht an. Selbst wenn das Schädelstück mit einem Hinweis auf vorsichtige Zweifel ausgestellt worden wäre, hätte das der eindrucksvollen Eigenschaft des Objekts aus den Führerbunkergräbern keinen Abbruch getan. Wusste Mironenko es nicht besser? Bildete er sich etwas ein, das er sich wünschte, aber nicht beweisen konnte?
    »Ist doch egal«, erwiderte Kollege Bellantoni, »wir haben im Labor bewiesen, dass das Schädelstück von einer Frau stammt, die bei ihrem Tod zwischen zwanzig und vierzig Jahre alt war. Ich glaube nicht, dass es sich dabei um Eva Brauns Schädel handelt, denn sie hat sich vergiftet, nicht erschossen. Das Schädelstück könnte von jeder Frau stammen. Es sind ja schließlich viele Menschen im Bereich des Führerbunkers gestorben.«
    Mir gefiel das nicht. Mit welchem Ziel sollten KGB oder Staatsarchiv eine derart plumpe Fälschung veranlasst haben?Konnte es nicht ebenso gut sein, dass sich in die Untersuchung eine falsche Grundannahme eingeschlichen hatte? Auf einmal, beim Duschen, rumpelte es in meinem Kopf: »DNA-Phantom«, flüsterte es mir aus dem Wasserschlauch zu, »denk an das DNA-Phantom!«
    Das DNA-Phantom war Kern einer der tragikomischsten Ermittlungen, die es in Deutschland je gab. Anfang 2008 fand sich im Zusammenhang mit dem Mord an einer jungen Polizistin in Heilbronn eine DNA-Spur. Sie stammte allerdings nicht von den zwei Männern (darunter einem V-Mann der Polizei), denen das Auto gehörte, sondern von einer Frau.
    DNA derselben Frau war auch im August 2007 bei Einbrüchen in Kornwestheimer Gartenhütten gefunden worden. Ein Vergleich mit der DNA-Datenbank des BKA ergab, dass dieselbe Frau an verdächtig vielen Tatorten in Baden-Württemberg, Rheinland-Pfalz, Frankreich und Österreich gewesen sein musste. Die Taten reichten weit zurück. 1993 sollte sie in Idar-Oberstein eine Rentnerin und 2003 in Freiburg einen alten Mann ermordet haben. Außerdem fand sich ihre DNA

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