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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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Front, Dr. Schkarawski, dem der Vater, Angestellter einer Zuckerfabrik und Goethe-Verehrer, den Vornamen Faust zulegte, und der Chefanatom der Roten Armee, Oberstleutnant N. A. Krajewski, leiteten die Obduktion. »Die Verhältnisse waren«, so Dr. Faustus über seine Arbeit, »ganz normal.«
    Der Leiche wurden laut offiziellem Bericht entnommen: »Eine Oberkieferbrücke aus gelbem Metall, bestehend aus neun Zähnen« und »ein angesengter Unterkiefer, bestehend aus fünfzehn Zähnen« – wichtigste Beweisstücke für die Identifizierung des Toten.
    Schon am nächsten Morgen schickte der Chef des Abwehrdienstesder 3. Stoßarmee, Andrej Sewostjanowitsch Miroschnitschenko, NKWD-Leute aus, die nach Hitlers Zahnarzt Professor Dr. Hugo Blaschke fahnden sollten – vergebens, denn Blaschke hatte sich am letzten Führer-Geburtstag nach Süddeutschland abgesetzt.

    Die Späher stöberten jedoch den Blaschke-Gehilfen, Dentist Fritz Echtmann, auf, der für eine Identifizierungsaufgabe gut vorbereitet war: Erst im Herbst 1944 war ihm das reparaturbedürftige Führergebiss unter die Hände gekommen. Eine Goldbrücke, die Hitler im Jahre der Machtergreifung in den Oberkiefer eingesetzt worden war, musste wegen einer Zahnfleischentzündung von elf auf neun Glieder verkürzt werden.
    Nach gründlicher Rasur, versehen mit einem frischen Hemd, wurde Echtmann am 11. Mai im Lager Schwanebeck von den Russen vernommen. Abwehrchef Miroschnitschenko präsentierte ihm den in einer Zigarrenkiste verwahrten Zahnersatz. Echtmann identifizierte ihn ohne Zögern als Hitlers goldene Brücken.
Die Röntgenbilder
    Eigentlich war die Sache nun klar. Vor uns im KGB lagen die Zähne von Hitler, und die Röntgenbilder hatten wir auch. Wie Sie auf den Abbildungen auf Seite 41/42 deutlich sehen können, sind die U-förmige Brücke und die umfangreichen Schwärzungen – alles Metall-Bauteile – auf Hitlers Schädelfoto gut zu erkennen. Zudem hatten zuerst Käthe Heusermann, die Zahnarzthelferin Blaschkes, sowie Blaschkes ehemaliger Zahntechniker Fritz Echtmann die Zähne nach ihrer Verschleppung in die Sowjetunion aus dem Gedächtnis nachgezeichnet. Dies gelang, weil der in Berlin im Untergrund lebende jüdische Zahnarzt Fedor Bruck, der zu diesem Zeitpunkt außer seinem nackten Leben nichts mehr besaß, seine alte Zahnarzthelferin besuchte. Der Historiker und Enkel Fedor Brucks, Kay Lutze, erinnert sich an diesen von ihm treffend so genannten Treppenwitz der Geschichte:
    »Am 4. Mai suchte Fedor Bruck seine frühere Helferin Käthe Heusermann in der Pariserstraße in Berlin-Wilmersdorf auf. Sie war seit 1937 bei Professor Hugo Blaschke, Hitlers Zahnarzt, als Helferin angestellt und viele Jahre bei den zahnärztlichen Behandlungen Hitlers zugegen. Bruck kannte Käthe Heusermann und ihre Familie aus seiner Zeit in Liegnitz. Er hatte sie in Liegnitz als zahnärztliche Helferin ausgebildet. Fedor Bruck wurde nun Zeuge der Identifizierung von Hitlers sterblichen Überresten, die die Russen im Garten der Reichskanzlei gefunden hatten.«
    Bruck selbst schrieb seine Erinnerungen an diesen Moment auf.
    »Mittwoch den 9. Mai 1945«, so hinterließ er es seinem Enkel, »erschienen ein russischer Oberleutnant, eine russische Geheimagentin … sowie ein Herr in Zivil, der als Dolmetscher fungierte …, im Hause und erkundigten sich beim Hausmeister, wo Blaschke wäre. Er konnte keinerlei Auskunft geben, und als ich zufällig dazu kam, nahm ich die drei Personen, die nach Unterlagen über Hitlers Mundverhältnisse fragten, mit in die Praxis herauf. Wir suchtenalles durch, fanden aber von Hitler weder Röntgenaufnahmen noch Kartothekkarten, dagegen welche von Himmler, Ley, Göring, Goebbels und anderen, welche die Russen an sich nahmen.

    Als ich die Bemerkung machte, ob man anhand der gesuchten Unterlagen irgendwelche gefundenen Fragmente identifizieren wolle, machte der Oberleutnant ein sehr ärgerliches offizielles Gesicht und legte den Zeigefinger auf den Mund, woraus ich entnahm, dass ich mit meiner Annahme auf dem richtigen Wege wäre. Auf die Frage, ob denn niemand da wäre, der über Hitlers Zähne Bescheid wisse, holte ich den Techniker Echtmann herein, der aber keinerlei Auskunft geben konnte, da er nie bei einer Behandlung dabei war und die technischen Arbeiten bei Hitler zu einer Zeit gemacht worden waren, wo er noch nicht in Blaschkes Diensten stand.
    Als es sich nun herausstellte, dass Käthe Heusermann seit vielen Jahren immer bei Hitlers

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