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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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zwischen 1994 und 1998 vier Frauen, M.B.). Natürlich kenne ich Frank Gust, an ihn denkt man ja gleich bei Tierquälerei und Nekrophilie, ich arbeite mit ihm. Bei ihm treffen auch alle genannten Aspekte zu: die dysfunktionale Familie (er ist ebenfalls schwer sexuell missbraucht worden); er verübte früh und extrem grausame Tierquälereien; nekrophile Handlungen – die auch häufig in das Repertoire sadistischer Serienmörder gehören – waren ebenfalls Delikte, die er beging, bevor er dazu überging, Menschen zu töten. Bei ihm waren die Tatmuster an Tieren und Menschen auch fast identisch. Im Buch »Brieffreundschaft« mit einem Serienmörder schildere ich ganz ähnliche Phänomene.
    Wenn ich mich mit Biografien von sexuell motivierten Serienmördern auseinandersetze, habe ich manchmal den Eindruck, es ist immer wieder die gleiche Geschichte, die Parallelen sind erschreckend, als würde es sich um eineiige Zwillinge handeln.
    Da die Handlungsmuster an Tieren und Menschen ähnlich und teilweise sogar identisch sind, könnte Täterverhalten bereits im Vorfeld der ersten Handlungen an Menschen studiert werden. Unter Umständen wäre es möglich, den Täter weit eher – also bevor er Menschen vergewaltigt oder getötet hat, zu ermitteln und in Gewahrsam zu nehmen. Noch idealer wäre es natürlich, wenn ein Kind durch andere Dinge auffällig wird – zum Beispiel durch Diebstahlsdelikte, Verhaltensauffälligkeiten usw. Wenn dann frühzeitig die richtigen Interventionen erfolgen – was leider zu selten der Fall ist –, könnten vielleicht einige spätere und vermutlich sehr schwere kriminelle Delikte verhindert werden. Leider steht da häufig die Mentalität des Wegschauens im Wege.
    Die Tierquälereien, die furchtbaren sadistischen und sodomistischen Akte und nekrophile Handlungen sind Ausdruckhochgradig problematischer Faktoren und Prozesse, die auf Axel F. einwirkten. Sie machen auch klar, dass sich eine Persönlichkeitsstörung manifestierte. Die Bindungsstörung und die sexuelle Präferenzstörung liegen ja auf der Hand. Die pathologische Familienatmosphäre kann unter anderem als Katalysator für diese und viele andere kriminelle Handlungen bezeichnet werden. Die an ihm begangenen Missbrauchsakte durch zum Teil hochgradig sadistisch orientierte Pädosexuelle waren sicher maßgeblich daran beteiligt, dass er eine schwere Persönlichkeitsstörung und destruktive Sexualstruktur entwickelte. Das ist ja bedauerlicherweise kein seltenes Phänomen bei sexuell motivierten Serienmördern, von denen es einige in Deutschland gibt. Der Umfang der Grausamkeiten ist den wenigsten bekannt. Die sadistische Ausprägung von Axel F. – der stellvertretend für viele Serienmörder stehen kann – ist zwar erschreckend, aber nicht so selten, wie viele denken.
    M.B.: Würden Sie die Handlungen Ihres nekrophilen Täters für sozial erklärlich oder nachvollziehbar halten?
    P.K.: Seine Handlungen sind in der Tat nachvollziehbar, die Entwicklung seiner Persönlichkeitsstörung, des dysfunktionalen Bindungserlebens und seiner pathologischen Sexualstruktur sind logisch schlüssig. Der Verlauf ähnelt den Lebensläufen zahlreicher anderer Serienmörder. Viele nachvollziehbare Parallelen sind vorhanden, so werden Entwicklungsverläufe von Opfer- und Täterkarrieren klarer: Schwieriges soziales Umfeld, eine pathologische Familienstruktur, das Kind fällt in jungen Jahren oder in der Adoleszenz wegen Tierquälereien und ggf. Tiertötungen auf. »Ideal« für solche Entwicklungen ist eine ausgesprochen ignorante Umwelt – und die hatte er. Im Prinzip zeigt dieses Extrembeispiel nur, was unter bestimmten Bedingungen vielen von uns passieren könnte. Hätte ich ähnliche Dinge erlebt bzw. erlitten, hätte ich sicherlich ebenfalls eine schwere Störung entwickelt, würde mich vermutlich wenigstens stationär psychotherapeutisch behandeln lassen müssen – wobei eine »Heilung« sicherlich unmöglich wäre – höchstens eine Linderung. Wahrscheinlicherwäre es aber, dass ich ebenfalls in irgendeiner Form – und das nicht als Kleinkriminelle – straffällig geworden wäre. Ich denke, die meisten Menschen, die das erlebt hätten, was Axel F. erlebte, wären wenigstens psychisch schwer krank geworden, viele wären vielleicht »nur« Serienvergewaltiger geworden oder »normale« Mörder. Die Wahrscheinlichkeit einer kriminellen Entwicklung wäre einfach unglaublich hoch – für die meisten Menschen unter derartigen Bedingungen. Er

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