Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
von Krafft-Ebing beschrieb Nekrophilie, also die sexuelle Lust an Leichen, bereits vor über hundert Jahren in seinem Überraschungs-Bestseller Psychopathia sexualis . Er nahm an, dass Nekrophile einfach eine besondere seltsame Art von sexuellen Sadisten sind. Damit lag er auch aus moderner psychologischer Sicht nicht grundsätzlich falsch, denn es gibt krankhafte Sadisten wie den von Petra Klages befragten Serienmörder Axel F. (siehe Bericht von Petra Klages: »Serienmord an Frauen und Tieren«, S. 335 ff.) die es erregend finden, an den von ihnen getöteten Menschen – oder Tieren – sexuelle Handlungen zu begehen.
Erniedrigung und Macht über den Tod hinaus
Diese bösartigen Sadisten (vgl. 6. Kapitel) erregen sich daran, andere zu quälen, zu erniedrigen und völlige Macht und Kontrolle über ihr Opfer auszuüben. Manche dieser straffälligen Sadisten spüren die völlige Macht, indem sie das Leben ihres Opfers möglichst langsam und qualvoll beenden. Einige von ihnen wollen ihr Opfer aber noch über seinen Tod hinaus beherrschen und erniedrigen. Deshalb führen sie sexuelle Handlungen an der selbst getöteten Leiche durch und legen sie in einigen Fällen zusätzlich noch in einer möglichst entwürdigenden Haltung ab.
Allerdings sind weitaus nicht alle bösartigen sexuellen Sadisten nekrophil. Für manche von ihnen hört die Lust da auf, wo das Opfer nichts mehr empfindet. Deshalb ist die Leiche für sie uninteressant. Umgekehrt haben auch weitaus nicht alle Nekrophilen eine sexuelle sadistische Neigung. Damit übereinstimmend hat der indische Rechtsmediziner Anil Aggrawal zehn verschiedene Gruppen von Nekrophilen beschrieben, die aus sehr unterschiedlichen Gründen Sex mit Leichen haben.
Ich will doch nur spielen
Einige Menschen finden es sexuell anregend, mit einem lebenden Partner Sex zu haben, der dabei so tut, als sei er tot. Sie fänden eine echte Leiche aber alles andere als erregend. Ihnen ist klar, dass diese Vorstellung ein sexuelles Rollenspiel ist, dass sie in Wirklichkeit aber keine sexuelle Lust einer Leiche gegenüber empfinden würden. Ihre genaue Trennung zwischen Fantasie und Wirklichkeit ist dieselbe wie bei der Gruppe von Menschen, die sich beim Sex vorstellen, ihre Partner schwer zu verletzen oder sogar zu töten, dies in Wirklichkeit aber abstoßend fänden (siehe S. 240 ff., »Gewaltpornografie«).
Unsterbliche Liebe
Es gibt auch Nekrophile, die einfach nicht damit zurechtkommen, dass ihr Liebespartner gestorben ist. Sie behalten deshalb einen Körperteil des Geliebten und lassen ihn austrocknen. So könnensie einen Teil des verlorenen Menschen immer bei sich haben und sich von diesem auch sexuell erregt fühlen. Diese Nekrophilen finden alle Leichenteile, die nicht ursprünglich zu ihrem Geliebten gehörten, überhaupt nicht erregend.
Diese romantischen Nekrophilen können leicht mit sogenannten fetischistischen Nekrophilen verwechselt werden, die ebenfalls einen oder mehrere Körperteile von Toten austrocknen und zu Hause aufbewahren.
Eine Leiche und die Summe ihrer Teile
Für fetischistische Nekrophile ist der tote Körperteil einfach ein Gegenstand, mit dem sie sich sexuell erregen, während sie sich selbst befriedigen. Ihnen ist aber völlig egal, wer der Tote war, dem der Körperteil gehörte. Grundsätzlich gibt es kaum einen Gegenstand, der nicht zu einem Fetisch werden kann. Besonders häufige Fetische sind Füße (in den meisten Fällen lebend), Damenschuhe, Frauenunterwäsche, Uniformen, Dinge aus Lack, Latex, Leder oder Gummi. Es können aber auch Windeln, Luftballons, Zigaretten, Autowracks und jede andere unbelebte Sache sein. Wie es kommt, dass eine bestimmte Person gerade diesen oder jenen Gegenstand sexuell erregend findet, ist bis heute nicht geklärt. Dennoch lässt sich psychologisch erklären, warum bestimmte Fetische deutlich öfter vorkommen als andere.
Fetische sind besonders oft Dinge, die eine angenehme körperliche Empfindung herstellen oder noch entfernt nachvollziehbar mit sexuellen Situationen oder Rollenspielen zusammenhängen:
Lack, Leder und Gummi können sich beispielsweise besonders angenehm auf der Haut anfühlen und gleichzeitig sehr gut für körperbetonte Kleidungsstücke verwendet werden. Unterwäsche ist das persönlichste und sexuell aufgeladenste Kleidungsstück.
Hübsche Frauenschuhe und Füße wurden in allen Zeiten und in verschiedensten Kulturen mit Lust und Erotik in Verbindung gebracht – beispielsweise galten in China sehr
Weitere Kostenlose Bücher