Aus der Spur
stellvertretenden Manager, sich ans Steuer zu setzen, und ließ sich selbst hinter ihm auf dem Rücksitz nieder.
Shamus wies Hank den Weg und sagte ansonsten nichts. Er fuhr zunächst sehr unsicher, aber mit der Zeit gewann Hank seine Fassung zurück. Offenbar klammerte er sich an die Hoffnung, dass er überleben würde, wenn er nur Shamus’ Anweisungen befolgte. Es gab schon ulkige Menschen!
Sie hatten ihr Ziel fast erreicht, als ein Streifenwagen der State Police neben ihnen stehen blieb, während sie an einer roten Ampel warteten. Shamus hielt seine Waffe gesenkt und winkte dem Fahrer mit seiner freien Hand zu. Der gelangweilt wirkende Polizist nickte ihm zu und blickte wieder auf die Straße.
Shamus sah, wie Hanks Hände sich um das Steuer verkrampften. Sein Atem beschleunigte sich, und auf der Malermütze hatte sich ein Schweißrand gebildet. Das Auto rollte ein winziges Stückchen vorwärts, stoppte und bewegte sich dann wieder.
» So dumm bist du nicht, Hank. Du wärst tot, bevor der Bulle nach deinem Führerschein und den Autopapieren fragen könnte. «
Shamus schwor sich, Hank grausam leiden zu lassen, wenn er Mätzchen machte. Wie lange stand diese verdammte Ampel denn eigentlich auf Rot? Der Malerkittel schien ihn ersticken zu wollen.
Die Ampel sprang auf Grün. Hank ließ ein kleines Quietschen hören, beschleunigte aber ganz normal. Der Streifenwagen fuhr an ihnen vorbei und bog schließlich ab. Beide atmeten laut aus.
Um Viertel vor sechs erreichten sie Bear, eine Siedlung, die hauptsächlich aus Apartmentgebäuden und Reihenhäusern bestand. Der Wohnkomplex verfügte über einen großen Parkplatz, die Reihenhäuser über eigene Stellplätze direkt vor dem Grundstück. Shamus entdeckte die Straße, in der sich Nelsons Haus befand, und wies Hank an, auf dem großen Parkplatz zu halten. Dort würde ein fremdes Auto nicht auffallen.
Seine Tasche und die Benzinkanister ließ er im Kofferraum, den Rucksack nahm er mit. Die Pendler kamen gerade nach Hause, und Shamus war froh über sein Maleroutfit, in dem er einfach überall herumstapfen konnte, ohne dass er irgendjemandem auffiel.
Sie fanden Nelsons Haus und gingen zur Hintertür. Ein paar Grundstücke weiter standen ein paar Leute in ihrem Garten und winkten ihnen zu. Was für Schafsköpfe, dachte sich Shamus.
Sie stiegen die Treppen zur Hintertür hinauf, und Shamus reichte Hank ein kleines Stemmeisen, um die Tür aufzubrechen.
Hank hielt das Eisen so fest, dass seine Fingerknöchel weiß hervortraten.
» Blöde Idee, Hank. Der Hahn ist gespannt, und der Abzug extrem empfindlich. «
Plötzlich heulte ein Hund auf und warf sich von innen gegen die Tür. Hank sog überrascht die Luft ein, und Shamus’ Gedanken rasten.
» Der Hund ist harmlos. Der bellt nur. Mach die Tür auf; ich bin direkt hinter dir « , sagte Shamus. Hoffentlich würde es ihm vergönnt sein, mit anzusehen, wie der Hund Hank angriff. Das wäre zum Totlachen!
Hank öffnete die Tür, zögerte aber noch. Das Gebell wurde lauter, doch Shamus konnte nicht erkennen, wie groß der Hund war. Er entriss Hank das Stemmeisen und schubste ihn ins Haus.
Hank gab ein protestierendes Quietschen von sich und stürzte zu Boden. Shamus trat hinter ihm ins Haus. Er schloss die Tür hinter sich, blieb jedoch stets sprungbereit. Vielleicht musste er ja vor einem Kampfhund fliehen. Dann aber fiel sein Blick auf den » Kampfhund « , der aufgehört hatte zu bellen und den am Boden liegenden Hank beschnüffelte. Ein Basset. Wachsam, aber nicht bissig, dachte Shamus und verbarg seine Enttäuschung.
» Siehst du? Hab ich’s dir nicht gesagt? Vertrau mir, Hank. Halt dich an den Plan, dann passiert dir nichts. «
Wenn Herrchen nach Hause kam, konnte Shamus keine unvorhergesehenen Störungen gebrauchen. Außerdem wollte er Hank keine Angst einjagen. Noch nicht. Also sagte er: » Hank, sperr den Hund in den Schrank neben der Eingangstür. Ich behalte dich im Auge. Komm also nicht auf die Idee, zur Tür hinauszumarschieren. «
Hank folgte seinen Anweisungen, und Shamus applaudierte. Der Hund kratzte an der Tür, machte aber sonst keinen Ärger. Shamus warf einen Blick auf die Uhr. Es war Viertel nach sechs. Sie hatten nicht mehr viel Zeit.
» Also gut, Hank. Wenn mir mein Freund gesagt hat, was ich wissen will, verschwinde ich. Bis dahin setzt du dich auf diesen Stuhl. Ich muss dich aber leider fesseln… «
Offenbar hatte Hank einiges über die Mordfälle gelesen. » Du wirst mich umbringen,
Weitere Kostenlose Bücher