Aus der Spur

doch alle… « Kerry warf Chang einen Blick zu und verstummte mitten im Satz.
    Gleichfalls, Rundauge, dachte Chang. » Im Moment haben wir alles, was wir brauchen. Sollte sich noch etwas ergeben, melden wir uns wieder « , meinte er und hielt Kerry seine Hand hin. Der Autoverkäufer ignorierte die Geste.
    » Wenn Sie mich das nächste Mal schikanieren wollen, dann habe ich einen Anwalt dabei. « Kerrys Stimme brach, und er wischte sich den Schweiß von der Oberlippe. Dann riss er die Tür auf und stürmte hinaus.
    Chang tat einige tiefe Atemzüge und konnte regelrecht spüren, wie sein Blutdruck sich senkte.
    » Funktioniert das wirklich? « , frage Nelson.
    » Shu meint, es wäre gut für mich. Aber es ist sogar noch besser für die Leute, die mir auf die Nerven gehen. «
    Cassidy kehrte in sein Büro zurück, und Chang verlangte eine Kopie der Terminpläne seiner Verkäufer über die letzten drei Monate. Auf dem Weg zurück zum Wagen konnte er Kerry nirgends sehen, aber er war sicher, dass der Mann sie beobachtete.
    Chang wartete, bis sie beide im Auto saßen. » Wer hat gesagt, dass du plötzlich die Befragung an dich reißen sollst? «
    Sein harscher Tonfall ließ Nelson zusammenzucken. » Ich musste ihn aus dem Konzept bringen, damit ich ihn lesen konnte. Wozu brauchst du diese Kopie? «
    Chang beschloss, die Sache auf sich beruhen zu lassen. » Aus dem Terminplan können wir ersehen, wer bei Marlo unseren Opfern ihre Autos verkauft hat. Klingt so, als wären sie nicht alle bei unserem Freund Kerry gewesen « , meinte Chang, während er sein Auto aus dem Parkplatz manövrierte.
    Nelson blätterte die Kopien durch. » Die Mühe können wir uns auch sparen. «
    » Ich dachte, du bist kein Geigerzähler « , sagte Chang. Mit feinen, grauen Wurzeln krallte sich der beginnende Kopfschmerz in seiner Schädelbasis fest.
    » Kerry ist kein guter Mensch. Er ist ein Lügner und ein Fiesling. Außerdem hat er Angst. Das ist unübersehbar. Aber er ist nicht unser Mörder. « Nelson wandte sich wieder seinem Gekritzel zu.
    » Alle Fäden laufen hier zusammen. Wenn Kerry nicht unser Mann ist, wer dann? « Chang würde sich hüten und Nelsons Gespür infrage stellen. Doch sein eigenes sagte ihm, dass sie auf der richtigen Spur waren.
    Nelson lächelte. » Das ist wie mit einem Pornostar unter lauter Bundesrichtern– wenn ich ihn sehe, erkenne ich ihn. Wer steht als Nächstes auf der Liste? «

Kapitel 44
    Verwechslung
    Am liebsten hätte Chang kehrtgemacht und wäre wieder aus dem Restaurant geflüchtet. Er hätte gedacht, es wäre eine gute Idee, in eine noble Pizzeria zu gehen. Doch als er den ersten Blick auf Farne und Messinggeländer erhaschte, bereute er seine Wahl bereits.
    Nelson hatte den üblichen wahnhaften Blick im Gesicht, als er ein Pizzabrot ohne alles bestellte. Chang folgte dem gehauchten Vorschlag des Kellners und versuchte die Pizza Hawaii. Der Mann hatte eine Ponyfrisur mit weißblonden Strähnchen, trug Glitzerstaub auf den Wangen und schien sein Handwerk zu verstehen; die Pizza war köstlich.
    Nach dem Essen standen sie vor dem Restaurant, während Chang seine Hosentaschen nach den Autoschlüsseln durchsuchte. Als die Tür des Restaurants aufging, hob er den Blick und sah den Kellner auf sie zukommen. Er hielt etwas in der Hand, etwas Rotes… Chang griff unter dem Jackett nach seiner Pistole.
    Der Kellner drückte Nelson eine rote Seidenschleife in die Hand und schloss seine Finger darüber. Dann richtete er seinen Blick auf Chang und sagte mit sanfter Stimme: » Ich möchte Sie nicht belästigen. Aber ich wollte Ihnen unbedingt sagen, wie sehr meine Freunde und ich Sie für Ihren Mut bewundern, sich in der Öffentlichkeit zu zeigen. «
    » Wie bitte? « , sagte Chang.
    » Die medizinische Forschung macht jeden Tag Fortschritte. Verlieren Sie nicht den Mut « , meinte der Kellner und zwinkerte Nelson zu.
    » Okay « , sagte Nelson und starrte auf das Red Ribbon der Aids-Hilfe in seiner Hand.
    Changs Kopfschmerzen kehrten zurück.
    ***
    Chang rieb sich die Augen, während er darauf wartete, dass die Ampel auf Grün schaltete.
    » Warum hast du diesem Kellner nicht gesagt, dass du gar nicht krank bist, sondern nur so aussiehst? «
    Nelson wirkte überrascht. » Warum sollte ich? Für ihn war das der Höhepunkt des Tages. «
    » Vergiss es. « Chang neidete dem Kellner dieses kleine Erfolgserlebnis. Trotz all ihrer Bemühungen hatten Nelson und er nicht viel vorzuweisen. Vor lauter Frust krampften sich