Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls
älter als 40 Jahre, sollte er/sie mindestens eine 5-jährige Beziehung gehabt haben. Das würde deutlich machen, dass er Schwierigkeiten überwinden kann und auch in Konfliktzeiten nicht sofort die Beziehung beendet.
Doch was soll man tun, wenn man nun schon seit Jahren mit einem Mann zusammenlebt und von dessen Neigung zur Untreue überzeugt ist? Dann sprechen Sie mit dem Partner! Und wenn Zweifel bleiben, beobachten Sie ihn. Zwar erspüren Eifersüchtige nur 50 Prozent aller Seitensprünge, aber langfristig fliegen doch fast alle Seitensprünge auf. Doch denken Sie immer daran: Wichtig ist vor allem, dass Sie gute Liebeserlebnisse herstellen. Die meisten Seitensprünge sind das Resultat einer Entfremdung in der Beziehung. Und denken Sie vor allem daran: Man kann den Partner nicht vollständig kontrollieren. Das mussten selbst die Direktoren der südafrikanischen Diamantenminen lernen. Sie verboten die Haltungvon Brieftauben, weil sie zum Transport der Diamanten dienen konnten. Und an den Ein- und Ausgängen zu den Minen wurde jeder strengstens kontrolliert. Alle Arbeiter wurden täglich geröntgt, alle Gegenstände, die ein Versteck darstellen konnten, blieben für immer im Sperrgebiet. Doch trotz Leibesvisitationen, Videoüberwachung und Patrouillenflügen fanden die Schmuggler immer wieder Schlupflöcher. Was lernen wir daraus? Wir können Menschen so viel kontrollieren wie wir wollen, für einen Seitensprung wird es immer Gelegenheiten geben. Ein Flirt kann im Supermarkt, in der U-Bahn, ja selbst im Krankenhaus beginnen. Das wissen eifersüchtige Menschen, und gerade diese Erkenntnis macht sie so unruhig. Sie haben nicht die innere Kraft, den Partner zu umwerben. Wer davon ausgeht, dass er im nächsten Augenblick betrogen werden könnte, wer sich vernachlässigt und zu wenig geliebt fühlt, wirbt nicht um den Partner. Folgerichtig bleibt dann nur die Möglichkeit der Kontrolle. Bei der schweren Eifersucht ist deshalb immer ein massives Machtstreben vorhanden. Daher stellt Alfred Adler in seinem Buch »Menschenkenntnis« fest, Eifersucht sei eine Form der Macht. Und gerade dieser Aspekt hat zu ihrer Verdammung geführt, so dass Jules Lemaître meinte: »Eifersucht: Das heißt einen Menschen zu lieben, als ob man ihn verabscheute.«
Eifersucht als Macht
Bei der stärkeren Eifersucht sind immer Züge von Herrschsucht vorhanden. Man wirbt nicht um den Partner, man gibt ihm keinen Grund, wirklich zu bleiben. Das ist ja die eigentliche Ambivalenz: Man will den Partner an sich binden, fühlt sich aber unfähig, sich wirklich nett und werbend zu verhalten. Also versucht man, ihn zu kontrollieren, der Partner muss ständig erklären, was er gemacht hat, warum er später gekommen ist, was er unternehmen will. Und viele seiner Aktivitäten werden kritisiert, da sie möglicherweise geeignet sind,die Beziehung aufzulösen oder fremdzugehen. Wenn er mit Freunden eine Radtour unternehmen will oder in die Volkshochschule geht, um einen Kurs zu belegen, zieht sie kritisch die Augenbrauen hoch. Abends ist sie verstimmt und mit kühler Stimme wird sie ihn dann fragen, warum er außerhalb der Beziehung so aktiv ist.
Nun sind eifersüchtige Menschen durchaus klug. Sie wissen, dass das Kontrollverhalten kaum wirksam ist. Und so greifen sie – völlig verzweifelt – zu noch stärkeren Mitteln. Sie drohen mit Trennung, mit dem Ende der Beziehung. Doch diese Drohung nutzt sich schnell ab, wenn man sie zu häufig gebraucht. Und so bleibt oft nur die Selbstmorddrohung. Dies musste auch Manes Sperber erleben und erleiden, der eine sehr eifersüchtige Freundin hatte. Er erinnert sich: »Y., meine damalige Freundin, war von einer Eifersucht besessen, die sie aufs Äußerste gesteigert, in Depressionen stürzte. Sie war dann unfähig, an anderes zu denken als den Verrat, dessen Opfer sie zu sein glaubte, und an die Demütigung, die ihr durch meine vermutete Untreue ohne Unterlass zugefügt wurde. Gelang es mir nicht, sie sofort diesem Zustand zu entreißen, so griff sie zu jener Waffe, die nur den Feind oder die Gleichgültigen nicht ängstigt: zur Selbstmorddrohung.
Zwei Jahre lebte ich unter diesem Terror, was auch immer ich unternahm, um die Freundin vor dem Leid zu bewahren, das sie sich selbst zufügte und mir aufzwang, bewirkte nur eine Beruhigung von kurzer Dauer.« 6
Ein Hang zur Dramatik
Was Außenstehenden immer auffällt, ist die Tatsache, dass bei einer massiven Eifersucht stets ein Hang zur Dramatik vorliegt. Kleine
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