Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Partnerin mit anderen Frauen, die uns anflirten, uns Anerkennung geben, uns bewundern. Wir spielen dann bewusst mit Zweideutigkeiten, machen Anspielungen, berichten von kleinen Ereignissen, die eifersüchtig machen sollen. Doch tragfähige Gefühle wird man auf diese Weise kaum hervorrufen. Mich erinnert diese Taktik immer an den Versuch, einen Grill mit Benzin anzufachen. Dies endet meist mit einer Explosion. Wenn es zu wenig tragfähige Gefühle in einer Partnerschaft gibt, hilft diese Eifersuchts-Munition ohnehin nicht mehr. In dem französischen Roman »Adolphe« von Benjamin Constant heißt es entsprechend: »Sie glaubte, meine Liebe neu zu beleben, indem sie meine Eifersucht erregte, aber sie schürte nur Asche, die nichts mehr zum Glühen bringen konnte.«
Was kann der Eifersüchtige tun
    Der Kern der Eifersucht besteht in der zu großen Abhängigkeit vom Partner. Um eine Veränderung zu erreichen, muss daher der Eifersüchtige versuchen, stärker sein eigenes Leben zu führen. Ich habe bei dieser Problematik oft das Bild vor Augen, dass ein Mensch immer aus dem Fenster seines Hauses schaut, während die eigene Wohnung nicht richtig eingerichtet ist, die Möbel etwas verschlissen und alle Zimmer renovierungsbedürftig sind. Dabei sind die Räume schön, alles ist geschmackvoll ausgesucht, doch der Wohnungsinhaber kümmert sich zu wenig um sein Zuhause, er sitzt selten gemütlich im Sessel, denn er ist zu sehr mit der Außenwelt beschäftigt. Er müsste sich viel mehr um sich selbst kümmern, damit er sich in seiner Innenwelt wohlfühlt. Doch die Eifersucht treibt ihn immer wieder nach außen, sie hat eine regelrecht unheilvolle Dynamik. Er ist viel zu sehr an den Partner gebunden, weil er immer wieder dessen Zustimmung und Liebe sucht. Das hängt stets mit massiven Defiziten in der Kindheit, aber auch einer misslungenen Ablösung vom Elternhaus zusammen.
    Es gibt eine Erkenntnis der Kinderpsychologen: Wir können uns nur ablösen, wenn wir genügend Liebe bekommen haben. Schauen Sie sich einmal Kinder auf einem Spielplatz an. Sie streben von der Mutter weg, kommen dann nach einigen Minuten wieder, versichern sich der Zuwendung und wenn sie diese bekommen, können sie weiter spielen. Doch eifersüchtige Menschen haben immer zu wenig Liebe bekommen. Insofern ist ihr Ablösungsprozess nicht gelungen.
    Aber diese Ablösung, dies Wegstreben von den Eltern im Sinne der Eroberung der Welt ist wichtig für die Entfaltung unserer Persönlichkeit. »Will allein« ist daher bereits der Schlachtruf kleiner Kinder. Sie wollen die Welt erkunden – kommen aber immer wieder zur Mutter zurück und prüfen, ob die sichere Bindung noch besteht. Und wenn sie davon überzeugt sind, können sie wieder stärker auf andere zugehen, sichzunehmend von der Mutter ablösen. Wer genügend Zuwendung, genügend Bestätigung bekommen hat, kann sich auf eine gute Weise ablösen. Wer zu wenig bekommen hat, hängt gewissermaßen immer an der Nabelschnur der Mutter und ist später von der Anerkennung des Partners abhängig, wobei verhängnisvoll ist, dass er sie oft nicht bekommt.
Ablösung – die Hinwendung zum eigenen Leben
    Diese Ablösung muss er nachholen, die Abhängigkeit vom Partner verringern. Daher ist es entscheidend, dass der Eifersüchtige begreift, dass sich das Hauptdrama seines Lebens in ihm selbst abspielt. Er ist in der Kindheit zu kurz gekommen, leidet unter großer Unsicherheit, hat aber auch reale Defizite in seiner Lebensbewältigung und verfügt kaum über die Fähigkeit, sich die Liebe und Zuwendung in der Partnerschaft zu erwerben. Es wäre also wünschenswert, wenn der Eifersüchtige einmal innehalten könnte, um sich dem eigenen Leben zuzuwenden. Doch wie soll das gelingen, wenn man zu wenig bekommen hat und ständig bangt, dass die Liebe verlorengeht? Angesichts einer solchen Katastrophenstimmung ist man nicht in der Lage, sein Leben ruhig zu entfalten.
Die Psychotherapie
    Nun wissen eifersüchtige Menschen durchaus, dass sie übertreiben, dass ihre Gefühle teilweise problematisch sind. Sie ahnen es zumindest, sind davon aber nicht überzeugt. Sie sind hin- und hergeworfen zwischen dem Ausgeliefertsein gegenüber ihren Gefühlen und der rationalen Erkenntnis. Denn eigentlich sind sie der Meinung, dass sie aktuell zu wenig Bestätigung, zu wenig Liebe bekommen. Deshalb befinden sie sich in einer schweren Krise, die sie nicht selbst lösen können. Und der Partner, den sie ständig misstrauisch beobachten,kann Ihnen