Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls
Begebenheiten werden zu großen Ereignissen aufgebauscht. Irgendwie wirkt dies alles wie eine Inszenierung in einem Theater. Doch wir dürfen nie vergessen, dass hier ein Mensch verzweifelt ist, keinen Ausweg mehr sieht.Die Eifersucht ist eine schwerwiegende »Erkrankung«, sie ist eine Sucht. Sie kennen sicherlich das folgende Zitat, das Grillparzer zugeschrieben wird: »Eifersucht ist eine Leidenschaft, die mit Eifer sucht, was Leiden schafft.« Insofern ist die Eifersucht eine selbstzerstörerische Suchterkrankung. Tatsächlich handelt es sich bei der Eifersucht um eine Gefühlsdroge, die immer mit großen inneren Defiziten einhergeht. Das Innenleben ist nicht stabil, das Lebensfundament ist zu schmal. Doch daran kann der Eifersüchtige nur langfristig etwas ändern. Deshalb besteht immer eine unheilvolle Dynamik: Man ist sehr vom Partner abhängig, denkt ständig über sein Fehlverhalten nach und verliert sich dabei immer mehr.
Es fehlt also das eigene Innenleben, und Eifersucht verstärkt noch die Hinwendung zur Außenwelt. Zwar sieht es zunächst so aus, als würde durch Eifersucht das eigene Lebensgefühl gesteigert, denn Eifersucht hat immer eine aufputschende Wirkung und die innere Leere wird damit überspielt. Deshalb meinte auch der Berliner Psychoanalytiker Schultz-Hencke, der Eifersüchtige trage die mangelnde Auseinandersetzung mit dem Leben im Liebesbereich aus.
Der Wunsch nach Verschmelzung
Allerdings sollten wir uns hüten, bei der Beurteilung der Eifersucht zu schnell auf die Lebensdefizite hinzuweisen. Wir können die Eifersucht nur verstehen, wenn wir sie als einen Wunsch nach einer sehr intensiven Nähe erkennen Für den Eifersüchtigen ist die Liebe das Zentrum des Lebens. Ihm geht es so wie einem Verdurstenden in der Wüste, der nur noch einen sehr kleinen Wasservorrat hat. Für ihn ist es lebenswichtig, wieder eine Wasserstelle zu finden. Und von einer ähnlichen Bedeutung ist die Zuwendung des Partners für einen Eifersüchtigen. Er hat immer wieder Angst, alleingelassen zu werden, seinen sicheren Hafen zu verlieren.
Was kann der Partner tun
Die Nähewünsche des Eifersüchtigen nerven natürlich den Partner. Er fühlt sich eingeengt und empfindet die Eifersucht als Machtstreben. Aber Eifersucht ist auch Liebessehnsucht und Unsicherheit. Und so kann der Partner einen sehr wichtigen Beitrag zur Überwindung der Eifersuchtsprobleme leisten. Er sollte vor allem eine zuverlässige Bindung herstellen. Dies ist wichtig, denn der Eifersüchtige mag übertreiben, die Phantasie mag mit ihm durchgehen, aber völlig unrecht hat er nie. Oft zieht sich der Partner des Eifersüchtigen bei den kleinsten Konflikten zurück und entfernt sich aus dem Bannkreis der Liebe. Er vermittelt der eifersüchtigen Partnerin nicht jene Verbindlichkeit, die sie benötigt.
Zu dieser Verbindlichkeit gehört es, dass wir offen miteinander reden, dass wir verlässlich sind. Und es ist wichtig, dass wir dem Partner in Krisen beistehen. Dass wir auch in den dunklen Stunden des Lebens bei ihm sind. Dass wir ihn pflegen und versorgen. Erst dann bekommen wir doch das Gefühl, wirklich gemocht zu werden. Sonst sind wir aktiv und verdienen uns gewissermaßen die Liebe. Doch die rückhaltlose Liebe zeigt sich erst dann, wenn wir erschöpft, ängstlich, verzweifelt sind und uns der Partner auch in solchen Zeiten annimmt.
Anerkennung ist wichtiger als Sex
Und der Partner kann noch ein weiteres tun: Er kann dem Eifersüchtigen Anerkennung geben. Anerkennung ist noch wichtiger als Sexualität – dieser Aussage stimmten über 80 Prozent in einer von mir durchgeführten Umfrage zu. 7 Auf Sex könne man notfalls verzichten, auf Anerkennung nicht – hieß es meist. Und wirkliche Anerkennung ist ja das Defizit des Eifersüchtigen. Er hat schon als Kind zu wenig gespürt, dass er wichtig ist, dass er Bedeutung hat, dass man ihn liebt.Nach seinen Lebenserlebnissen ist er nicht davon überzeugt, dass man ihn beständig lieben kann. Er ist nicht davon überzeugt, dass er etwas Besonderes ist. Er fühlt sich austauschbar und bangt daher ständig um den Verlust der Liebe.
Allerdings haben vor allem Männer erhebliche Schwierigkeiten, diese Sehnsucht der Partnerin nach Anerkennung zu erfüllen. Die dafür nötige Sprache steht ihnen nicht zur Verfügung. Und so albern viele Männer herum, wenn ihre Frauen Anerkennung suchen. »Ich liebe deine kleinen Füße«, bekommen Frauen dann zu hören. Oder es wird erotisch: »Ich liebe deinen
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