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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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fragte ich mit lauter Stimme. »Was könntet Ihr mir noch zu sagen haben, nach allem, was passiert ist?«
    Die Königin räusperte sich. »Ich hoffe, Sie erwarten keine Entschuldigung von mir. Ich werde immer im Interesse meines Königreichs handeln.«
    Sie öffnete die Tür. »Sie waren notwendiger Bestandteil einer friedlichen Lösung.«
    »Daran war nichts friedlich«, antwortete ich und suchte mit den Augen die Dunkelheit ab. Das ganze Zimmer war auf den Kopf gestellt worden. Zauberer der Garde lagen übereinander am Fenster. Ich konnte nicht feststellen, ob sie bewusstlos waren oder tot, aber die zerfetzten Vorhänge, der verbrannte Teppich und die Blutspritzer an der Wand deuteten auf Letzteres hin.
    »Gefällt dir die neue Einrichtung etwa nicht?« Dorwans Stimme umgab uns, obwohl von ihm selbst nichts zu sehen war. Wieder einer seiner Tricks.
    »Es tut mir leid«, sagte die Königin; und ich konnte ihr ansehen, dass sie es ehrlich meinte. »Kurz bevor Sie zurückgekommen sind, ist er erschienen und hat verlangt, dass ich Sie hole. Ich hatte keine Wahl, sonst hätte er die Wachen und mich umgebracht.«
    Sie lebten also noch. Für einen sonst so unbarmherzigen Zauberer erschien mir das eine seltsame Geste der Gnade.

    »Zeig dich, du Feigling«, rief ich und stellte mich vor die Königin. »Ich hätte mir ja denken können, dass dein hässliches Gesicht hier auftaucht, sobald North und die anderen nicht mehr hier sind.«
    »Einige nennen das Feigheit, andere Intelligenz«, sagte er. »Ich hoffe, du hast nicht gedacht, deine nette kleine Vorstellung auf dem Berg könnte einen so mächtigen Zauberer wie mich töten.«
    »Kakerlaken überleben ja anscheinend alles«, gab ich zurück.
    Dorwan trat aus dem Schlafzimmer der Königin. Er trug die schwarze Uniform der Zauberergarde, und in seiner Faust befand sich der lange Dolch mit der geflochtenen blauen Kordel am Knauf. Spielerisch beschrieb er Kreise mit der Kordel, wobei er den Dolch in weitem Bogen durch die Luft gleiten ließ.
    »Warum hast du den König von Auster nicht gerettet?«, fragte ich. »Du hast deinen eigenen Plan durchkreuzt, als du ihn hast sterben lassen.«
    »Das wird sich noch zeigen«, sagte er und wandte sein vernarbtes Gesicht der Königin zu.
    »Ich will, dass Sie aus meinem Königreich verschwinden«, verlangte sie. »Ich bin bereit, Ihre Forderungen in Betracht zu ziehen, solange Sie meinen Untertanen kein Leid zufügen.« Mir entging nicht, wie ihre Hand sich langsam auf den Türgriff zubewegte. Aber Dorwan hatte es auch bemerkt. Mit einem brutalen Lachen warf er seinen Talisman zu Boden. Sofort entsprang dort eine Ader aus Eis. Die Königin und ich sprangen zur Seite und konnten nur noch zusehen, wie eine dicke Eisschicht die Tür überzog und sie zufror. Königin Eglantine sah mich verängstigt an.
    »Das wird unseren Freund erst einmal beschäftigen, wenn
er zurückkommt«, sagte Dorwan und hob seinen Dolch wieder auf. »Also dann, Sydelle, wenden wir uns wichtigeren Dingen zu.«
    Die Königin drehte sich schnell nach links, ergriff einen der umgefallenen Stühle und warf ihn mit aller Kraft nach dem Zauberer. Dorwan duckte sich, bevor er ihn treffen konnte, aber ich nutzte die Ablenkung, um eines der Schwerter zu packen, die dort zur Dekoration hingen. Ich riss und zerrte an seinem Griff, aber es rührte sich nicht.
    Ehe ich auch nur einen einzigen Schritt machen konnte, traf eine Wasserfontäne die Königin und mich und schleuderte uns gegen die Tür. Ich schlug mit der Stirn gegen die scharfe Kante der Türklinke und war einen Augenblick lang außer Gefecht gesetzt.
    Suchend sah ich mich nach der Königin um und entdeckte sie schließlich ein paar Meter von mir entfernt. Inmitten all ihrer Röcke lag sie auf dem Boden und bewegte sich nicht. Ich war mir nicht sicher, ob sie noch lebte, bis ich sah, dass sie atmete.
    Kaum hatte ich mich aufgerichtet, zwang Dorwan mich schon wieder zu Boden.
    »Du hast immer noch so viel Mut«, lachte er. »Das bricht mir ja fast das Herz.«
    »Als ob dein Herz nicht längst in deiner Brust vertrocknet wäre«, gab ich zurück. Ich rollte mich auf die Seite und versuchte, meine stechenden Kopfschmerzen zu ignorieren. Er kniete sich auf meine Brust, und mir blieb die Luft weg. Verzweifelt versuchte ich, mich von ihm zu befreien, aber es war, als wollte man eine steinerne Mauer verschieben.
    »Du hast sie deine Magie unterdrücken lassen, habe ich Recht?« Dorwans Augen waren zu Schlitzen geworden.

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