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Aus Licht gewoben

Aus Licht gewoben

Titel: Aus Licht gewoben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A Bracken
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Haar. Dort, wo ihn mein Korb im Gesicht getroffen hatte, war ein kleiner Schnitt zu sehen, doch das war nichts im Vergleich zu dem Bluterguss an seiner anderen Wange.
    Ich musste mir eingestehen, dass er eine Art spitzbübischen Charme ausstrahlte. Zumindest lag eine Spur von Sanftmut in seinen Augen. Nein, er war kein Soldat, aber trotzdem war er ein Fremder, ein Vagabund vielleicht. Auch wenn sein Gesicht nicht zu sehen gewesen wäre, seine abgetragenen Stiefel und sein zerrissener Umhang erzählten seine Geschichte. Der Druck auf meinen Arm wurde unerträglich, doch erst als ich einen kleinen Schmerzenslaut ausstieß, ließ er mich los.
    »Bist du aus dem Dorf?« Er sprach schnell und eindringlich. »Aus Cliffton?«
    Ich nickte. »Was wollen die Soldaten hier? Hast du eine Idee, warum …?«
    »Kannst du mich zum Ältesten bringen?«
    »Zu meinem Vater?« Ich trat einen Schritt zurück.
    »Ist er im Dorf?« Ich wusste nicht, wie ich reagieren sollte, und er schien das zu bemerken. Er nahm meinen Arm, diesmal jedoch viel behutsamer. »Du kannst mir vertrauen. Ich bin gekommen, um zu helfen. Ist dein Vater im Dorf, oder ist er zur Hauptstadt aufgebrochen?«
    Die Geräusche der Pferde und Soldaten drangen noch immer an meine Ohren. Ich suchte nach einem Grund, ihm zu misstrauen, konnte aber nur Verzweiflung in seinem Gesicht entdecken und echte Sorge.
    Er hatte ein gütiges Gesicht, trotz des Schmutzes, trotz der Wunden.

    »Ja«, antwortete ich schließlich. »Er ist hier. Ich kann dich zu ihm bringen.«
    Er nahm meinen anderen Arm und zog mich so schnell an sich, dass mir der Korb aus der Hand glitt. Das war das letzte Geräusch, das ich vernahm, denn im nächsten Augenblick verschwand alles, sogar der Regen. Der Mann legte seinen schwarzen Umhang um uns und zog mich näher an sich. Unter unseren Füßen begann sich die Erde zu drehen. Ein Ruck ging durch meinen Körper, und hinter meinen Augen explodierte der Schmerz. Dann umfing uns Dunkelheit.

    Ich erwachte nicht im gelben Lehm der Berge, sondern unter mehreren Decken im kühlen Dunkel meines Zimmers. Irgendwie war der Nachmittag zur Nacht geworden, ohne dass ich es bemerkt hatte. Wären da nicht das langsame Grollen des Donners und der stetig prasselnde Regen gewesen, als ich die Augen öffnete, der ganze Tag hätte ein Traum gewesen sein können.
    Wie war ich vom Pass heruntergekommen? Ich war schon öfter gefallen und hatte mir den Kopf gestoßen, doch nie so schlimm, dass ich jegliche Erinnerung daran verloren hatte. Und der Fremde, was war mit ihm?
    »Sydelle, bist du wach?«, flüsterte meine Mutter. Ich drehte den Kopf und spürte, wie das Schwindelgefühl von mir Besitz ergriff. Ihre Stimme klang nicht so schroff wie sonst.
    »Was ist passiert?«, fragte ich, während meine Augen sich noch an die Dunkelheit gewöhnten. Das flackernde Licht einer Kerze, die sie an ihr Gesicht hob, fiel auf die hellen Strähnen ihres Haars. Mein Webrahmen war auseinandergebaut und aus dem Wohnraum des Hauses hierhergeschafft worden.

    »Der Mann, dem ich in den Bergen begegnet bin, ist er hier?«
    Ich hatte Ärger erwartet, doch ich sah nur Traurigkeit in ihren Augen. Ich wusste nicht, ob ich erleichtert oder erschrocken sein sollte.
    »Es tut mir leid wegen der Wurzeln«, sagte ich schnell. »Wenn der Regen aufhört, suche ich neue.«
    Sie hielt die Kerze näher an mein Gesicht, und zum ersten Mal seit langem empfand ich die Wärme, die sie ausstrahlte, als Wohltat. Meine Haare und mein Kleid waren noch feucht, und der Regen hatte die Luft so stark abgekühlt, dass ich unter meinen Decken zitterte.
    »Ich werde deinem Vater sagen, dass du wach bist«, sagte sie. »Er ist bei unserem Gast.«
    Ohne ein weiteres Wort ging meine Mutter und ließ mich mit all meinen unbeantworteten Fragen allein. Langsam setzte ich mich auf; ich wünschte, sie hätte die Kerze bei mir gelassen. Alles, was ich in der Dunkelheit ausmachen konnte, waren mein Webrahmen und auf dem Boden daneben der lederne Beutel meines Vaters. Er war gepackt. Was hatte der Mann mich gefragt? Ob mein Vater schon zur Hauptstadt aufgebrochen sei?
    »… würden Sie … Sydelle … es ist …«
    Die Worte erreichten mich nur leise, bruchstückhaft. Ich konzentrierte mich darauf, über das langsame Trommeln des Regens hinweg die Unterhaltung auf der anderen Seite der Wand zu hören. Die Schichten aus Lehm und Putz dämpften die Stimmen, doch die klare Stimme des Fremden war so deutlich, als befände er sich bei mir

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