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Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge

Titel: Jerry Cotton - 0559 - Die Hexendroge Kostenlos Bücher Online Lesen
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»Bist du verrückt geworden?« rief Brad Custer erschrocken. »He, George, verdammt noch mal, was soll denn das?«
    Flugkapitän George Helms schien die Worte seines Kopiloten gar nicht zu hören. Er hatte die Hände fest am Steuerknüppel und zog die vierstrahlige Düsenmaschine in eine halsbrecherische Schleife hinein, als ob sie eine Maschine für Kunstflug sei.
    Brad Custer warf den leeren Kaffeebecher über die Schulter nach hinten.
    »George, verflucht, bist du wahnsinnig?« rief er entsetzt.
    George Helms gab keine Antwort. Sein gerötetes Gesicht war von einem Film winziger Schweißperlen bedeckt. Die Pupillen seiner Augen hatten sich unnatürlich geweitet und starrten hinaus in die milchigen grauen Wolken, die keine zehn Yard Sicht erlaubten.
    Custer beugte sich vor. Die Geschwindigkeit der Maschine, die physikalischen Kräfte, die auf sie einwirkten, und das undurchdringliche Wolkenmeer draußen erzeugten die Illusion, als flöge die Maschine kursgenau und den Vorschriften entsprechend schnurgeradeaus. Aber da war der künstliche Horizont, ein zuverlässiges Instrument, der die Lage des Flugzeuges achsengetreu anzeigte. Und selbst wenn der Kopilot nicht gesehen hätte, wie Helms den Steuerknüppel gedreht hatte, hätte er vom künstlichen Horizont ablesen können, daß! sie jetzt statt waagerecht mit den Flügeln beinahe senkrecht in die wahnsinnige Schleife rasten, die Helms der Maschine aufzwang. Bei einer Spitzengeschwindigkeit, die allein schon gegen alle Regeln der Fliegerei verstieß.
    Brad Custer fuhr sich mit der Hand über die Stirn. Ihm war auf einmal brühheiß. Er spürte, daß seine Finger feucht wurden von dem Schweiß, der auch ihm auf der Stirn stand. Er schob die fiebrige Hitze, die plötzlich durch seinen Körper flutete, der Erregung über das verantwortungslose Tun des Flugkapitäns zu. An den Kaffee, den er ein paar Minuten später als Helms getrunken hatte, dachte er nicht.
    »Hast du die Rothaarige gesehen, die in New York dazukam?« krächzte Helms mit einer ungewöhnlich hohen Stimme.
    »Habe ich. Warum? George, laß diesen verfluchten Blödsinn! Fliege vernünftig, oder ich muß dir das Steuer abnehmen!«
    »Wirklich, Mr. Helms«, meldete sich nun auch der Navigationsoffizier. »Mr. Custer hat völlig recht! So etwas dürfen Sie nicht tun!«
    Helms ließ die Maschine allmählich wieder in den Geradeausflug einschwenken, war jetzt aber durch sein wahnsinniges Manöver um fast dreißig Grad vom Kurs abgekommen. Es schien ihn nicht zu berühren.
    »Die Rothaarige«, sagte er und grinste breit. »Sexy, Brad, he? Aber hochnäsig! Als ob sie die Tochter vom Präsidenten wäre. Ich glaube, ich werde ihr mal ein bißchen Angst einjagen. Mal sehen, wie hoch sie die Nase dann noch trägt, dieses eingebildete Stück!«
    Brad Custer schluckte. Er hatte die Rothaarige auch gesehen, denn sie war zu spät gekommen, und sie hatten vier Minuten auf sie warten müssen. Als sie dann endlich die Gangway herauf kam, hatten wahrscheinlich alle Insassen der Maschine auf die erregend schöne Frau geblickt. Aber was, zum Teufel, hatte diese Rassepuppe mit ihrem Flug zu tun?
    »Du — du mußt den Kurs korrigieren«, sagte Brad und wunderte sich, daß auch seine Stimme plötzlich so ungewohnt hoch herauskam.
    »Na klar«, sagte George Helms. »Jetzt machen wir dasselbe in die andere Richtung! Möchte gern wissen, ob die Rothaarige vom Sitz rutscht. Was meinst du, Brad? Das muß ein Anblick sein, was? Bei den Beinen!«
    Jetzt grinste auch der Kopilot. »Himmel, hat die ein Fahrgestell!« schwärmte er. »Los, George, gib der müden Mühle mal einen ordentlichen Schwung!«
    Der Navigationsoffizier blickte von hinten her auf die beiden Piloten, die vor und einen halben Yard unter ihm im Cockpit saßen. Waren denn auf einmal alle beide verrückt geworden? Das hatte doch nichts mehr mit einem harmlosen Jux zu tun, das war bodenloser, unverantwortlicher Leichtsinn, das war ja schon fast kriminell!
    »Ich weiß nicht, Mr. Helms«, sagte er vorsichtig, »aber ich glaube…«
    »Unser Funkfritze kriegt Angst, Brad! Ahahahahaha!«
    Brad Custer stimmte in das Gelächter ein. Es war ein schrilles hohes Lachen, das gar nicht zu den sonst so männlich sonoren Stimmen der beiden Piloten paßte.
    Der Navigations- und Funkoffizier spürte, wie eine kalte Angst in ihm hochkroch. Er flog das erste Mal mit Helms und Custer, aber das konnte doch nicht ihr normales Verhalten sein! So konnten sich erwachsene Männer, denen die

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