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Aus Nebel geboren

Aus Nebel geboren

Titel: Aus Nebel geboren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily Bold
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Badzimmer und kramte in Fays Spiegelschrank. Als er gefunden hatte, was er suchte, kehrte er zu ihr zurück, tupfte ihre Verletzung mit einem feuchten Waschlappen ab und legte eine Mullbinde darüber, ehe er alles ordentlich verband. Gerade befestigte er das Ende mit einem Pflaster, als seine schöne Patientin stöhnend ihre Augen aufschlug.
    „Heilige Scheiße!“, keuchte sie und wollte sich an ihre Rippe fassen, aber Julien hielt sie davon ab.
    „Nicht! Am besten nicht anfassen. Du wurdest angeschossen.“
    Sie zuckte vor seiner Berührung zurück.
    „Du!“, schrie sie, obwohl ihr dies Schmerzen zu bereiten schien.
    „Bleib bloß weg von mir! Du und diese ganze Scheiße! Wer bist du eigentlich? Ein Irrer? Seid ihr ein Haufen Irrer, mit euren komischen Klamotten und diesem verfluchten Rubin? Sag es mir, Julien, denn ich steig hier aus – ich geh zu den Bullen! Ich erzähl denen alles! Von dir, dem Stein, diesem Gabriel und auch von dem Wanderer, der – falls du das in dem verfickten Schusswechsel nicht mitbekommen haben solltest – Chloé entführt hat!“
    Fay zitterte, so sehr regte sie sich auf, aber Julien wagte es nicht, sie zu berühren, um sie zu beruhigen.
    „Meine Schwester – für deren Sicherheit du sorgen wolltest!“
    Julien erstarrte.
    „Was sagst du da? Deine Schwester?“
    Sie schüttelte den Kopf, und Julien spürte ihre Verachtung wie einen Schlag ins Gesicht.
    „Wie dämlich bin ich eigentlich, dass ich mich von deinem Lächeln und deinen Augen habe einwickeln lassen? Als müsste ich es nicht besser wissen!“
    Fay zerrte sich das Shirt über den Verband und wollte aufstehen. Eine dumme Idee, fand Julien. Er fasste sie an den Oberarmen und zwang sie so, liegen zu bleiben. So nah über sie gebeugt, stieg ihm wieder der Duft ihres frisch gewaschenen Haares in die Nase, und er musste das Bild von ihr nur im Badetuch gewaltsam aus seinen Gedanken verdrängen. Es gab keinen schlechteren Zeitpunkt für so etwas.
    „Lass mich los! Scheiße, du tust mir weh!“
    „Lieg still, dann tut es auch nicht weh! Du kannst nicht aufstehen, Fay! Du bist verletzt“, erklärte er geduldig und ließ sie zögernd los.
    „Und nun sag das noch einmal. Er hat deine Schwester?“
    Fay gehorchte und richtete sich vorsichtig etwas auf. Sie schien verzweifelt.
    „Das ist alles deine Schuld! Wer ist der Kerl? Wo bringt er sie hin – und was will er denn überhaupt mit Chloé? Du schuldest mir verdammt nochmal ein paar Antworten!“
    Julien presste die Lippen zusammen. Sollte er Fay sagen, dass der Wanderer ein Sadist war? Dass er keinerlei Gefühle hatte, außer denen, die seine kranke Natur beflügelten? Wie konnte er ihr sagen, dass ihre Schwester in großer Gefahr schwebte, solange sie in dessen Gewalt war?
    Zum Glück musste er sich Fays vorwurfsvoller Forderung nicht gleich stellen, denn Lamar kam die Stufen herauf und füllte die Tür mit seiner Gestalt aus.
    „Wir haben den Stein. Lass uns verschwinden, Juls.“
    Julien sah von seinem Gefährten zu Fay und wieder zurück. Er wusste, was nun kam, würde nicht leicht werden.
    „Wir können nicht einfach so verschwinden, Lamar. Wir haben ein Problem.“
    Dessen eisblaue Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    „Der Frau geht es gut. Wir haben, was wir wollten – wir sind hier fertig! Wir riskieren nichts, nur weil du Gefallen an der rothaarigen Stripperin findest. Komm jetzt, ehe die Polizei hier aufschlägt.“
    Julien erhob sich und ballte die Hände zu Fäusten.
    „Hör auf mit dem Mist! Ich habe mich und meine Gefühle besser unter Kontrolle als jeder von euch. Aber hier geht es nicht um mich! Wir waren unvorsichtig, und nun ist Fay unseretwegen verletzt und verliert ihre Wohnung. Und der Wanderer vergnügt sich derweil mit ihrer kleinen Schwester! Für mich klingt das nicht, als wären wir hier fertig!“
    Fay kämpfte sich hoch und riss Julien am Arm.
    „Was soll heißen, er vergnügt sich mit Chloé? Er tut ihr doch nichts, oder? Julien?“
    Das Flehen und die Angst in ihrer Stimme trafen ihn mitten ins Herz. Sie sollte nicht wegen ihm so leiden.
    Lamar fluchte und strich sich über den Bart. Dann runzelte er die Stirn und hob etwas vom Schemel auf, der neben Fays Matratze stand.
    Ein Lorbeerblatt und eine Euromünze.
    „Gehört das dir?“, fragte er und hielt es Fay entgegen, sodass auch Julien einen Blick darauf werfen konnte.
    „Keine Ahnung, wem der Euro gehört, aber das Blatt ... wir haben keine Pflanzen“, bestätigte Fay ihre

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