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Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Titel: Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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breiige Masse. Insgesamt zählen die Rechtsmediziner 97 Einstiche. Darüber hinaus werden Rippenserienbrüche festgestellt, hervorgerufen durch stumpfe Gewalt. Todesursache: Verbluten nach innen und außen.
    Selbst die Erfahrenen und Hartgesottenen in Reihen der Todesermittler sind angesichts dieser Gewaltorgie betroffen und entsetzt, zumal das Opfer über einen längeren Zeitraum hinweg wiederkehrenden Torturen ausgesetzt gewesen sein muss. Zu diesem Ergebnis kommen jedenfalls die Rechtsmediziner. Wurde der Getötete demnach gefoltert? Oder deutet die Verstümmelung von Mund- und Augenpartien auf eine symbolisch zu verstehende Abrechnung im Milieu hin? Soll die Vielzahl der Verletzungen als Warnung verstanden werden?
    In den Kleidern des Toten wurden keine Ausweispapiere gefunden. Die Identifizierung gelingt dennoch schon wenige Stunden nach Aufnahme der Ermittlungen anhand der Fingerabdrücke des Opfers. Bei dem Toten handelt es sich um Joachim Grauert, 36 Jahre alt, ledig, kinderlos, berufslos, arbeitslos, wohnhaft gewesen in einer Zweiraumwohnung am Rand der acht Kilometer vom Leichenfundort entfernten Kreisstadt der Region. Der Mann muss zumindest während der vergangenen sechs Jahre ein unstetes Leben geführt haben, jedenfalls fiel er während dieser Zeit wegen verschiedener Delikte auf und wurde auch verurteilt, allerdings nur zu Geld- oder Bewährungsstrafen: Ladendiebstahl, Beförderungserschleichung, Körperverletzung, Sachbeschädigung, Beleidigung. Häufig soll er dabei hochgradig alkoholisiert gewesen sein.
    Diese Vita passt nach allgemeiner Einschätzung der Kriminalexperten nicht zu einem Berufskriminellen, der Opfer einer öffentlichkeitswirksamen Hinrichtung im Dunstkreis der organisierten Kriminalität geworden sein könnte. Auch war Joachim Grauert weder als Vertrauensperson noch als Informant für die Polizei jemals tätig. Überhaupt soll der Mann sehr zurückgezogen gelebt haben, ergeben erste Recherchen und Zeugenbefragungen. Möglicherweise spielte seine Homosexualität dabei eine Rolle, vielleicht der übermäßige Alkoholkonsum, möglicherweise aber auch die fehlende berufliche Perspektive.
    Nächste Verwandte können zu seinen Lebensgewohnheiten nicht befragt werden, weil es sie nicht gibt: Die vermögenden Eltern starben bei einem Autounfall, den Joachim Grauert als 14-Jähriger schwerstverletzt überlebte. Geschwister hatte er nicht. Beziehungen zu anderen Verwandten, die überwiegend in Norddeutschland leben, vernachlässigte er. Selbst den Kontakt zu seinen Großeltern, die ihn nach dem Tod der Eltern betreuten, brach er ab, ohne sich zu erklären. Ein Leben im Niemandsland.
    Auch sein Vermieter weiß nicht viel über den Mann zu sagen. »Er hat seine Miete pünktlich bezahlt«, gibt der 55-jährige Immobilienmakler zu Protokoll. »Besuch bekam er nur selten, und wenn, dann von jungen, teilweise sehr jungen Männern. Gesprochen hat er nicht viel. Ich bin beruflich häufig unterwegs. Bei meinen Fahrten habe ich ihn immer wieder mal in der Stadt gesehen. Es gibt doch diesen Treffpunkt am König-Heinrich-Platz, wo sich so viele Jugendliche tummeln. Da habe ich ihn öfter gesehen. Was er da gemacht hat, weiß ich aber nicht.«
    Die weiteren Ermittlungen bestätigen die Beobachtungen des Vermieters, dass Joachim Grauert sich tatsächlich regelmäßig am König-Heinrich-Platz aufhielt und dort Kontakt zu Jugendlichen suchte, insbesondere männlichen. Nachdem die Stadt vor anderthalb Jahren am Ende des Platzes ein kleines Fußballfeld angelegt hatte, treffen sich hier täglich zwischen zehn und 20 Jugendliche. Mädchen sind unterrepräsentiert.
    Es ist keine verschworene Gemeinschaft, keine Gang, keine Bande, die sich am König-Heinrich-Platz versammelt, vielmehr sind es überwiegend deutsche Jugendliche aus der näheren Umgebung mit losen Kontakten untereinander. Freundschaften sind eher selten. Die Ermittler beobachten ein reges Kommen und Gehen und fragen sich, wie Joachim Grauert in diese Szene hineingepasst haben will. Was trieb ihn immer wieder dorthin? Die Hoffnung, einen Sexualpartner zu finden? Die pure Langeweile? Einsamkeit? Oder vielleicht das Bedürfnis nach Anerkennung, nach sozialer Nähe?
    Antworten erwartet sich die Kripo von den Jugendlichen, die nahezu ausnahmslos aus Arbeiterfamilien stammen und auch schon mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind. Alle versichern sie, Joachim Grauert oberflächlich gekannt und auch durchaus gemocht zu haben. Er war stets freundlich,

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