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Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Titel: Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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nicht an, ließ sich nichts zuschulden kommen, wird allgemein als höflich und freundlich beschrieben, geriet mit dem Opfer niemals aneinander – und massakriert Bertha Juskowiak förmlich, ohne irgendein Anzeichen von Gefühl oder Verunsicherung zu zeigen. Die Experten der Kripo wissen auf diese Unwägbarkeiten keine Antwort. Einen solchen Fall gab es noch nicht. Und so bleibt insbesondere das Motiv auch weiterhin die große Leerstelle bei diesem Verbrechen.
    Konstantin Färber wird an einem Mittwochvormittag von zwei Kriminalbeamten festgenommen, als er auf dem Weg zu seinem Anwalt ist. Nachdem man ihm mitteilte, warum er die Beamten begleiten muss, sagt er nur noch diesen einen Satz: »Das hat man nun davon, wenn man hilft.« Und spricht danach nicht mehr mit den Ermittlern, sondern nur noch mit seinem Anwalt.

    Während der Beschuldigte einer Ermittlungsrichterin vorgeführt wird, durchsuchen Kriminalbeamte die Wohnung der Familie Färber, insbesondere das Zimmer des mutmaßlichen Mörders. Und werden fündig. In einem Umzugskarton liegt eine Halloween-Maske, die im Versandhandel 24 Euro kostet und mit folgendem Text beworben wird: »Da hat Justin (ein Serienkiller, Anm. SH) bei seiner Flucht vor der Polizei wohl nicht aufgepasst und ist ungebremst in ein scharfkantiges Gitter gerannt. Die realistisch ausgearbeiteten Schnittwunden in Quadratform sind schaurig schön und garantieren viele Blicke auf jeder Halloweenparty.« Durch die plastische Ausformung und die passende Farbgebung wirken die Wunden erstaunlich echt – und abstoßend.
    Doch es ist nicht die Maske an sich, die Konstantin Färber in Bedrängnis bringt, sondern die an ihr haftenden Blutspuren. Noch weiß niemand, um wessen Blut es sich handelt, sollte es jedoch von Bertha Juskowiak stammen, würde der Beschuldigte in akute Erklärungsnot geraten. Und dann finden die Ermittler in einer Küchenschublade noch einen Gegenstand, nach dem sie so lange vergeblich gesucht haben: ein Messer, 33 Zentimeter lang mit zwei Zentimeter breiter Klinge, an der zwar keine Blutspuren zu finden sind, dafür aber am Griff des Messers. Handelt es sich um die Tatwaffe?
    Die Ermittlungsrichterin sieht unabhängig davon einen dringenden Tatverdacht gegeben und erlässt gegen Konstantin Färber einen Haftbefehl wegen »grausamen Mordes«. Der Beschuldigte soll demnach Bertha Juskowiak nicht nur vorsätzlich getötet, sondern dabei auch ein strafverschärfendes Motiv verfolgt haben. Denn wer seinem Opfer aus gefühlloser, unbarmherziger Gesinnung besondere Qualen zufügt, begeht einen grausamen Mord.
    Während die Ermittlungsbehörden Konstantin Färber für denjenigen halten, der Bertha Juskowiak erstochen hat, glaubt seine Mutter unverdrossen und unerschütterlich an die Unschuld ihres Sohnes. »Ich weiß ja, dass er es nicht war«, gibt Margit Färber bei der Mordkommission zu Protokoll. Die 53-Jährige kann sich nicht vorstellen, dass – ausgerechnet! – ihr Sohn einen solchen Hass verspürt haben soll, um immer wieder auf einen älteren, wehrlosen Menschen einzustechen, am Ende 40 Mal. Er könne »gar nicht ausflippen«, Konstantin sei eher zurückhaltend, »und es dauert, bis er Freundschaften schließt«. Seit jeher habe er sich für andere Menschen eingesetzt und Auseinandersetzungen vermieden. Aber Konstantin und Gewalt? An die letzte körperliche Auseinandersetzung ihres Sohnes könne sie sich kaum erinnern, im ersten Schuljahr sei das wohl passiert, »eine harmlose Sache«.
    Auch das Verhältnis zu Bertha Juskowiak sei »immer gut gewesen«, berichtet Margit Färber. »Sie hat meine Kinder ja groß werden sehen. Sie hat uns kostenlos ein Stück Garten zur Verfügung gestellt, das wir nutzen dürfen, und wir waren einmal sogar zu einer Familienfeier auf ihrer Terrasse eingeladen.« Konstantin habe die Vermieterin stets freundlich und respektvoll behandelt, sei ihr sogar vielfach zur Hand gegangen und habe die Einkaufstasche nach oben getragen. »Noch vor kurzem sagte sie, sie freue sich, dass mein Sohn ab und zu mit ihr ein Schwätzchen im Treppenhaus halte. Und jetzt soll er sie erstochen haben? Aus welchem Grund denn?«

    Um mehr über das Wesen des Verdächtigen und ein mögliches Motiv zu erfahren, befragen die Ermittler Zeugen aus dem beruflichen Umfeld des jungen Mannes. »Lieb, nett, entgegenkommend, etwas schüchtern, engagiert« – so haben viele Arbeitskollegen Konstantin Färber erlebt. Seine Vorgesetzten sehen aber bei dem Mordverdächtigen

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