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Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Titel: Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbort
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aufopferungsvoll pflegte, recht erfolgreich gewesen, jedenfalls seien die Kunden stets respektvoll und zufriedenstellend behandelt worden.
    Auch das Verhältnis zur Familie Färber, die vor zehn Jahren in ihr Haus eingezogen ist, soll unauffällig und spannungsfrei gewesen sein, berichten Zeugen übereinstimmend. Bertha Juskowiak backte sogar für Konstantin und seine beiden jüngeren Brüder zum Geburtstag Kuchen. Keiner der Zeugen weiß von Missstimmungen oder Auseinandersetzungen zwischen den Parteien zu berichten.

    Weil die Ermittler bei ihren Nachforschungen nicht weiterkommen, wenden sie sich über die Medien an die Öffentlichkeit. Bürger sollen sich melden, die am Tag des Mordes ungewöhnlichen Besuch an der Haustür gehabt haben, ob Bettler, Spendensammler oder Zeitschriftenwerber, jeder, der in örtlicher und zeitlicher Nähe zur Tat aufgefallen sei, könne unter Umständen eine wichtige, vielleicht sogar wegweisende Beobachtung gemacht haben. Oder sogar als Tatverdächtiger in Betracht kommen.
    Den Fahndern gibt die überbordende Gewalt des Täters zu denken. Bertha Juskowiak ist förmlich niedergemetzelt worden, als hätte der Mörder sich in einen regelrechten Blutrausch hineingesteigert. Der Täter hat also wesentlich mehr Gewalt angewendet, als zur bloßen Tötung des Opfers notwendig gewesen wäre. In der Kriminalpsychologie wird ein derartiges Verhalten, diese überschießende Aggression, dieser Vernichtungsrausch als »Overkill« bzw. »Übertöten« bezeichnet und soll Rückschlüsse auf die Täterpersönlichkeit und das der Tat zugrundeliegende Bedürfnis ermöglichen.
    Häufig handelt es sich bei den Tätern um unreife Persönlichkeiten, die eine emotional belastete Vorbeziehung zum Opfer haben und im fortwährenden Zustechen oder Zuschlagen ihre längere Zeit zurückgehaltene Wut artikulieren, sich austoben. Der »Overkill« ist demnach dem bewussten und kontrollierten Handlungswillen des Täters entzogen und offenbart eine spezifische Zielrichtung; die Tatausführung erhält dadurch auch eine symbolisch anmutende Ausprägung, am Tatort werden Zeichen gesetzt, in denen sich ebenso die pathologische Persönlichkeit des Täters ausdrückt.
    Doch auch diese Interpretationsmöglichkeit bringt die Ermittler nicht entscheidend weiter, denn es scheint keine Person zu existieren, die diesem psychologischen Profil des Täters entsprechen könnte: Bertha Juskowiak hatte keine Feinde, sondern nur Freunde, sie war allseits beliebt und wurde wertgeschätzt. Warum also sollte jemand aus ihrem sozialen Umfeld eine derart grausame Tat verüben?
    In der Folgezeit gehen 22 Hinweise aus der Bevölkerung bei der Mordkommission ein. Die daraus resultierenden Ermittlungen bringen viel Arbeit, aber wenig Erfolg. Zwei Männer, die sich zur Tatzeit in der Nähe des Tatorts aufgehalten haben sollen, werden schnell als Verdächtige ausgeschlossen, weil sie ein nicht zu erschütterndes Alibi vorweisen können. Auch die nun vorliegenden Gutachten des Landeskriminalamts zu den in der Wohnung des Opfers gesicherten DNA-Spuren sind ernüchternd – sämtliche Spuren haben die Experten nur einer Person zuordnen können: Bertha Juskowiak. Sackgasse.
    Mittlerweile halten die Ermittler es für nahezu ausgeschlossen, dass ein fremder Täter den Mord begangen haben könnte, denn es gibt nicht den geringsten Hinweis, der diese Hypothese stützen könnte. Dafür existieren inzwischen belastbare Fakten, die wieder in eine andere, zu Beginn der Ermittlungen favorisierte Richtung denken lassen: Wenn Bertha Juskowiak den Täter nicht ins Haus gelassen haben sollte – angeblich war die Haustür zur Tatzeit geschlossen, aber nicht abgeschlossen –, es keinen Einbruch gab und sich nachweislich keine dritte Person im Haus aufhielt (es fehlen entsprechende Hinweise bzw. Spuren), dann dürfte, dann müsste der Täter jemand sein, der sich schon vor dem Mord am Tatort aufgehalten hat.

    Und diese Überlegungen führen direkt zu: Konstantin Färber, den netten und unbescholtenen Nachbarn. Denn schon den Schutzpolizisten, die kurz nach der Tat den jungen Mann in der Wohnung des Opfers angetroffen haben, ist aufgefallen, dass die Wiederbelebungsversuche eher halbherzig ausgeführt wurden, mit zu wenig Druck und an der falschen Stelle, nämlich neben dem Herzen. Auch soll Konstantin Färber nicht außer Atem gewesen sein, was nach einem längeren Versuch der Reanimation eigentlich zu erwarten gewesen wäre.
    Nur: Diesen ersten Verdacht

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