Aus versehen Prinzessin - Mary Janice Davidson4
flucht wie ein Rohrspatz. Sie ist Amerikanerin, das sind doch die geborenen Romantiker! Du musst sie umwerben, ihr den Hof machen. Weil die Amis keine eigenen Prinzen haben, träumen sie andauernd von ihnen.“
„Wie beunruhigend“, bemerkte Edmund.
„Sie ist nicht wie eines der hiesigen Mädchen – superpraktisch und geneigt, deinen Antrag anzunehmen, weil sie den größeren Zusammenhang erkennt.“
„Ich gebe zu“, gab David zu, „dass es nicht die Antwort war, die ich erwartet hatte.“
„Siehst du? Siehst du? Hab ich ein gutes Händchen gehabt oder nicht? Und zusätzlich zu ihren anderen guten Eigenschaften …“
„Die wären?“, fragte Edmund.
„… wissen wir jetzt, dass sie keine Goldgräberin ist. Du hast ihr eine Krone angeboten und mehr Geld, als Gott besitzt. Sie aber? Sie verzichtet dankend.“ König Alexander hieb mit der Faust in seine Hand. „Wir müssen sie umstimmen! Diese Frau soll das Land regieren, wenn ich einmal nicht mehr bin. Natürlich mit dir zusammen, Davey.“
„Danke, dass du das nicht vergessen hast.“
„Sie wird die Mutter meiner Enkel sein!“
„Sie“, brummte Edmund, „wird vor allem eine königliche Nervensäge sein.“
„Da hast du den Beweis! Edmund kann sie nicht leiden.“
„Haben Sie meine Mutter etwa auch nicht gemocht, Edmund?“, fragte David.
Edmund errötete, was ein seltener und wunderbarer Anblick war, und schwieg dazu, was ebenfalls ungewöhnlich schien.
„Also, ich schätze, ich könnte es vielleicht noch einmal versuchen.“ Tatsächlich brannte er sogar darauf. Christina war so … unberechenbar. Und sein Vater ein ziemlich cleverer Mann. Man konnte schlechter fahren, als auf seine Ratschläge zu hören. Außerdem hatte sie wirklich süße Sommersprossen. „Sie reist nicht zufällig demnächst wieder ab?“
„Sie kann doch nirgendwo hin, die arme Kleine.“ Der König zeigte mit dem Finger auf seinen Sohn. „Du. Machst ihr. Sofort. Den Hof.“
„Majestät“, sagte David grinsend und führte eine mustergültige Verbeugung aus.
„Lass den Scheiß.“
„Wie mein Herr und König befiehlt“, sagte er und zog sich, wiederum unter Verbeugungen, rückwärts aus dem Zimmer zurück.
„Nicky, du frecher Bengel, wenn du mir den nicht sofort wiedergibst …“
„So spricht man doch nicht mit einem Prinzen“, beschwerte sich Seine Hoheit Prinz Nicholas, Fünfter in der Reihe der Thronfolge.
„Ich werde gleich mal einem Prinzen die Scheiße aus dem Leib prügeln, wenn er nicht sofort meinen BH vom Kopf nimmt. Er passt dir nicht, und außerdem“, fügte sie drängend hinzu, „ist es mein letzter, der sauber ist.“
Nicholas, von dem neuen Hausgast und nicht zuletzt von der Unterwäsche des neuen Hausgastes fasziniert, krabbelte unter Christinas Bett hervor. Er hatte ihren BH tatsächlich um seinen Kopf geschlungen und die Ösen unter dem Kinn geschlossen, sodass er einer Maus mit großen weißen Ohren nicht unähnlich sah. Unter den dichten blonden Locken, die er (vermutlich) von seiner Großmutter geerbt hatte, blickte er zu Christina empor. „Ich hab doch nur Spaß gemacht“, lautete seine lahme Entschuldigung.
Christina schnappte sich ihren BH, wobei sie Nicholas fast erdrosselte. „Wenn du das noch ein einziges Mal versuchst, brauchen sie gar nicht mehr nach der Leiche zu suchen, kapiert?“
Er lachte sie an. „Nei-hein. Das würden Sie doch nicht tun. Außerdem verbieten unsere Gesetze, einem Mitglied der königlichen Familie etwas anzutun.“
„Ach ja? Wenn ich dadurch aber meine Unterwäsche behalten kann, scheint mir das Gefängnis kein zu hoher Preis zu sein. Was hast du überhaupt hier zu suchen? Hast du denn keinen – ich weiß auch nicht –, keinen Prinzenunterricht oder so was?“
„Sonntags doch nicht! Sie sind aber dumm!“
„Nette Art, mit ’nem Gast zu reden!“
„Haben Sie vor, lange hierzubleiben?“
„Ich weiß es nicht. Ich meine, ich kann die Barmherzigkeit deines Vaters ja nicht allzu lange ausnutzen, oder?“
„Das ist doch keine Barmherzigkeit“, sagte der Prinz empört. „Überhaupt nicht. Dad mag Sie. Wir haben immer Gäste.“
„Ja, ja. Hör mal, ich muss mir unbedingt einen Job besorgen. Vielleicht könnte ich ja … hier Arbeit finden.“ Warum war ihr das vorher noch nicht eingefallen? Und warum redete sie jetzt mit einem Siebtklässler darüber? Egal. „Ich könnte ja mal die Küche suchen und mit dem Koch sprechen …“ Vielleicht brauchten sie eine Aushilfsköchin.
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