Aus versehen Prinzessin - Mary Janice Davidson4
schleuderte David den Inhalt des letzten Eimers ins Wasser und sah übellaunig zu, wie die klügsten und entzückendsten Kreaturen des Planeten ihren Fisch verzehrten.
„Nun“, sagte Edmund, der mit einem Schlauch über der Schulter aus einem der Lagerräume auftauchte, hustend. „Das ging ja vorzüglich.“
David wäre fast in den Pinguinteich gefallen. Es war absolut unheimlich, wie Edmund immer wieder so kam und ging und nur dann gehört und gesehen werden konnte, wenn er das auch selber wollte. „Was machen Sie denn eigentlich hier? Ich kümmere mich schon darum, wenn die Felsen abgewaschen werden müssen.“
„Ich wollte Ihrem Bedürfnis lediglich zuvorkommen, Sir, so wie es jeder gute Diener …“
„Sie haben dreist gelauscht!“
„… tun würde. Im Grunde ist es besser so.“
„Was?!“
„Nun, das Letzte, was Sie gebrauchen können, wäre eine Ehefrau, die Ihnen die Wahrheit sagt, wie unangenehm sie auch sein mag. Sie brauchen jemanden, der Ihnen schmeichelt, auf Ihre Launen eingeht, eine …“
„… Frau wie meine Mutter, nein danke.“ Düster starrte David ins Wasser. „Also, jedenfalls werde ich die Pinguine nicht abschaffen, und das ist mein letztes Wort in dieser Angelegenheit.“
„Als Kronprinz brauchen Sie ja auch vieles nicht zu tun, wenn Sie nicht wollen.“
„Das ist ja die … allergrößte Lüge“, seufzte der Prinz. „Aber ich nehme an, dass Sie recht haben. Immerhin ist sie – erfrischend.“ Er schlug sich mit der geballten Faust auf die Brust. „Und sie hat mich genau hier erwischt – ich hatte tatsächlich schon Mädchen dabei, und die wirkten ganz hingerissen von diesen Vögeln, die Fisch fressen, aber nicht fliegen können.“
„Faszinierende Kreaturen sind das, ja“, räumte Edmund ein, „aber doch auch wiederum nicht so faszinierend. Ah, da kommt ja das Dinner für zwei“, fuhr er fort, als ein Lakai, nachdem er geklopft hatte, eine gewaltige Menge Essbares hereinrollte.
„Bringen Sie es doch bitte schon mal in die Galerie“, knurrte David. „Ich komme dann auch sofort nach. Sobald ich sicher bin, dass ich mit ihr sprechen kann, ohne sie zu ermorden.“
„In die Galerie?“
„Dort hält sie sich doch wahrscheinlich auf.“
Edmund sah ihn mit hochgezogener Augenbraue an. „Und woher wissen Eure Hoheit das?“
„Oh, sie liebt die Galerie. Ich glaube, es gefällt ihr einfach, meine Verwandten zu betrachten. Denn sie selbst hat ja keine, wie Sie wissen.“ Er eilte zum Waschbecken in einem Winkel des riesigen Raums und wusch sieh die Hände. „Immer vorausgesetzt, dass sie das Schloss nicht voller Abscheu verlassen hat.“
„Ach, wenn es doch so wäre …“
„Wie bitte?“
„Diese trockene Luft.“ Edmund hüstelte wiederholt, hängte den Schlauch dann adrett aufgerollt an einen Felsen und folgte dem Prinzen hinaus. „Ich muss wohl doch mal endlich was dagegen tun.“
8
„Was zum Teufel stimmt nicht mit mir?“
„Ich habe keine Ahnung“, erwiderte Prinzessin Alexandria wahrheitsgemäß. Sie saß am Ende der Galerie hinter einer Staffelei und trug ein Denimhemd und Cargohosen, die mit Farbflecken übersät waren. Sie hatte keine Schuhe an, sodass man ihre Zehen sehen konnte, die hübsch und zierlich und nach französischer Manier gestylt waren. Wie es schien, malte sie gerade die Landschaft vor dem Fenster, was äußerst interessant schien, da die Vorhänge zugezogen waren. „Ehrlich gesagt, wir haben uns das … gelegentlich alle schon gefragt.“
„Haha. Ich meine, Ihr Bruder, ein wirklich netter Typ – wenn auch vielleicht ein wenig besessen von diesen flugunfähigen Wasservögeln –, fragt mich nicht ein Mal, sondern sogar zwei Mal, ob ich ihn nicht heiraten wolle, und ich lasse ihn abfahren, als hätte ich was Besseres in petto. Ich meine, warum zum Teufel hab ich das nur gemacht?“
„Vielleicht haben Sie ja auch“, erklärte die Prinzessin, tunkte ihren Pinsel in Karibik-Blau und verstrich die Farbe auf ihrer Palette, bis der Pinsel wie ein Fächer aussah und der Farbklecks sich verdoppelt hatte, „noch was Besseres in petto, meine ich. Ich liebe meinen Bruder wirklich, und er ist ja auch zum Anbeißen, aber er dürfte beileibe nicht der einzige Fisch sein, den es zu fangen lohnt.“
„Bei dem Tempo, mit dem er die Fische an seine Pinguine verfüttert, schon.“
Alex kicherte, sagte aber nichts darauf.
„Versuchen Sie jetzt, meinen Standpunkt zu vertreten?“, wollte Christina wissen.
„Nein, ich versuche
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