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Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon

Titel: Auschwitz - Taeter, Gehilfen, Opfer und was aus ihnen wurde: Ein Personenlexikon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst Klee
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[zuletzt 1938 aus den USA]. Als sie krank wurde, habe ich die letzte Chance zur Auswanderung vorbeistreichen lassen. Sie hatte einen Schlaganfall gehabt und lag gelähmt im Bett. Der Mutter in ihrem stillen Kämmerchen konnte man den Abtransport der Juden verheimlichen, aber während ich an ihrem Bette saß und von der Praxis erzählte und mit ihr alberte und schäkerte, lauschte ich angespannt auf jedes Geräusch an der Tür, auf jeden Schritt auf der Treppe und auf das Bremsen von Wagen vor dem Haus. Wann würden sie zu uns kommen und uns holen?« Die Mutter stirbt am 30.1.1943, am 17.5.1943 wird Adelsberger deportiert. Ankunft Auschwitz am 19.5.1943: »Der erste Gang führte ins Badehaus, die Sauna [Aufnahmegebäude]. Dort begann die eigentliche Prozedur: Ausziehen, Haareschneiden, nein, Kahlrasieren bis zum letzten Stummel, Duschen, Tätowieren. Hier nahm man uns wirklich alles bis zum Letzten. Nichts blieb, nichts von unseren Kleidern oder Wäschestücken, keine Seife, kein Handtuch, keine Nadel und kein Eßbesteck, nicht einmal ein Löffel; kein Schriftstück, das uns rekognoszieren konnte; kein Bild, kein Schriftzug derer, die wir liebten. Die Vergangenheit war abgeschlossen, ausgemerzt. Dann bekamen wir Nummern, eingebrannt in den linken Unterarm und angenäht an die Kleider. Wir waren ausgeschieden aus der Welt dort draußen, entwurzelt aus unserem Land, losgerissen von unserer Familie, eine bloße Nummer, einzig von Bedeutung für die Schreibstube.« Häftlingsärztin im »Zigeunerlager« bis zur Liquidierung in der Nacht vom 1. zum 2.8.1944 (2897 Menschen). Januar 1945 in Ravensbrück. 1945/46, zu dieser Zeit wartet Adelsberger in Amsterdam auf ihre Ausreise in die USA, verfaßt sie ihre Erinnerungen: Auschwitz. Ein Tatsachenbericht . Ende 1946 am Montefiore Hospital New York, Krebsforschung. 1952 schwerer Herzanfall, Depressionen. November 1962: »Mein persönliches Leben: ich könnte sagen praktisch Null. Die freie Zeit brauche ich, um meine Kraft für die Arbeit zu restaurieren, das heißt, ich verbringe sie zu Hause, soviel als möglich im Bett.« Juni 1964 Krebsdiagnose. † 2.11.1971 New York an Brustkrebs. Lucie Adelsberger hat Deutschland nie wieder besucht.

Adler, Frieda
    Häftling Nr.  1306 , Politische Abteilung ( PA ), Lager-Gestapo
    * 11.3.1911 Presov/heute Slowakei. Ankunft Auschwitz am 26.3.1942 aus der Slowakei (999 Jüdinnen). Es ist der erste registrierte Frauentransport, der durch das Eichmann-Referat im Reichssicherheitshauptamt (RSHA IV B 4) eingewiesen wird. Sommer 1942 Schreiberin im Standesamt der PA. Die PA war in der Blockführerstube außerhalb des Stammlagers, beim Lagereingang. Es gab mehrere Abteilungen: die Aufnahmeabteilung und die Registratur (s. Bartel), das Standesamt (s. Bock) und die Vernehmungsabteilung (s. Boger). Hans Stark, Leiter der Aufnahmeabteilung: »Die Politische Abteilung des KZ Auschwitz war sachlich selbständig und unterstand nicht dem Lagerkommandanten. Mit Ausnahme von Grabner und Wosnitza war der Lagerkommandant jedoch Disziplinarvorgesetzter der Angehörigen der PA. Die PA erhielt ihre Anordnungen und Befehle entweder von der Gestapo-Leitstelle in Kattowitz oder unmittelbar vom RSHA.« Adler schreibt Totenlisten und Todesurkunden und bügelt heimlich Hemden und Hosen ihres SS-Chefs Kamphuis, den sie als »anständig« bezeichnet. Adler (zit.n. Shelley): »Im Büro ging die Akte meines Schwagers durch meine Hände. Meine ältere Schwester mit ihren drei Kindern, eine andere Schwester und ein Bruder wurden auch ausgelöscht.« Heirat mit Mordechai Sender, einem Händler aus Karpatenrußland, der Auschwitz überlebte, wohingegen seine Frau und seine Kinder dort ermordet wurden. Wohnsitz in Israel.

Adolf, Alois
    SS -Hauptscharführer
    * 15.1.1894 Birkenbrück/Bunzlau. Januar 1941 bis zum Ende in Auschwitz. SS-Totenkopf-Sturmbann. Nach 1945 in Mönchevahlberg. – Häftlingsärztin Hautval über die Ankunft (Medizin): »Zählappell. Nicht weit von uns ein ›Judenblock‹. Man führt sie vor den anderen zurück, im Vorbeigehen schlagen SS-Leute und ›schwarze Winkel‹ [als Asoziale inhaftierte Häftlinge] sie mit Stöcken und Knüppeln. Sie lachen. Wir unterdrücken einen Protestschrei. Hinnahme eines Zustands, den zu ändern man sich nicht imstande fühlt. Feigheit trotzdem … Wie viele ähnliche Dinge werden wir in der Folgezeit noch hinnehmen!«

Adolph, Benno
    KZ -Arzt
    * 17.3.1912 Reit im Winkel. 1933 SA. 1935 NSDAP (Nr. 4411361), 1938

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