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Auschwitz

Auschwitz

Titel: Auschwitz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Laurence Rees
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Büros der Lagerkommandantur (zuständig für die Sicherheit innerhalb des Lagers). Die zuletzt genannte war die mit Abstand größte Abteilung – mehr als 75 Prozent der in Auschwitz stationierten SS-Mannschaften waren mit Sicherheitsaufgaben beschäftigt. Oskar Gröning war nur insofern ungewöhnlich, als er eine vergleichsweise »leichte« Arbeit innerhalb der wirtschaftlichen Verwaltung hatte.
    Im Sommer 1942 kamen in Auschwitz Judentransporte aus ganz Europa an, aus der Slowakei, Frankreich, Belgien und den Niederlanden. Die seit Ende 1941 von den Deutschen betriebene Politik, Juden aus dem Westen vor ihrer endgültigen Deportation in Ghettos wie Łódz zu konzentrieren, wo eine weitere Selektion stattfinden konnte, bevor man die »arbeitsunfähigen« Juden umbrachte, wurde aufgegeben. Mit der Selektion in Auschwitz unmittelbar nach der Ankunft wurde der ganze Vernichtungsprozeß gestrafft. Jetzt wurde von der tödlichen Wirkung des Lagers sogar ein Teil des Vereinigten Königreichs erfaßt – die Ferieninseln Jersey und Guernsey, die beiden größten der Kanalinseln. Bei all denen, die fest davon überzeugt sind, daß niemand in England, Schottland oder Wales mit den Nationalsozialisten kollaboriert hätte, falls diese jemals ihren Fuß auf britischen Boden gesetzt hätten, muß die nun folgende Geschichte tiefe Verwirrung auslösen.
    Die Kanalinseln, ein kleiner Archipel vor der Nordwestküste Frankreichs, konnten zu keiner Zeit von England verteidigt werden.
    Diese Inseln, die stets loyal zur britischen Krone standen, aber eifersüchtig auf ihre Unabhängigkeit von der britischen Regierung bedacht waren, wurden im Juni und Juli 1940 von den Deutschen kampflos besetzt. Ebenso wie in Frankreich zogen es die Deutschen vor, ihr Besatzungsregime soweit wie möglich über die bereits bestehende administrative Struktur auszuüben; diese Besatzung war etwas völlig anderes als das deutsche Vorgehen in Polen oder der Sowjetunion. Dessenungeachtet waren die deutschen Besatzer gegenüber den jüdischen Einwohnern der Kanalinseln ebenso unduldsam wie in Minsk oder Warschau. Im Oktober 1941 wurde in der Jersey Evening Post eine Bekanntmachung veröffentlicht, mit der die Juden aufgefordert wurden, sich bei Clifford Orange, dem für Ausländer zuständigen Beamten, registrieren zu lassen. Im selben Monat erschien eine ähnliche Bekanntmachung in der Guernsey Evening Post , mit der alle Juden auf der Insel aufgefordert wurden, sich bei der Polizei zu melden.
    Da die jüdischen Bewohner der Inseln mit der unmittelbar bevorstehenden Ankunft der Deutschen gerechnet hatten, waren die meisten von ihnen bereits auf das britische Festland entkommen. Nur eine kleine Anzahl von ihnen war aus unterschiedlichen Gründen zurückgeblieben: Zwölf Juden ließen sich auf Jersey registrieren, auf Guernsey waren es vier. Auch hier wie im übrigen Europa war die polizeiliche Erfassung der Juden der erste Schritt zur systematischen Verfolgung. Als erstes mußten jüdische Ladenbesitzer in ihrem Schaufenster ein Schild mit der Aufschrift »jüdisches Geschäft« aushängen; anschließend wurden die Geschäfte »arisiert« und mußten unter Zwang an Nichtjuden verkauft werden. Bei diesem Verfahren leisteten die Behörden der Kanalinseln wertvolle Hilfe: Sie nahmen den Besatzern die Arbeit ab. In einem typischen und herzzerreißenden Brief von einem der Juden auf Jersey, Nathan Davidson, an den Kronanwalt auf Jersey vom 23. Januar 1941 heißt es: »Gemäß Ihren Anweisungen möchte ich Ihnen mitteilen, daß ich die Abwicklung meines Geschäfts beendet …, den Rolladen vor dem Fenster heruntergelassen und ein Schild mit der Aufschrift »CLOSED« von außen daran angebracht habe.« 20 Clifford Orange konnte im Juni 1941 dem Amtmann auf Jersey und über diesen den deutschen Besatzern bestätigen: »Es gibt auf der Insel keine Juden, die als solche registriert wären, die ein Geschäft betreiben.« 21
    Weitere Anordnungen legten genaue Zeiten fest, in denen die Juden auf den Kanalinseln einkaufen durften, und verhängten über sie eine Ausgangssperre. Die einzige diskriminierende Anweisung, gegen die sich die Behörden auf Jersey sträubten, war die Vorschrift, daß die Juden einen gelben Stern tragen müßten. In diesem einen Fall wandten sich der Amtmann und der Kronanwalt an die deutschen Militärbehörden und baten sie, die Anordnung noch einmal zu überdenken. Doch trotz ihrer Proteste verlangte Dr. Casper, der deutsche Kommandant, es

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