Auserwählt – Die Linie der Ewigen (German Edition)
gerade wirklich gesagt? Hätte ich nicht gelegen, mir wären umgehend die Knie eingeknickt.
„Kannst du das bitte noch mal wiederholen?“, fragte ich ungläubig. Daron gab mir zwei kleine Küsse auf die Nase und den Mund und lächelte.
„Du hast schon richtig verstanden. Ich liebe dich. Ich hätte selber nicht gedacht, dass das so schnell geht, geschweige denn, dass ich dir das jetzt sage. Aber es fühlt sich einfach so verdammt richtig an, und ich dachte, wenn ich es jetzt nicht sage, dann verstreicht dieser einmalige Augenblick ungenutzt. Ich wollte einfach nur, dass du das weißt.“ Er lachte. „Und jetzt schau nicht so schockiert.“
„Tut mir leid“, stammelte ich völlig perplex, „es … ich … also, ich hatte damit jetzt wirklich nicht gerechnet.“
Mein Herz, das sich gerade wieder einen normalen Rhythmus hatte zulegen wollen, fing an, erneut zu beschleunigen. Ich war mir sicher, ihn bereits ebenfalls zu lieben, zu intensiv und überwältigend waren die Gefühle, die ich für Daron empfand. Sie waren so anders als alles, was bisher ein Mann in mir hervorgerufen hatte, und ließen meine früheren Beziehungen rückblickend wie lächerliche Schwärmereien aussehen. Doch ich hatte Angst, jetzt schon die großen drei Worte auszusprechen. Tolles Timing, Aline, aber schlafen konntest du problemlos mit ihm, schalt ich mich wegen meiner irrationalen Zickerei. Ich wusste, wenn ich diesen einen Satz sprach, war mein Herz unwiderruflich vergeben. Meinen Körper an jemand anderen zu binden, das war eine kurze Sache, die ebenso schnell, wie sie gekommen war, wieder beendet werden konnte. Mein Herz für jemanden zu öffnen, das war eine weitaus schwierigere Angelegenheit. Es konnte in einer Minute noch vor Lebensfreude und Liebe für einen besonderen Menschen strotzen, während nur ein einziges Wort, eine Geste oder ein Blick reichten, um es innerhalb von Sekunden in tausend Stücke zersplittern zu lassen. Es zu kitten war eine langwierige und schmerzhafte Angelegenheit, die ich mir dieses Mal einfach ersparen wollte. Zu oft schon war auf meinen Gefühlen herumgetrampelt worden. Und noch gab es zu viele Ungereimtheiten, die ich erst geklärt haben wollte.
„Daron…“, begann ich zögerlich, wurde aber von einem Finger auf meinem Mund umgehend zum Schweigen gebracht.
„Ist schon okay, Aline. Ich verstehe dich, sehr gut sogar. Ich weiß, was du für mich empfindest. Ich sehe es in deinen Augen, in deinen Gesten, in der Art, wie dein Körper auf mich reagiert. Dazu brauche ich die Worte nicht zu hören. Ich möchte sie dann von dir hören, wenn du dir ganz sicher bist, dass du sie sagen willst. Ohne Druck und ohne Verpflichtung, einfach weil du dir ganz sicher bist und nicht, weil ich sie zu dir gesagt habe.“
So viel Ehrlichkeit hatte ich nicht erwartet, und ich verspürte daraufhin einen dicken Kloß im Hals. Wenn du jetzt flennst, Aline Heidemann, während dieser Halbgott von Mann zudem noch in dir steckt, dann brauchst du dich morgen nicht mehr im Spiegel anzuschauen. Verdammt, bewahre dir wenigstens noch ein kleines bisschen Würde, ermahnte ich mich selbst.
Mit leicht angefeuchteten Augen, die Tränen so gut wie es ging hinuntergeschluckt, erwiderte ich mit leicht belegter Stimme: „Ist gut. Ich danke dir für dein Verständnis. Ehrlich, Daron, ich weiß das zu schätzen.“
Sein Mund lächelte, doch ich spürte sofort, dass ihm in Wirklichkeit so ganz und gar nicht danach war. Er nickte kurz, küsste mich noch mal sanft auf die Lippen, um dann vorsichtig aus mir herauszugleiten.
„Das Gästebad ist hinter der Tür rechts neben dem Eingang, wenn du dich frisch machen möchtest. Es gibt dort auch eine Dusche“, grinste er mich an, doch in seinen Augen sah ich – Niedergeschlagenheit. Mit Schrecken erkannte ich, dass es Enttäuschung sein musste. Ich sah ihm hinterher, wie er eine Tür auf der linken Seite öffnete und in einen anderen Raum eintrat, offenbar das Schlafzimmer. Mir war, als müsse mir das Herz brechen, als ich ihn so geknickt von dannen schleichen sah. Dieser Hüne mit der mysteriösen Aura wirkte auf einmal wie geschrumpft, so wie er seine stattlichen Schultern hängen ließ, und das nur, weil ich seine Worte nicht hatte erwidern können.
Oder wollen.
Was für eine Ironie.
Jetzt brach mir das Herz, das ich so unbedingt hatte schützen wollen, eben weil ich es hatte schützen wollen, und ich erkannte, dass mir soeben ein riesengroßer Fehler unterlaufen war. Ich hatte seine
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