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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Eschbach
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letzten Meldungen im Australienkrieg, Gewalt und Anarchie in Südamerika … Und die Fußballergebnisse der Pokalspiele Mittelost. Israel hat Libanon 1 : 0 in der Verlängerung geschlagen, trifft jetzt im Finale auf Syrien.«
    »Wir nehmen eine«, sagte Julian.
    Sie teilten sich das Blatt, Markus begann mit den Nachrichten. Wieder irgendwelche Scharmützel zwischen chinesischen und australischen Streitkräften, wie das seit Jahren ging. Wieder waren Hunderte asiatischstämmiger Bürger Australiens interniert worden. Und immer noch Unruhen in Venezuela, das mit dem Versiegen seiner Ölfelder nicht fertig zu werden schien.
    »Gegen Syrien haben sie keine Chance«, meinte Julian. »Nicht ohne Ben Scholem. Das ist der Mittelstürmer. Er ist verletzt, heißt es hier.«
    »In Sachen Fußball bin ich nicht mehr auf dem Laufenden«, gestand Markus und faltete das Blatt zusammen. »Und die Regeln des American Football werde ich in diesem Leben nicht mehr begreifen.«
    Julian legte seinen Teil der Zeitung ebenfalls beiseite. »Sag mal, wie ist denn das jetzt überhaupt bei euch drüben? Mal hört man, die Vereinigten Staaten sind nicht mehr vereinigt, dann heißt es wieder, das sei alles übertrieben …«
    Markus seufzte. »Leider nicht. Wir haben überall den Dollar, noch jedenfalls. Und wir haben noch einen Präsidenten. Aber der sitzt hauptsächlich zwischen allen Stühlen. Davon abgesehen …«
    Er schaute aus dem Fenster. Immer öfter sah man jetzt Reihen von Westermans. Gerade überflogen sie eine Szenerie, die heutzutage so typisch war, die er aber noch nie aus dieser Perspektive gesehen hatte: ein Auto an der Zapfstelle eines Bauernhofs, der Treibstoff auf eigene Rechnung verkaufte. Zwei Männer, die ein Schwätzchen hielten, während der Tank sich füllte.
    »Da, wo ich lebe, das ist heute de facto ein Staat namens Northwest Pacific. Das umfasst das alte Oregon, Washington – den Staat, nicht die Stadt – und Nordkalifornien. Uns geht’s noch am besten von allen, aber wir haben große Probleme mit Flüchtlingen aus dem Süden. Und an der Küste mit Piraten aus Asien; das wird immer dramatischer.«
    Julian sah ihn ernst an. »Und der Süden, das ist …?«
    »Einmal der Südwesten – Südkalifornien, Arizona, New Mexico, Nevada, Utah, Colorado. Heute nahezu unbewohnbares Land. Kaum Landwirtschaft, folglich Treibstoffmangel. Und das, wo man dort ohne Klimaanlage und künstliche Wasserversorgung umkommt.« Ganz zu schweigen von den zunehmenden Konflikten mit Mexiko. Ein heikles Thema, seit sich die Neuenglandstaaten geweigert hatten, weiterhin Mittel für die militärische Sicherung dieser Grenze zur Verfügung zu stellen. »Und dann der Südosten, inzwischen ein Gottesstaat. Frauen müssen Kopftücher tragen, wer über Evolution spricht, kommt ins Gefängnis, und der Gottesdienst am Sonntag ist Pflicht. Hört man jedenfalls.« Und die High Plains, die Treibstofflieferanten, die trotzdem immer mehr verödeten. Die North Mountain Staaten, in denen nur Trapper und Schafhirten noch ein Auskommen fanden. Und so weiter. Immerhin konnte man das Land inzwischen per Zug auf der Nordroute einigermaßen unbehelligt durchqueren.
    Julian stieß einen tiefen Seufzer aus. »Das klingt, als hätten wir es hier noch richtig gut.«
    »Habt ihr.«
    »Und warum bist du drüben geblieben?«
    Markus musterte ihn nachdenklich. »Das ist schwer zu erklären. Weil es einmal eine Kraft in meinem Leben gab, die mich mit unwiderstehlicher Macht dorthin gezogen hat. Weil ich dort das Gefühl habe, an dem Ort zu sein, an den ich hingehöre.« Er dachte an die Berge und die Pazifikküste und die Weiten und den Geruch im Sommer und fügte hinzu: »Und weil ich es trotz allem großartig finde.«
    »Wir hatten gehofft, dass dich deine Frau begleitet. Wir hätten sie gerne endlich kennen gelernt.«
    Markus griff nach seiner Tasse, stürzte den kalt gewordenen letzten Schluck Kaffee hinab. »Geplant war es. Aber dann ist etwas dazwischengekommen.« Ein Streit, wie so oft. Ein dummer, herzloser, verletzender Streit.
    Seine Ehe gehörte zu den Dingen, die er mit trotz allem gemeint hatte. Irgendwie hatten Amy-Lee und er es nicht so hinbekommen, wie sie sich das vorgestellt hatten.
    Die Fahrt das Rheintal hinab war herzergreifend schön. Die Kähne, die auf dem Fluss schipperten, die alten Burgen, die Weinhänge … Viel zu schnell hatten sie Koblenz erreicht, wo das Luftschiff an der Haltestelle Ehrenbreitstein festmachte und Julians Familie ihn

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