Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
ohne dich«, sagt Steffen. »Für dich ist hier Schluss. Fahre nach Hause und koche uns eines deiner leckeren Essen. Wir kommen nach getaner Arbeit zu dir ins Haus. Christian übernimmt jetzt für dich.«
»Gib mir die Ladenschlüssel, Mama. Übrigens Schnitzel mit Kartoffelsalat wären prima. Ich habe ein intensives Déjà Vue und fühle mich in vergangene Zeiten zurück versetzt, als ich mit Steffen und Frederik noch eine zufriedene Familie war. Gerührt von der Hilfsbereitschaft meiner Lieben fahre ich zum Supermarkt und kaufe für ein gutes Essen ein. Auf dem Rückweg kommt mir der Abschleppwagen mit meiner Ente entgegen.
»Es tut sich was.«
Christian will wissen, wie der Beauty Shop heißen soll.
»Du solltest dir rasch Gedanken über die Außenwerbung machen. Willst du ein Schild, eine Leuchttafel oder sollen die Scheiben in Folie gestaltet werden? Ich brauche deine Antwort und deinen Entwurf bis heute Abend.« Ich entscheide mich für ein einfaches Werbeschild mit dem Schriftzug Mató Beauty & Spa, das über dem Eingang angebracht werden soll. Danach empfange ich mehrere Bewerber, die sich auf mein Stellenangebot Masseur/in gemeldet haben und gebe dem jungen Jean den Zuschlag.
Am Abend vor der Eröffnung hole ich noch die Flyer von der Druckerei ab und lade meine fleißigen Helfer zu René ein. Ich habe fünf Plätze am Stammtisch reserviert und ein mehrgängiges Menü bestellt. Als wir eintreffen, sehe ich, dass unser Tisch bereits besetzt ist. Phillip, Jenny und der Fantasie Roman Verfasser haben meine bestellten Plätze eingenommen.
»Hier ist für uns reserviert. Sucht euch einen anderen Platz!«
»Das ist der Tisch für die Residenten. Ich sehe hier keine Residenten unter deinen Begleitern«, sagt Jennifer.
»Schleich dich und schaff mir diesen Märchenbuchschreiberling aus der Sicht, bevor ich mich vergesse!« Phillip steht auf und zeigt an, dass die beiden ihm folgen sollen.
»Wenn ich mal einen Rausschmeißer brauche, werde ich dich engagieren«, lacht René, als er die Getränke an den Tisch bringt.
»Ja, man sollte sie nicht reizen. Wütend ist sie brandgefährlich«, wissen alle aus Erfahrung.
»War das Speedy Suckers?«, flüstert Sarah und ich nicke. Durch seine Anwesenheit lasse ich mir nicht die Stimmung verderben. Ich bin fest entschlossen, den letzten Abend mit Frederik, Steffen und Christian zu genießen. Ihr Flieger geht am nächsten Tag. Sarah verspricht, mir noch für eine Woche zur Seite zu stehen. Meinen Nachtisch trete ich an meinen Sohn ab und suche die Waschräume auf. Als ich wieder zum Tisch gehen will, stellt sich Mike mir in den Weg. Vor der geöffneten Küchentür ruft er mir aufgebracht zu: »Du gehst mir aus dem Weg und reagierst nicht auf meine Mails. Warum stehst du nicht zu deinen Gefühlen?«
»Ich empfehle dir den dringenden Besuch bei einem Therapeuten. Du bist nicht ganz klar im Kopf, sonst hättest du nicht diese Fantastereien geschrieben. Ich habe nie Leidenschaft für dich empfunden und auch nie freiwillig mit dir geschlafen. Du Schuft hast mich bestiegen, mich besudelt und beschmutzt. Mit den Konsequenzen darf ich jetzt klar kommen. Sprich mich nie wieder an und VERSCHWINDE!« Ich drehe mich um und sehe in die erschrockenen Gesichter von Steffen und René. Sie sind mir gefolgt, nach dem sie bemerkten, dass Mike mir auflauerte. René geht wortlos in die Küche zurück. Steffen schaut mich betreten an. Wir sprechen kein Wort mehr darüber.
René erhält schon seine dreißigste Gratismassage von Jean. Lieber hätte er sich von mir behandeln lassen. Aber ich kümmere mich um den Verkauf im Ladengeschäft. Natascha kommt regelmäßig auf einen Plausch vorbei. Sie verteilt Handzettel an ihre Kunden, wenn sie an den Markttagen am Stand arbeitet. Jenny beobachtet das Treiben am neuen Anziehungspunkt des Ortes heimlich von der anderen Straßenseite. Ich bin nur noch zum Schlafen und zum Füttern des Kaninchens zu Hause. Es ist Anfang Juni und ich treffe auf immer mehr bekannte Gesichter. Ich darf mit der Geschäftsentwicklung zufrieden sein. Die Feierabende verbringe ich bei René nebenan und lausche tapfer den Liebesliedern, die die Musiker früher auch für mich gesungen haben. Als ich einige Kosmetikprodukte für eine Kundin als Geschenk verpacke, kommt Clara in den Laden gerannt.
»Mamam!«, ruft sie laut und fällt mir um den Hals. Ich lasse Papier und Schere fallen und drücke sie fest und lange.
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