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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frieda Lamberti
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die blöde Frage? Du warst über vier Monate weg und fragst mich, ob der Laden gut läuft? Interessiert es dich nicht, wie es mir geht? Wie es mir all die Monate erging?« Mein Ton wird schärfer. »Wie konntest du dich so lange aus dem Staub machen? Ohne ein Wort!« Er schenkt sich ein Glas aus der Flasche ein und prostet mir zu.
   »Ich trinke darauf, dass es dir weiterhin gut geht, denn wie ich weiß, bist du prima ohne mich klar gekommen. Du siehst zufrieden aus. Das ist die Hauptsache.«
   »Dann warst du zu lange ohne Sonnenbrille unterwegs und deine Augen haben Schaden genommen. Zufrieden? Wie kann ich zufrieden sein? Ich vermisse dich jeden einzelnen Tag. Du mich etwa nicht?«
   »Doch, wie verrückt«, sagte er und nimmt mich in den Arm.
   »Bitte lass mich nicht los, ich habe solange auf diesen Moment gewartet«. Er streichelt mein Gesicht und greift mir beim Küssen immer fester in die Haare. Ich schaffe es noch, die Ladentür abzuschließen, bevor er mich in den hinteren Raum zieht. Geballte Lust, Wut und Enttäuschung vollzieht sich in unserem Akt. Erschöpft liegen beide neben einander. Ich liebe ihn so sehr, egal, was andere Leute sagen, ich will, dass er bei mir ist, denke ich und umklammere ihn fest.
   »Wo ist Clara?«
   »Zu Hause in unserer neuen Wohnung.«
   »Du hast eine Wohnung?«
   »Marie, wir kommen nicht zurück. Ich habe das Buch gelesen. Obwohl ich dich liebe und mich nach dir sehne, kann ich dir nicht verzeihen.«
   »Es gibt nichts zu verzeihen! Das Buch ist erstunken und erlogen. Wenn du mir nur einmal zugehört hättest. Aber du musstest ja fortlaufen!«
   »Ich möchte morgen gern Claras Möbel abholen. Ist das in Ordnung für dich?« Ich verstehe die Welt nicht mehr und bin fassungslos und aufgebracht.
   »Du kommst unter dem Vorwand, mir zu gratulieren, schläfst mit mir und eröffnest mir danach, dass du eine Wohnung hast und nicht zurück kommst? Du willst mich nach all der Zeit noch nicht einmal anhören? Du glaubst, was dieser Schmierenfink geschrieben hat ohne ein Wort von mir dazu? So langsam begreife ich! Du glaubst mir sowieso nicht. Du hast mir nie geglaubt, geschweige denn vertraut. Vielleicht hat uns doch nur der Sex verbunden und wir hatten tatsächlich eine Beziehung ohne Substanz. Wie traurig, sich das nach Jahren eingestehen zu müssen, Loverboy!« Wuttränen rennen über mein Gesicht. Ich stehe auf und ziehe mich an. Aus dem Schrank hole ich ein großes Paket und werfe es Tobias vor die Füße.
  »Der Ranzen für Clara. Er ist pink! Und jetzt verschwinde. Ich habe Gäste, die auf mich warten.«

Meine Besucher haben sich richtig ins Zeug gelegt. Angesichts der Mühe, die sie sich mit dem Fest gegeben haben, schlucke ich meine schlechte Stimmung herunter. In dieser illustren Runde wurde noch nie bei uns gefeiert. Der schöne Jean kam in Begleitung seines Freundes Carlos. Der junge Kubaner steht seinem Partner, was die Attraktivität angeht, in nichts nach. Die Friseurin Claire flirtet ungeniert mit Sarah. Frederik wirft Natascha gefährliche Blicke zu. Als sich die Paare zur Salsa Musik auf der Terrasse bewegen, fragt Steffen mich nach meinen Plänen.
   »Ich werde das SPA noch bis Ende September geöffnet halten. Danach gehe ich in die Pause. Das Geschäft lohnt sich im Winter nicht und ich brauche dringend eine Auszeit. Vielleicht komme ich dich im Oktober besuchen und bleibe einige Wochen in Hamburg. Wir könnten etwas Zeit mit unseren Enkeln zusammen verbringen.« Steffen ist erstaunt. Aber weil er sich über meine Absichten freut, fragt er nicht weiter nach. Ich bitte ihn um einen Gefallen.
   »Tobi wird morgen kommen und Claras Möbel abholen. Ich möchte ihm nicht begegnen. Würdest du das für mich übernehmen?« Selbstverständlich sagt er zu.

Clara besucht mich täglich im Geschäft und erzählt mir von den Erlebnissen in der Schule. Während sie sich ihre Streicheleinheiten abholt, wartet Tobi bei einem Kaffee nebenan.
   »Sage Papa, dass er morgen Titus hier abholen soll. Ich fahre weg und kann mich nicht mehr um ihn kümmern.« Sie richtet es ihrem Vater aus.
Ich bespreche mich mit René und handel für das kommende Jahr einen festen Mietzins für den Laden aus. Claire beneidet mich. Sie muss den Winter durcharbeiten. Jean unterschreibt einen neuen Arbeitsvertrag für die nächste Saison.
   »Wohin fährst du?«, will Tobias wissen. Ich antworte ihm zögerlich, ohne ihn anzusehen.
  

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